(wS/red) Siegen 19.02.2020 | Jubiläum mit Festgottesdienst, 80er/90er-Party und Fortbildung zugunsten der Hospizarbeit
Siegen. Wer im Evangelischen Hospiz Siegerland einzieht, weiß, dass es das letzte Zuhause sein wird. Dass es keine Heilung gibt. Dass nur noch wenig Zeit bleibt. Gleichzeitig ist aber auch klar: Wer hier die letzte Zeit seines Lebens verbringt, wird nicht alleine gelassen mit seinen Sorgen und Ängsten. Dafür sorgen, dass es Schwerstkranken und Sterbenden bis zuletzt körperlich und seelisch möglichst gut geht und dass sie bis zuletzt selbstbestimmt und mit Würde leben können: Diese Aufgaben erfüllt das Evangelische Hospiz Siegerland seit 25 Jahren. Am 9. April 1995 öffnete die Siegener Einrichtung, die sich in Trägerschaft des Diakonischen Werks im Ev. Kirchenkreis Siegen befindet, erstmals ihre Pforten.
Das Jubiläum feiert das Ev. Hospiz Siegerland im März und April 2020 mit einer Reihe von Veranstaltungen. „Wir möchten den Menschen etwas zurückgeben und uns gleichzeitig für das Hospiz einsetzen“, erklärt Hospizleiter Burkhard Kölsch den Leitgedanken der Feierlichkeiten. Als Höhepunkt haben die Hospizmitarbeiter eine 1980er/90er-Benefiz-Party am Samstag, 21. März 2020, 20 Uhr, in der Weißtalhalle in Kaan-Marienborn organisiert. Kulthit-DJ Marcus Nauroth legt die besten Party-Hits der 1980er und -90er Jahre auf. Eintrittskarten können ab sofort im Vorverkauf für 13 Euro im Tabakhaus Link in Kaan-Marienborn, an der Pforte des Diakonie Klinikums Jung-Stilling und im Hospiz erworben werden. Außerdem sind die Tickets ab sofort online unter www.80er90er-party.de erhältlich. Der Eintritt an der Abendkasse beträgt 16 Euro. Wer das Hospiz darüber hinaus unterstützen möchte, kann zudem ein „Spenden-Ticket“ zum Preis von 30 Euro erwerben.
Am Sonntag, 19. April 2020, 10 Uhr, lädt das Hospiz zum Festgottesdienst mit anschließendem Empfang in die Ev. Erlöserkirche in der Siegener Winchenbach ein. Ebenfalls in die Hospizarbeit fließen die Einnahmen aus der Fortbildungsveranstaltung „Palliatives Wundmanagement“ für Ärzte und Pflegekräfte am Mittwoch, 4. März 2020, 13.30 Uhr, im Hörsaal des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen, Gebäude B, Wichernstraße 42. Pflegefachkräfte des Ev. Hospizes Siegerland und der langjährige Hospizarzt Reiner Scholler vermitteln Fachkenntnisse im Bereich der palliativen Wundversorgung und der Schmerztherapie. Ergänzend zu den medizinisch-pflegerischen Themen stehen auch Vorträge zur Märchen-Chakra-Therapie und zur Aromatherapie auf dem Programm. Interessierte können sich noch bis zum 21. Februar 2020 anmelden. Das Anmeldeformular und weitere Informationen sind unter www.cfmi-consulting.de/palliatives-wundmanagement erhältlich.
2700 schwerstkranke Menschen haben im Ev. Hospiz Siegerland in den vergangenen 25 Jahren ein letztes Zuhause gefunden. Als es 1995 eröffnet wird, zählt das Hospiz landesweit zu den ersten 25 Einrichtungen seiner Art. „Heute wissen die meisten Menschen zumindest ungefähr, was es mit einem Hospiz auf sich hat. Das war in der Anfangsphase noch ganz anders“, erinnert sich Kölsch. Seit 1995 ist er im Hospiz tätig, zunächst als Pfleger, seit 2002 als Leiter. „Der Gedanke, Schwerstkranke an einem eigens dafür ausgelegten Ort zu begleiten und zu versorgen, war für viele Menschen noch neu. Man hatte die Sorge, dass ein institutionalisiertes Sterben beflügelt würde, das dem Wunsch nach einer Begleitung im häuslichen Umfeld entgegenstehen würde.“ Als der ehemalige Diakonie-Geschäftsführer Otto Mack sich Anfang der 1990er Jahre als treibende Kraft dafür einsetzt, ein Hospiz zu eröffnen, gilt es zunächst Überzeugungsarbeit zu leisten und über die Hospizarbeit aufzuklären. Mit Erfolg: 1994 beschließt der Vorstand des Ev. Krankenhausvereins Siegerland (heute Diakonisches Werk im Ev. Kirchenkreis Siegen), auf einer Etage des ehemaligen Schwesternwohnheims am Jung-Stilling-Krankenhaus ein Hospiz einzurichten. Unter anderem durch die Unterstützung des Kirchenkreises wird die Finanzierung der ersten drei Jahre sichergestellt. Im April 1995 eröffnet die Einrichtung mit acht Gästezimmern. Erste Hospizleiterin wird Diakonisse Margarete Sommer. Gemeinsam mit Pfarrer Wulf Dietrich, der im Hospiz seelsorgerisch tätig ist, klärt sie über die Hospizarbeit auf, betreut den Umbau, sammelt Spenden und schult die ersten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Für ihr Engagement wird sie 2012 mit dem Kronenkreuz der Diakonie in Gold ausgezeichnet.
Die Aufklärungsarbeit in der Anfangsphase trägt schnell Früchte. „Nachdem das Hospiz seine Arbeit aufgenommen hatte, wussten schon bald immer mehr Menschen durch eigene Berührungspunkte, was die Hospizarbeit ausmacht. Die Erkenntnis über die Notwendigkeit einer zwar kleinen, aber zunehmend als wichtig empfundenen Einrichtung überwog schnell der anfänglichen Skepsis“, erzählt Kölsch. Seit 2012 ist das Ev. Hospiz Siegerland in einem geräumigen, hellen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Standort in der Wichernstraße untergebracht. Jedes der zehn Einzelzimmer verfügt über ein eigenes Bad und einen direkten Zugang zur Terrasse, die auch mit dem Bett befahren werden kann. Gemeinsame Stunden mit Freunden und Familie verbringen – auch das ist jederzeit möglich. Ob im Wintergarten, im Wohnzimmer oder im eigen Zimmer: „Angehörige sind jederzeit willkommen und können auch bei uns übernachten“, betont Kölsch. „Der Hospizaufenthalt ist für Gäste wie Angehörige kostenfrei.“ Bestand in den Anfangsjahren noch keine Rahmenvereinbarung mit den Krankenkassen, übernehmen diese heute einen Großteil der Kosten. Fünf Prozent der laufenden Kosten muss das Hospiz aufgrund des Finanzierungsgesetzes aus Spenden finanzieren. Seit 1994 wird das Hospiz durch den Förderverein Evangelisches Hospiz Siegerland unterstützt. Mit seiner Arbeit hilft er, das Hospiz finanziell abzusichern und tätigt Anschaffungen, die Gästen, Angehörigen und Mitarbeitern zugutekommen. Seit 2012 tragen auch die Erträge der Stiftung Ev. Hospiz Siegerland dazu bei, den Fortbestand des Hospizes dauerhaft zu sichern.
Heute hat die Hospizarbeit einen festen Platz in der Gesellschaft. Gebrauch wird sie mehr denn je: „Zeit ist heute Mangelware. Adjektive wie jung, dynamisch und effizient beschreiben zentrale Werte. Schwerkranke Menschen passen dort schlecht hinein. Sie fühlen sich nicht selten wertlos und einsam, wollen ihrer Familie nicht zur Last fallen. Denn den Angehörigen fehlt oft die Zeit, sie zuhause zu betreuen. Hier setzt die Hospizarbeit an“, sagt Kölsch. Für die 27 haupt- und 19 ehrenamtlichen Mitarbeiter stehen die Bedürfnisse der Hospizgäste im Mittelpunkt. Heilen können sie die Krankheiten nicht. Aber sie können zuhören, belastende Symptome lindern und die verbleibende Lebenszeit so erfüllend wie möglich gestalten.
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