wirSiegen.de verlost erneut 5 DVD´s der Filmdokumentation „Siegen – Notizen zu einer Stadt“. Die Gewinner der ersten Verlosung vor ein paar Tagen wurden bereits per E-Mail informiert und erhalten die DVDs auf dem Postweg. Wie man gewinnen kann steht weiter unten in diesem Beitrag.
(wS/red) Siegen 26.12.2016 | „Ich hätte nie für möglich gehalten dass ein Film der bereits über 50 Jahre als verschollen galt die Menschen und Gemüter noch heute so bewegt wie Siegen – Notizen zu einer Stadt“, so Alexander Fischbach – Inhaber der Filmproduktion mundus.tv. Seither melden sich zahlreiche Siegerländer zu Wort um über den Film zu reden. Aussagen zu bekräftigen oder auch in aller Form zu widersprechen. „Ursprünglich sollte der Film Ende des Jahres aus unserem Portfolio herausfallen, da die Lizenzen Ende 2016 ablaufen“, so Fischbach. Wegen des ungebrochen großen Zuspruchs habe man sich dazu entschlossen diese noch einmal zu verlängern.
Vor 50 Jahren im Juni 1966 strahlte der Westdeutsche Rundfunk im WDR Fernsehen den äußert kritschen Film „Siegen – Notizen zu einer Stadt“ aus. Das Ergebnis: Eine Welle der Empörung bei Lokalpolitik und Bevölkerung. Danach verschwand der verhasste Film für viele Jahrzehnte in den Tiefen des WDR Filmarchivs und wurde nicht wieder gezeigt. Er galt als verschollen. Mit hilfe des Westdeutschen Rundfunks gelang es den kulturhistorisch wertvollen Film ausfindig zu machen. Nach einer umfangreichen Rechteklärung und Restauration konnte er den Menschen der Region wieder zugänglich gemacht werden.
Siegen – Notizen zu einer Stadt entstand im Jahr 1966 als Fernsehessay. Regie führte der aus Siegen stammenden Journalist und Feuilletonisten Heinrich Vormweg. Hergestellt von der Cineropa Filmgesellschaft beschäftigt sich der zeitkritische Film unter anderem mit der Mentalität der Menschen im Siegerland, welche stark geprägt wurde von calvinistisch-pietistisch ausgelegter Religiosität.
In 45 Minuten hält der Film von Filmemacher Walter Krüttner bei seiner Erstausstrahlung im Jahr 1966 dem Siegerland und speziell der Stadt Siegen schonungslos den Spiegel vor. Er geht der Frage nach, warum die Siegerländer so sind wie sie sind.
- Aussagen des Autors
Obwohl heute im Siegerland und in Siegen selbst die Zahl der Katholiken so groß ist wie nie zuvor seit der Reformation, obwohl auch die zeitgemäße religiöse Laschheit vor Siegen keineswegs Halt gemacht hat; das Vereinshaus spielt noch immer gesellschaftlich seine Rolle. Hier ist man unter sich, hier wird regiert, so milde auch die Zeiten geworden sind.
Siegen, das Siegerland ist ein in seiner Geschlossenheit vermutlich unvergleichliches Beispiel für die These des Soziologen Max Weber vom ursächlichen Zusammenhang zwischen Calvinismus und Kapitalismus. In Siegen wurden die Konsequenzen aus diesen Lehren verstärkt durch die angestammte Neigung sich selbstbewusst abzusondern. Sie wurden allerdings gemildert, gewannen manchmal eine versponnene Tiefe und einen gewissen Glanz durch den Einfluss des Pietismus. Viel muss Zusammentreffen, viele Impulse müssen in die gleiche Richtung drängen damit solche Lebensformen sich verfestigen und selbst in Epochen die Ihnen entgegenwirken bestimmend bleiben.
Der Autor Heinrich Vormweg zieht mit seinem Film einen klaren Zusammenhang zwischen der calvinistisch-pietistisch ausgelegten Religiosität des Siegerlandes und dem damit einhergehenden einseitigen Kulturverständnis. Denn zum Besitz und seiner Mehrung gehört die innerweltliche Askese. Weltliche Vergnügungen waren streng verpönt. Das Gesellige Leben war lange Zeit ganz auf die religiösen Gemeinschaften eingeschränkt. Nicht nur Vergnügungen, auch kulturelle Veranstaltungen außerhalb der Gemeinschaft konnten sich gegen die Macht der Gemeinschaftsbewegung der Freikirchen und Sekten nicht durchsetzen. Das hat Folgen bis heute.
Siegens Einseitigkeit in Dingen der Kultur ist in Siegen selbst nicht ganz unbemerkt geblieben und man weißt gelegentlich selbstkritisch darauf hin. Man ist sich der Gefahr bewusst, die darin besteht dass die Tätigkeit der Kulturgemeinde auf ein bloßes Veranstalten beschränkt bleibt. Die guten Vorsätze täuschen aber nicht darüber hinweg, dass das Misstrauen gegenüber der eigen Produktivität sehr tief sitzt. Steckt dahinter eine geheime Verachtung jener Produktivität die nicht etwas verwertbares hervorbringt? Der Siegerländer Ausspruch: „Dat bruche m´r net“ oder „Dat ha m´r noch nie gebrucht“ spiegelt diese Haltung wieder.
Aber auch auf die infrastrukturellen Probleme der Region – die A 45 gab es damals noch nicht – geht der Film ein. So blieb das Siegerland lange Zeit das abgelegene Land hinter den Bergen.
Heinrich Vormweg schuf mit „Siegen – Notizen zu einer Stadt“ eine filmishe Abrechung mit einer Region welche bis dahin im deutschen Fernsehen einmalig gewesen ist. Das Vormweg kurze Zeit darauf ins Rheinland verzog mag eine taktisch gut geplante Maßnahme gewesen sein.
Screenshots der Filme: mundus TV
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