Das demokratische Unternehmen

Expertinnen und Experten der Uni Siegen entwickeln gemeinsam mit Vertretern der AWO Siegen eine neue Unternehmensverfassung – für mehr Mitbestimmung und Erfolgsteilhabe.

(wS/red) Siegen 03.05.2017 | Wie würden Entscheidungen aussehen, wenn nicht allein die Manager eines Unternehmens das Sagen hätten, sondern alle Arbeitnehmer des Betriebs? Wären die Entscheidungen moralisch und ethisch bessere? Wer würde profitieren und wer bei Fehleinschätzungen haften? Eine Gruppe aus Wissenschaftlern der Uni Siegen erarbeitet gemeinsam mit der AWO Siegen-Wittgenstein/Olpe eine neue Unternehmensverfassung. Ihr Ziel: Das demokratische Unternehmen.

„In bestehenden Unternehmensformen, wie zum Beispiel einer Aktiengesellschaft, gibt es zu viele Haftungsausfälle. Gleichzeitig wird der Erfolg eines Unternehmens nicht gerecht verteilt“, sagt Professor Dr. Gustav Bergmann, Vertreter der Pluralen Ökonomik an der Uni Siegen. „Wenn Manager Fehlentscheidungen treffen, haftet die Allgemeinheit für die Konsequenzen. Machen sie Gewinn, profitieren vor allem sie selbst, während Arbeitnehmer den Gürtel enger schnallen müssen“, erklärt Prof. Bergmann. Dieses System wollen Bergmann und seine Kollegen verbessern. Dafür wollen sie eine Unternehmensverfassung entwerfen, die so bisher noch nicht existiert.

Prof. Dr. Gerd Morgenthaler, Christian Dohmen (M.A.), Dr. Andreas M. Neumann, Prof. Dr. Gustav Bergmann, Anne Schwab (M.A.), Jonas Keppeler (M.Sc.) (v.l.). (Foto: Universität Siegen)

Die Arbeitsgruppe verfolgt mit der neuen Verfassung drei Ziele: Sie möchte ganz pragmatisch, dass bessere Entscheidungen gefällt werden. Sie erwarten gerechtere Entscheidungen. Und sie fordern, dass die Entscheider Verantwortung übernehmen. Beim Thema Haftung werfen die Forscher einige Fragen auf: Müssen alle haften, wenn alle mitentscheiden? Hemmt das die Entscheider und lässt es sie weniger risikoreich entscheiden? „Momentan sind Entscheidungen in vielen Bereichen zu risikobehaftet, weil niemand bei Fehlern geradstehen muss“, sagt Bergmann. Das gelte für die Atomindustrie genauso wie für die Bankenbranche und die Agrarökonomie.

In einem Auftaktworkshop Ende April haben die Wissenschaftler gemeinsam mit Vertretern der AWO erste Ideen für die neue Verfassungsform gesammelt. Input erhielten sie u.a. von Experten der Soziologie, Pädagogik und Wirtschaft. Für die Zukunft versuchen sie insbesondere Fachleute aus dem Zivil- und Verfassungsrecht zu gewinnen.

Das Projekt entstand auf Anregung von Dr. Andreas Neumann, Geschäftsführer der AWO Siegen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, entsprechend positiv haben sich die Unternehmensgewinne entwickelt. Interessant ist es nun ein Modell zu entwickeln, dass Arbeitnehmer am Aufschwung beteiligt“, erklärt Neumann den neuen Ansatz. „Der Unternehmensgewinn soll im Modell der Siegener Unternehmensverfassung dabei anteilig nach einem fairen, noch zu erarbeitenden Schlüssel unter den Stakeholdern, Kapitalgebern und Arbeitnehmern verteilt werden.“ In weiteren Terminen im Juli und Oktober lädt die Arbeitsgruppe unter anderem Arbeitgeberverbände und Gewerkschaftsvertreter ein.

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