(wS/red) Freudenberg 27.01.2019 | Im Ausschuss für Stadtentwicklung des Rates der Stadt Freudenberg am 22. Januar 2019 ließ die IHK Siegen ihr Gewerbeflächenkonzept für Freudenberg vorstellen. Hierzu nimmt die Initiative zum Erhalt des Ischeroth Stellung.
Ischeroth-Initiative:
Freudenberg vor IHK-Maximalforderungen schützen
Zusätzlich zum „Ischeroth-Industriegebiet“ mit einer Bruttofläche von rund 17 Hektar liebäugelt die IHK Siegen in der Stadt Freudenberg von weiteren 177 Hektar Gewerbeflächen, wofür notfalls „Naturschutz- und Landschaftsgebiete oder geschützte Biotope“ umgewandelt werden müssten. So jedenfalls die Äußerungen bei der Vorstellung eines Gutachtens, mit dem die IHK Siegen Kommunen wie Regierungspräsident Nachhilfe in Sachen Industrieflächen geben will. Im ersten Schritt soll es um eine Neuausweisung von mindestens 20 Hektar Nettofläche gehen.
Als die Freudenberger Verwaltung sich 2010 auf die Suche nach weiteren Flächen für Gewerbe aufmachte, so Rolf Kolb aus Bühl, ergab die Grundlagenermittlung für die Gewerbeflächenuntersuchung einen Bestands-Netto-Wert von 111,35 Hektar. Nach IHK-Wünschen soll Freudenberg also seine sämtlichen bisherigen Industrieflächen zusätzlich um ein Drittel erweitern.
Bis zum Frühjahr habe die Stadt Zeit, sich festzulegen. „Also bleiben ja noch ein paar Wochen, bis unsere Stadt ihr gerade beschlossenes Leitbild, „attraktiver Wohnstandort zu sein, Umwelt zu schützen und Lebensqualität zu erhalten“ aus dem Fenster werfen kann, sollte sie sich den IHK-Forderungen unterwerfen“, empört sich Peter Künstler, Bühl von der Initiative zum Erhalt des Ischeroth.
Das Bild Freudenbergs von einem interessanten Lebensraum, der bisher von einem gesunden Verhältnis von Wohnen und Arbeiten geprägt war, würde sich nach der IHK-Version völlig umdrehen: Schwerpunkt Industrie, Vernachlässigung von Natur und Landschaft, Belastung für die Wohnbevölkerung. „Ganz klar wird, wir müssen unser wunderbares Freudenberg gegen die überhandnehmenden Ansprüche der IHK verteidigen“, sagt Anne Ising aus Büschergrund.
Dass in der Diskussion der Ischeroth als „bereits gesetzt“ genannt wurde, empörte die Zuhörer aus Bühl und Büschergrund. Dieser Plan „Wilhelmshöhe-Nord“ sei viel zu groß und völlig unpassend, so die Initiative. Er werde deshalb von ihr als nicht umsetzbar abgelehnt. Erinnert wird dabei an die Vorlage zum bestehenden Regionalplan, in der es bezeichnender Weise hieß „Uneingeschränkt begrüßt wird die Planung allein durch die IHK Siegen.“ (Vorlage 27/04/14, Seite 55).
„Völlig daneben“ hält die Initiative Äußerungen der IHK-Geschäftsführung, ansässige Unternehmen seien „ungewollt“, wenn Kritik an den Ischeroth-Plänen oder der jetzt vorgeschlagenen Industrieflächen-Erweiterung geübt werde. Ganz im Gegenteil, so Gerhard Böcking aus Bühl. Denn schon jetzt sei in Freudenberg der Landesdurchschnitt der Inanspruchnahme von Industrie an der Gesamtfläche fast erreicht, er sei jedenfalls deutlich höher als im Kreisgebiet.
Aber mit Wilhelmshöhe-Nord verfolge die IHK doch ganz andere Ziele. Auf deren Drängen sei im Regionalplan hier eine sogenannte GIB-Ausweisung vorgesehen. Solche Industriegebiete sind im Paragraph 9 der Baunutzungsordnung eindeutig beschrieben: „Sie sollen ausschließlich der Unterbringung von Gewerbebetrieben dienen, die in anderen Baugebieten unzulässig sind, da sie ein ortsunübliches Maß an Umweltbelastung wie Lärm, Staub oder Geruch verursachen.“ Hierfür, so war in der Vorlage des Regionalrates (27/04/14, Seite 13) zu lesen, „gebe es einen aufgestauten Bedarf“. Der ergebe sich aus Nutzungsbeschränkungen z.B. der „entwickelten Erweiterung der Hommeswiese“.
Hier denke offensichtlich die IHK nicht an örtliche, sondern an ganz andere Betriebe, die aufgrund ihrer Belastungen sonst nicht untergekommen sind und jetzt mit ihren Belastungen ausgerechnet nach Freudenberg verfrachtet werden sollen, so Böcking. So sieht ausschließlich die Festlegung „Industriegebiet“ einen einheitlichen rund um die Uhr möglichen Immissionsrichtwert vor, für den in der Nachtzeit keine Absenkung notwendig wäre.
Kritisiert wird von der Initiative, dass schriftliche Unterlagen der im Ausschuss vorgestellten IHK-Unterlagen bislang nicht öffentlich zugänglich sind. „Da sich die sogenannten Suchräume – immerhin zehn Standorte – auf das ganze Stadtgebiet verteilen, ist das schon mehr als merkwürdig, seitens der IHK solche Flächenforderungen zu stellen, aber der breiten Bürgerschaft den Einblick nicht zu ermöglichen“, äußert sich Bühls Ortsvorsteher Friedhelm Höfer.
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