(wS/red) Siegen 21.08.2019 | Das Fab Lab der Universität Siegen ist 2018 im Herzen der Stadt angekommen.
Im Labor der besonderen Art im Herrengarten kommen Forschende, kreative HeimwerkerInnen und Kinder zusammen. Die Standortfrage muss allerdings noch geklärt werden.
Ein Raum für Kreativität und zum Nachdenken, ein Raum des Machens und Schaffens: 2013 ist das Fab Lab der Universität Siegen aus einer studentischen Initiative hervorgegangen, seit etwas mehr als einem Jahr ist die Kreativwerkstatt im Herrengarten zentral in Siegen zu Hause. Grund genug für die Macher, die Öffentlichkeit, die auch sonst (fast) immer willkommen ist, ins Labor der besonderen Art einzuladen.
„Ein Ort, den man erfinden müsste, wenn es ihn nicht schon geben würde“, zeigte sich Landrat Andreas Müller angetan. Fab Lab steht für Fabrication Laboratory: eine Werkstatt, offen für Kinder, Studierende, Forschende, BürgerInnen, Unternehmen – letztendlich für jeden – in der die Gemeinschaft großgeschrieben wird. Den NutzerInnen stehen 3D-Drucker, CNC-Fräsen, Lasercutter, aber auch Nähmaschinen, Handwerkzeuge und das entsprechende Material zur Verfügung. Nach einer Unterweisung kann der Kreativität freien Lauf gelassen werden. Darüber hinaus ist das Fab Lab aber auch Reallabor, ein Experimentierfeld für Forschende aller Fachrichtungen. WissenschaftlerInnen der Uni führen dort Projekte durch und Schulklassen erleben Unterricht der besonderen Art. So hat ein Bio-Kurs zum Beispiel Pflanzenzellen modelliert und im 3D-Drucker ausdrucken lassen, ein emeritierter Professor fertigte seine persönliche Geige an, Abschlussarbeiten des Berufskollegs Technik sind im Fab Lab bereits entstanden. Ein für die BürgerInnen fassbares Ergebnis aus dem Labor ist das interaktive Stadtmodell „ZEIT.RAUM Siegen“ im Siegerlandmuseum.
Über allem steht das Thema Digitalisierung. „Wir wollen die digitale Kreativität durch gemeinsames Machen fördern“, sagte Prof. Dr. Volkmar Pipek vom Lehrstuhl für Computerunterstützte Gruppenarbeit und Soziale Medien. Die Bedeutung der Fab Labs sei vergleichbar mit der Einführung von Bibliotheken für das Lesen und Schreiben.
Über den Globus verteilt gibt es rund 1.600 solcher Labore. Das Fab Lab in Siegen sticht durch seine Offenheit hervor. „Wir haben in der Hinsicht in der öffentlichen Hand eine gewisse Vorreiterrolle. Wir waren im Vergleich zu anderen Fab Labs an deutschen Hochschulen früh in der Lage, einen offenen Betrieb anzubieten“, erklärte Oliver Stickel, einer der Gründer des Siegener Labors. Heute steht das Siegener Team auch anderen Universitäten bei der Umsetzung als Ansprechpartner zur Verfügung. Besonders stolz ist Stickel auf den gelebten Gemeinschaftsgedanken. „Die Community ist der Kern des Labors. Ich habe noch nie einen Freitag erlebt, an dem es hier leer war.“ Jeden Freitag sind Interessierte beim „Open Lab“ zwischen 14 und 20 Uhr zum Experimentieren und Basteln willkommen.
Der Erfolg der Kreativ-Werkstatt spiegelt sich auch im Wachstum wider – einerseits sind die Besucher- und Nutzerzahlen kontinuierlich gestiegen, andererseits sind auch die Räumlichkeiten immer größer geworden. Angefangen hat 2013 alles am Campus Hölderlinstraße. Von dort ging es ins Untere Schloss und 2018 schließlich in die von der Stadt Siegen unentgeltlich zur Verfügung gestellten Räume am Herrengarten. „Das Fab Lab ist eigentlich an der richtigen Stelle angekommen: dort, wo das Leben tobt. Das Labor gibt den Bürgern einen Einblick, was die Universität alles leisten kann“, sagte Uni-Kanzler Ulf Richter.
Die Standortfrage für die Zukunft ist allerdings noch nicht geklärt. Das Gebäude am Siegufer wird abgerissen, auf der Fläche soll ein Park entstehen. Siegens Bürgermeister Steffen Mues versprach zwar eine Nutzung wahrscheinlich bis ins Jahr 2021 hinein, bis dahin muss aber eine Alternative gefunden werden. Und das – da waren sich Stadtoberhaupt und Fab-Lab-Community einig – im Idealfall zentral in Siegen: „So wie hier stelle ich mir die perfekte Umsetzung des Mottos ‚Uni kommt in die Stadt vor‘“, lobte Mues die kreative wie innovative Gemeinschaft.
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