(wS/red) Siegen 05.12.2018 | Kinderarmut in Deutschland – auch vor der eigenen Tür – und was man vor dieser dagegen tun kann
Alternative Lebensräume GmbH bietet Einblicke und zeigt Möglichkeiten
Die gemeinnützige soziale Trägerin Alternative Lebensräume GmbH, seit 1990 in Siegen und Umgebung aktiv, hat sich des Themas Kinderarmut mit der Überschrift: „… und raus bist du“ – angenommen, blickt hinter die Zahlen und in die Region. „Bei der Recherche zur Kinderarmut in Deutschland und der Situation bei uns, haben wir nicht allein die Zahlen betrachtet, sondern auch mit Kindern und dem Bürgermeister der Stadt Siegen gesprochen“, sagt Geschäftsführerin Sonja Becker zur 3. Ausgabe der „Postal“, eines kostenlos erhältlichen Magazins der Trägerin. Eines wurde bei den Gesprächen unterstrichen: Kinderarmut in Deutschland steht in Zusammenhang mit Erwerbslosigkeit der Eltern, insbesondere derer von Alleinerziehenden. Das wussten die Kinder der Glück-Auf-Schule ebenso zu benennen wie Steffen Mues. Der Deutsche Kinderschutzbund gab an, dass in Deutschland inklusive einer Dunkelziffer 4,4 Mio. Kinder von Armut betroffen sind. Im Kreis Siegen-Wittgenstein hat sich die Kinderarmut in den letzten Jahren um 4% erhöht. Die Bundesagentur für Arbeit spricht von 13,4% Kindern, die im Kreisgebiet von Armut betroffen sind, das sind fast 6.000 Kinder.
Dazu kommt, dass laut Bertelsmann Stiftung 21% der Kinder in Armut über rund 5 Jahre auch in dieser verbleiben. Armut scheint sich zu manifestieren. Eine besondere Risikogruppe in Armut zu fallen und zu verbleiben stellen Alleinerziehende dar. 90% der Alleinerziehenden sind Frauen. „Es gilt hier frühzeitig einzugreifen, mit besonders auf Frauen und Kinder zugeschnittenen Angeboten, von denen Alternative Lebensräume GmbH einige mit auf den Weg gebracht hat“, sagt dazu Sonja Becker und konkretisiert dies.
Mittlerweile steht die Trägerin vor der Eröffnung des 14. KiTS-Standortes, in jedem können bis zu 9 Kinder unter 3 Jahren betreut werden. In Siegen, Kreuztal und Hilchenbach, werden Kitas angeboten. Einige KiTS-Standorte und Kitas bieten erweiterte Betreuungszeiten an, so wie die Familien sie brauchen, um Erwerbstätigkeit und Familie leben zu können. „Das heißt, zu uns können die Eltern ihre Kinder auch vor den üblichen Kernzeiten bringen und in den frühen Abendstunden abholen, auch an Samstagen bieten wir Betreuung an. Denn etliche Eltern arbeiten im Schichtdienst, im Service oder in Pflegeberufen. Die Gesamtdauer der Wochenbetreuung ändert sich dabei nicht, aber die Zeit ist flexibler. Das wird sehr gut nachgefragt und angenommen“, sagt Sonja Becker.
Ein weiteres Angebot, um dem Beginn einer Armutsspirale gar nicht erst den Boden zu geben, ist seit acht Jahren die Vermittlung von jungen Menschen mit Familienverantwortung in eine Ausbildung in Teilzeit. „Auch hier zeigt sich immer wieder, wie froh und dankbar die Teilnehmenden sind, diese Chance für ihren Berufseinstieg zu erhalten, um für sich und ihr Kind den Unterhalt selbstständig verdienen zu können“, verdeutlicht Ursula Rauscher, die das Programm betreut.
Der Punkt der selbstständigen Lebensgestaltung findet sich auch in den Interviews der 3. Ausgabe der Postal bestätigt, und auch findet sich eine weitere Überschneidung zwischen dem was Kinder bewegt und Steffen Mues: Sie helfen dann gerne, wenn ihre Hilfe dazu führt, dass die Menschen befähigt werden sich selbst weiterzuhelfen.
Eine Aktion, die die Kinder in einkommensschwachen Familien direkt anspricht und verdeutlicht: „Wir denken an dich, du bist uns wichtig“, ist die Aktion Herzklopfen, die in diesem Jahr rund 770 Kinderwünsche erfüllen wird.
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