Der "mutige Luftritter" und die "Mülltütenballone"

wS/rile -Hilchenbach – Die „großen, schwebenden Kugeln“ am Himmel haben ihn schon fasziniert als er noch ein kleines Kind war. Daran erinnert sich Tim-Oliver Wobig noch genau. Den 19-Jährigen, der in Hilchenbach aufgewachsen ist und gerade eine Berufsausbildung zum Gärtner bei der Stadt Siegen absolviert, ließen diese „Kugeln“ nicht mehr los. Seine Mutter erkannte das Interesse ihres Sohnes an den Luftgefährten und brachte ihn zum Ballonsportclub Hilchenbach.

Für Tim-Oliver wurde der Ballonsport zur Leidenschaft. Jede freie Minute verbrachte er im Sportclub. Er wollte alles lernen, was es über das Ballonfahren zu lernen gibt. Er träumte davon, eines Tages selbst einen Ballon zu fahren. Doch bis dahin ist es für den jungen Mann noch ein weiter Weg. Eine Freiballon-Führerlizenz darf erst ab 16 ½ Jahren begonnen werden. Darüber wäre Tim-Oliver ja nun schon um einiges hinaus. Doch da ist noch der Kostenfaktor. Der Erwerb einer solchen Lizenz kostet 9 000 Euro. Und so begnügt sich der 19-Jährige einstweilen damit, sich im Ballonsportclub, dem er seit dem letzten Jahr als festes Mitglied angehört, sich als „Erdferkel“ zu betätigen. Das heißt, er darf mithelfen, die Ballone wieder einzupacken, wenn sie den Boden erreicht haben.

Daß er selbst schon einige Male in einem der beiden Vereins eigenen Ballone abgehoben hat, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit. Und Tim-Oliver hat auch bereits die Ballontaufe hinter sich und darf sich nun „Fürst Tim-Oliver von Heinsberg, mutiger Luftritter über Hilchenbach und Baumwipfelbieger zu dem Landeplatz an der Hommeswiese zu Freudenberg“ nennen.

Ballonne1

Alles das jedoch hat den jungen Mann, der hobbymäßig sehr viel mit Luftfahrzeugen experimentiert, nicht zufrieden gestellt. Er begann, seine eigenen Ballone zu bauen und das, man höre und staune, mit Mülltüten.

Bevor man beginnt, wird ein „Artwork“ vorgezeichnet im Maßstab 1:2“, berichtet Tim-Oliver Wobig. Solch ein – nennen wir ihn einstweilen „Mülltütenballon“- entsteht auf einer Gesamtfläche von 40 Quadratmetern, erklärt er. „Die einzelnen Mülltüten werden in Streifen geschnitten, mit Tesafilm verklebt und auf Ballonformat gebracht. Etwa drei Wochen benötigt der Bastler, bis das Objekt fertig ist. Der Ballon funktioniert mit Absorption, also mit Sonnenenergie. Nach seiner Fertigstellung beginnt ein Testaufrüsten, das nur in der Sonne passieren kann. Die Luft im Ballon erwärmt sich auf etwa 50 Grad Celsius. Dann beginnt er zu steigen mit einer Auftriebskraft von 0,3 pro erwärmtem Kubikmeter.

Für einen „Nichtkenner“ ein ziemlich komplizierter Vorgang. Für einen mittlerweile erprobten Ballonbauer wie Tim-Oliver kein großes Problem mehr.

Heißluftballone haben es ihm schon immer angetan, denn vor seiner Entscheidung, Gärtner zu werden, hat Tim-Oliver Wobig mit dem Gedanken gespielt, Ballon-Näher zu werden. Aber der Weg dahin wäre ihm zu lang geworden, gesteht er im Gespräch. „Darum habe ich mich auch gar nicht erst beworben!“

Sein Hobby soll auch ein Hobby bleiben. Im Augenblick ist Tim-Oliver noch der einzige „Hobbyballonbauer“ in NRW. Aber da bekanntlich niemand gerne allein ist, viele nicht einmal bei ihrem Hobby, sucht Tim-Oliver Gleichgesinnte. Sein größter Wunsch augenblicklich ist es, ein kleines Team von Interessenten um sich zu haben, mit denen er planen, bauen und seine Leidenschaft teilen kann.

Immerhin: Diese Ballone kann man nicht nur einfach so fliegen lassen. Sie eignen sich zum Einsatz vielerlei Zwecke. Zum Beispiel kann man diese Modellballone dazu nutzen, sie mit einer Kamera auszustatten um Panorama-Aufnahmen zu machen. Mann kann sie zu Wettfahrten nutzen, ebenso zu Fuchsjagden oder auch zum „Konturenfahren“ als menschlichen Leistungstest.

Tim-Oliver wartet zur Zeit noch auf Sponsoren, die sein Projekt für ein ferngesteuertes Modell (als Nachbau eines richtigen Heißluftballons) finanzieren.

Wer mehr über Tim-Oliver Wobig und sein ungewöhnliches Hobby erfahren möchte, der kann sich auf seiner Homepage unter www.solarballon-hilchenbach.de weitere Informationen holen. Übrigens: Start (und Landepunkt) ist Helberhausen, Helberhäuser Weg.

Im elterlichen Garten probiert er seine Ballonkonstruktionen aus. Foto: Wobig

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