Uni-Studie: Region fehlen bis zu 50.000 Fachkräfte

(wS/uni) Siegen – Bis zum Jahr 2030 fehlen den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe bis zu 50.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter. Besonders betroffen werden die Gesundheits- und Pflegebranche sowie die Metallindustrie sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Forschungskollegs (FoKoS) der Universität Siegen.

Demografische Negativspirale

Wie fast überall in Deutschland ist die Zahl der Geburten in der Region in den vergangenen zwei Jahrzehnten gesunken. Die Bevölkerung altert stark, die Gruppe der Rentner wird immer größer, die der jungen Jahrgänge immer kleiner. Zugleich steigt die Zahl der Hochaltrigen, der über 80-Jährigen, und damit die Zahl der Pflegefälle – bei gleichzeitig sinkendem Pflegeangebot.

Dr. Uwe Hunger, Leiter des Forschungsprojekts ,demorec‘“. Foto: Universität Siegen/Daniel Helmes

Dr. Uwe Hunger, Leiter des Forschungsprojekts ,demorec‘“. Foto: Universität Siegen/Daniel Helmes

Zusätzlich führt die Abwanderung zu einer negativen Bevölkerungsentwicklung. „Ohne die Universität und die Zuwanderung junger Menschen aus dem Ausland, wäre diese demografische Negativspirale noch deutlicher ausgeprägt“, sagt Dr. Uwe Hunger, Leiter des Forschungsprojektes „Demografischer Wandel und regionale Entwicklungschancen“ (demorec).

Niedrige Lebenskosten und wirtschaftliche Stärke als Anreiz für Migranten

Die Region ist auf größere Zuwanderung von außen angewiesen. „Die zu erwartende Lücke auf dem Arbeitsmarkt wird rein rechnerisch nicht mit der ansässigen Bevölkerung zu schließen sein“, sagt Hunger. Allerdings bevorzugen Migranten Metropolregionen, da dort bereits Netzwerke zu anderen Migranten bestehen, die das Einleben erleichtern. Hunger sieht jedoch in den geringeren Lebenshaltungskosten und der wirtschaftlichen Stärke der ländlicheren Region einen Anreiz für Zuwanderung.

„Gerade für geringer entlohnte Arbeitskräfte wie im Pflegebereich stellen die geringeren Lebenshaltungskosten in ländlicheren Regionen eine Chance dar. Oft wandern Menschen ja gerade wegen fehlender Arbeitsplätze aus strukturschwachen Regionen ab. Hier ist es umgekehrt. Arbeitsplätze sind vorhanden. Nun müssen die Menschen vor Ort von Zuwanderung überzeugt werden“, sagt Hunger. Eine Willkommenskultur, verbesserte Infrastruktur und attraktive Angebote für junge Leute müssen geschaffen werden.

Vorbild Ostwestfalen-Lippe

Bei allen Veränderungsprozessen darf die ansässige Bevölkerung nicht vergessen werden. Kommunikation und Kooperation zwischen den verschiedenen Akteuren in der Region ist unverzichtbar. Der negative demografische Trend ist nicht mehr aufzuhalten, sondern muss nun gemeinsam gestaltet werden. Je eher sich die Region dieses Trends bewusst wird und darauf reagiert, desto mehr Vorteile wird sie im Wettbewerb mit anderen Regionen haben.

Hierbei spielt Marketing, um neue Zuwanderer von außerhalb in die Region zu bringen, eine wichtige Rolle. Dies war auch eine wesentliche Erkenntnis aus einer Vergleichsstudie über Ostwestfalen-Lippe (OWL). Interviewpartner haben den Eindruck vermittelt, dass die insgesamt geringeren demografischen Probleme in OWL sehr eng mit dem positiven Image der Region als Technologiestandort zusammenhängen, der anziehend auf qualifizierte Menschen von nah und fern wirkt.

Insbesondere Paderborn, der Hauptbezugspunkt des Vergleichs, zieht viele hochqualifizierte Techniker und Ingenieure an und hat sich im Zusammenspiel mit der dortigen Universität über die letzten Jahre zu einem wichtigen Technologiestandort in Deutschland entwickelt.

Dabei hat auch der Zusammenschluss der Gemeinden und Landkreise zu einer zusammenhängenden Region Ostwestfalen-Lippe eine zentrale Rolle gespielt. Bereits zu Anfang der 1990er Jahre haben sich entscheidende Akteure aus Politik, Wirtschaft, Hochschulen, Gewerkschaften, Kirchen usw. zusammengeschlossen und gemeinsam die Regionalagentur Ostwestfalen-Lippe GmbH gegründet.

Eines der Themen war von Beginn an, neben der Regionalentwicklung und dem Regionalmarketing, das Thema Demografie. An solche positiven Erfahrungen könne die Region Olpe und Siegen-Wittgenstein bzw. die Region Südwestfalen insgesamt anknüpfen. „Das Thema demografischer Wandel wird uns noch in den nächsten Jahren begleiten.

Das FoKoS will auch weiterhin Ansprechpartner für die Region sein und zusammen mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft tragfähige Lösungsansätze für die Zukunft entwickeln“, sagt FoKoS-Direktor Prof. Dr. Carsten Hefeker.

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