Speisekarten in Braille-Schrift – Eine Aktion zur Förderung von Teilhabe und Inklusion

Verein INVEMA überreicht Speisekarten in Blindenschrift

(wS/red) Kreuztal 17.10.2017 | Der Verein INVEMA e.V., der sich seit nunmehr fast 25 Jahren für die Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung im Kreis Siegen-Wittgenstein einsetzt, hat in den letzten Wochen Speisekarten regionaler Restaurants und Cafés mit Hilfe eines eigens für solche Zwecke angeschafften Braille-Druckers in die sogenannte Braille-Schrift – oder auch Sechs-Punkt-Schrift genannt – übersetzt. Braille-Schrift besteht aus erhobenen Punktmustern, die mit den Fingerspitzen zu ertasten sind. Diese Form der Schrift ermöglicht es Menschen mit starken Sehbeeinträchtigungen oder blinden Menschen Texte mit den Fingern zu lesen. Die Anschaffung des Druckers wurde von der Aktion Mensch im Zuge der Förderaktion „Noch viel mehr vor“ unterstützt und das Gerät steht auch in Zukunft für die Herstellung von weiteren Speisekarten oder auch anderen Flyern oder Infobroschüren bereit.

Ziel des seit 2016 vom Kreis Siegen-Wittgenstein geförderten Projektes „Barrieren abbauen – Teilhabe ermöglichen“ und der Aktion ist es unter anderem, das Recht von Menschen mit Behinderung auf Teilhabe und Selbstbestimmung zu stärken und auf die damit verbundenen Barrieren und Hemmnisse aufmerksam zu machen und ebendiese zu beseitigen – zum Beispiel eben in Form von Speisekarten in Braille-Schrift. Denn: Barrierefreiheit beinhaltet nicht nur das Vorhandensein von Rampen oder Aufzügen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, sondern vielmehr auch die Abschaffung und Vermeidung von Barrieren für z.B. Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen, Menschen mit sogenannter geistiger Beeinträchtigung oder auch alte Menschen.

Stefan Dörrenberg vom Gasthaus Pampeses hält die neue Speisekarte in Braille-Schrift in den Händen. (Foto: INVEMA)

14 Restaurants und Gastronomiebetriebe nahmen das Angebot des Vereines INVEMA, die aktuellen Speisekarten kostenlos in Brailleschrift zu erstellen, in Anspruch. Die Übergabe der „druckfrischen“ Speisekarten, welche neben der bereits angesprochenen Braille-Schrift auch die jeweiligen Speisen und Angebote in barrierearmer, gut lesbarer Schwarzschrift beinhalten, fand nun vor Ort in den jeweiligen Restaurants statt. So nahm z.B. Stefan Dörrenberg, Inhaber des Gasthauses „Pampeses“ in Hilchenbach in diesen Tagen die neue, etwas andere Speisekarte gespannt in Empfang: „Wir freuen uns, unseren Gästen mit Sehbeeinträchtigung in Zukunft diese Speisekarte vorlegen zu können. Wir haben auch einen nicht-sehenden Stammkunden. Bisher hat seine Frau ihm die Karte vorgelesen“.

Doch die Teilnahme und Reaktionen im Rahmen der Aktion waren nicht durchweg so positiv und engagiert wie im Falle des Hilchenbacher Gastronom. Stephan Lück, Geschäftsführer des Vereines INVEMA: „Zunächst hat unser Verein im Rahmen eines Presseberichtes die Gastronomiebetriebe dazu aufgefordert, sich bei uns zu melden und ihre Speisekarte zum kostenlosen Erstellen einer Speisekarte in Brailleschrift einzureichen. Wir waren sehr enttäuscht darüber, dass sich keine einzige Gaststätte daraufhin bei uns gemeldet hat!“

Nach dieser Enttäuschung gingen die Mitarbeiter des Projektes persönlich vor Ort auf die Gastronomiebetriebe zu und machten auch dabei enttäuschende Erfahrungen. Daniela Dickel, Projektleiterin: „Einige Gaststätten lehnten unseren kostenlosen Service sogar ab! Häufig war die Begründung die, dass sich die Speisekarten in derart kurzen Taktungen ändern würden, dass eine Übersetzung nicht sinnvoll sei.“

Das Projekt-Team des Vereins INVEMA e.V. ist nun froh, zumindest diese 14 Exemplare in den Umlauf zu bringen und somit blinden Menschen und Menschen mit Sehbeeinträchtigung die selbstständige Teilhabe in folgenden Lokalitäten zu erleichtern: Gasthaus Pampeses (Hilchenbach), La Manitaturra, dasnaschwerk, Café fünf10, Café Flocke, Früh bis Spät, Gartenhaus, Cafe Del Sol, , Bim Käs, Schwarzes Schaf (alle in Siegen), Kutscherhaus, Zum Goldenen Löwen, Ajeti, Ducato (Kreuztal).

Sollten darüber hinaus Restaurant- oder andere Gastronomiebetriebe Interesse an der Übersetzung ihrer Speisekarten haben, so kann das Projekt-Team weiterhin gerne in dieser Sache kontaktiert werden. Auch Änderungswünsche der bereits vorhandenen Karten werden gerne entgegen genommen und neu abgedruckt – schließlich sollen die Speisekarten vor Ort möglichst aktuell sein.

Über die Speisekartenaktion hinaus machen die Projektmitarbeiter Daniela Dickel und Jonas Schäfer auch Akteuren und Veranstaltern von Sport-, Freizeit- oder Kulturveranstaltungen das Angebot, veranstaltungsbezogene Flyer oder Programme in die Brailleschrift zu übersetzen, um die vor Ort angebotenen Veranstaltungen möglichst „barriere-arm“ zu gestalten. Auch andere Hilfsmittel wie zum Beispiel diverse Rampen, Rollstühle oder eine Treppensteighilfe für die Durchführung barriere-armer Veranstaltungen können im Projektbüro des Vereines INVEMA in Kreuztal entliehen werden.

Weitere Informationen über das Projekt, Ziele und das Angebot erfährt man im Internet unter www.invema-ev.de oder im direkten Kontakt mit dem Leitungsteam.
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