wS/jk – Siegen – Zivilcourage ist in einer freien Gesellschaft unverzichtbar – doch ist sie auch heutzutage noch keine Selbstverständlichkeit. Denn zivilcouragierte Handlungen erfordern vor allem Mut. „Mut deshalb, weil der Handelnde dabei mitunter nicht nur mit Gegenreaktionen, sondern auch mit verbalen oder im schlimmsten Fall sogar körperlichen Repressalien rechnen muss“, erläuterte Landrat Paul Breuer.
Positive Beispiele
Positive Beispiele von Mut und Zivilcourage wurden jetzt im Kulturhaus Lyz im Rahmen einer Ehrung der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein aufgezeigt. 20 Menschen aus der Region, die sich im vergangenen Jahr in dieser Hinsicht verdient gemacht haben, erzählten ihre Geschichten und wurden für ihr vorbildliches Handeln entsprechend ausgezeichnet.
„Es muss ‚in‘ sein, Zivilcourage zu leben“, forderte Landrat Paul Breuer in seinen Begrüßungsworten. Peter Ginsberg, der sich als Kriminalhauptkommissar inzwischen im Ruhestand befindet, führte durch einen interessanten Abend im Lyz. Neben Breuer gratulierten Polizeidirektor Franz-Josef Hahmann und AOK-Regionaldirektor Dirk Schneider den couragierten Bürgern.
Seitens der DJK Eiserfeld, die jedes Jahr ein Anti-Drogen-Fußballturnier veranstaltet und sich auf diesem Gebiet ebenfalls stark engagiert, weilte Maik Otto unter den geladenen Gästen, die zum Großteil aus Angehörigen der Geehrten sowie Vertretern der Ausrichter des Abends und ihren Partnern bestanden. Im Mittelpunkt standen aber die 20 Mutigen, die viel zu berichten hatten.
Einsatz im Ernstfall
Bemerkenswert vor allem, was die Schüler des Sanitätsdienstes des Siegener Löhrtor Gymnasiums leisteten. Die Gruppe um Lehrer Bernd Mosler war am 22. Juni diesen Jahres auf dem Weg zu einem Jugend-Rotkreuz-Vergleichswettkampf nach Bad Laasphe, als sie ihr Können unerwartet im Ernstfall unter Beweis stellen mussten. Denn die Jugendlichen waren unter den Ersthelfern bei dem schweren Zugunglück bei Saßmannshausen mit 32 Verletzten (wir berichteten ausführlich).
Den schwer verletzten Zugbegleiter versorgten sie an der Unfallstelle, weiteren Leichtverletzten konnte sie ebenso helfen. „Es waren drei bis vier Menschen, denen wir Erste Hilfe leisten und die wir dann an den Rettungsdienst der Feuerwehr übergeben konnten“, schilderten Viola Balaj, Lukas Franzen, Franziska Kneisel, Maximilian Paashaus, Helen Tröster und Helen Keßler unisono im Lyz. Respektabel: Sie nahmen später noch am Wettkampf in Bad Laasphe teil – mit Erfolg.
Menschenleben gerettet
Ein Menschenleben rettete auch Torsten Menn aus Hilchenbach, in dem er zum Stammzellenspender wurde. Bundeswehrsoldat Manuel Langenbach aus Wilnsdorf-Wilgersdorf versorgte beim Herdorfer Karneval einen Mann, der mit einem Herzstillstand zusammengebrochen war. Durch die Sofortmaßnahmen des 27-Jährigen ist Johannes Quartier heute noch am leben. Auch Jens Weber vom DRK half hier vor Ort mit.
Als „gute Nachbarin“ kann sich derweil Sabine Ulrich aus Siegen bezeichnen, die zwei Täter beobachtete, die im Gebäude gegenüber einstiegen. Sie verständigte die Polizei, die dann mit Blaulicht und Sirene am Tatort eintraf. „Dadurch sind die Einbrecher leider zu früh vertrieben worden“, übte sie leise Kritik an den Beamten. Caroline Schmidt und Mario Grasso halfen einem jungen Mann nach ihren Kinobesuch.
Beherzt eingeschritten
Das Pärchen hatte einen Streit beim Kinocenter an der Sandstrasse in Siegen beobachtet. Als das Opfer bei ihnen Schutz suchte, gewährten sie ihm diesen und versuchten die Kontrahenten zu beruhigen. Beherzt schritt auch Songül Kocagöl ein, als einer 83-Jährigen in Siegen-Geisweid eine Handtasche entrissen wurde. Sie nahm die Verfolgung auf, der Täter ließ die Tasche fallen. Klaus Berg half einem Polizeibeamten, der eine angetrunkene Person festnehmen wollte.
Nicht nur aus Eigennutz hat Nur Peksöz aus Siegen gehandelt. Nachdem ihr PKW auf einem Discounter-Parkplatz in Siegen aufgebrochen wurde, konnte der Täter zwar zunächst entkommen. Später fuhr sie mit dem Linienbus jedoch erneut dort vorbei und erwischte ihn dabei, als er sich an einem Wohnwagen zu schaffen machte. Prompt stieg sie aus dem Bus, beobachtete den Täter und informierte die Polizei. Er konnte daraufhin festgenommen werden. „Auch wenn ich nicht selbst betroffen gewesen wäre: Ich würde es immer wieder tun“, sagte Nur Peksöz.
„Würde es wieder tun“
Und auch sie waren couragiert zu Werke gegangen: Einen Enkeltrick verhinderten Irmela Althaus-Langenbach aus Netphen und Monika Keil aus Siegen. Albert und Dominique Douillez aus Kreuztal verhinderten die Flucht eines Tatverdächtigten, der eine Seniorin bestohlen hatte. Die 89-jährige Rose Marie Luise Steiger aus Siegen fiel nicht auf ein unbekanntes Paar herein, das sich Zugang zu ihrer Wohnung verschaffen wollte. Sie alle handelten richtig.
Bericht: Jürgen Kirsch
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