(wS/red) Ferndorf/Rostock 13.03.2022 | Das Licht am Ende des Tunnels scheint schon erheblich heller
TuS Ferndorf gegen HC Empor Rostock 29:24 (13:13)
Es war kein Handballspiel wie aus dem Lehrbuch, aber das hatte vor dem Hintergrund und dem Blick auf die Tabelle auch niemand erwartet. Aber es war ein spannendes Spiel mit einem gehörigen Grad an Härte von beiden Teams.
Der HC Empor Rostock ist ja nun mal ein Traditionsverein der ehemaligen DDR, er wurde schon 1946 gegründet (Ferndorf schon 1888) und sie räumten Europaweit gesehen alles ab, was es da zu holen gab.
Und sie gehören, obwohl sie Aufsteiger sind, nicht zur Laufkundschaft, sie reisten als Tabellensechster in die Stählerwiese an um sich im oberen Tabellendrittel festzusetzen, nötig waren dazu NUR zwei weitere Punkte aus der Stählerwiese.
In der 41. Minute hielt man es sogar für möglich, denn die Gäste lagen beim 16:19 mit 3 Toren in Front. Und viele dachten mit Schrecken an die Spiele, in denen Ferndorf nach dieser Spielzeit (40 Min +) oft einbrachen und dann verloren, aber es sollte ja ganz anders kommen.
Drehen wir die Uhr zurück, Lukas Siegler erzielte in der 2. Min. das 1:0, danach zog Rostock mit einem verwandelten Siebenmeter gleich und Rutger ten Velde und Kim Voss-Fels erhöhten auf 3:1. Die Partie gestaltete sich über weite Strecken ausgeglichen und Ferndorf blieb vorerst immer in Front (4:2, 5:3, 7:5, 9:6). Vom 4:2 in der 10. Minute bis zum 11:10 in der 25. Minute wurden Ferndorfer Tore nur durch Kim Voss-Fels (4), Rutger ten Velde (2) und Valentino Duvancic (2) erzielt.
Dann gab es einen Siebenmeter für Rostock, der erst im Nachwurf verwandelt werden konnte und das spornte die Gäste so an, dass sie das 11:12 nachlegten und damit kurz vor der Sirene (26.) zum ersten mal in Führung gingen. Die holten sich die TuS-Kämpfer durch Kim Voss-Fels und Tim Rüdiger durch einen tollen Tempogegenstoß zurück. Sie konnten aber auch nicht verhindern, das Rostock durch Jonas Ottsen 2 Sekunden vor Schluß der 1. HZ das 13:13 markierten.
Kim Voss-Fels
Ich denke, dass Rostock ein Gegner war, der uns wie erwartet, alles abverlangt hat. Wir haben grundsätzlich das ganze Spiel über eine ordentliche Abwehr gespielt, die mit Sicherheit Grundlage für den Sieg war. Knackpunkt war beim Stand von 16:19 eine extrem abgezockte Aufholjagd von uns. Wir hatten eine ordentliche Überzahleffektivität und haben uns nie aus der Ruhe bringen lassen. Eine unfassbare Unterstützung war vor allem in dieser Phase die eigene Halle. Das hat uns extrem geholfen. Erstmal steht Mittwoch den 23.03. das Auswärtsspiel in Lübeck an bevor wir am 26.03 in Großwallstadt gefordert sind. Wir sind sehr zuversichtlich, fahren mit einer Menge Rückenwind zu den Spielen und wissen sehr genau wie wichtig es wird, auch dort zu bestehen.
Es war eine ausgeglichene 1. HZ, Höhen und Tiefen wechselten sich ab, leichte Fehler sah man auf beiden Seiten, aber dieser Halbzeitstand geht so in Ordnung. Zu Rutger ten Veldes Glanzleistungen (heute 10 Tore) gesellen sich mittlerweile auch Kim Voss-Fels und Valentino Duvancic, die beide jeweils 5 Treffer erzielten. Natürlich kommen die Bälle nicht einfach so angeflogen, dazu gehören Mitspieler, die in die Breite gehen, die Kreuzungen spielen und somit die Abwehr des Gegners auseinanderreißen und somit auch Lücken für Torwürfe öffnen. Spieler wie Julian Schneider, Kim Voss-Fels oder auch Niklas Diebel waren es, die über die 60 Minuten durch ihre Vorlagen jeweils 3 Treffer ermöglichten. Aber sie gaben ja nicht nur Vorlagen, sie erzielten natürlich auch selbst Tore. Rostock gab aber nicht auf, nach dem Pausentee markierte ein Siebenmeter von ihnen das 13:14 und Ferndorf brauchte 3 Minuten um durch Rutger ten Velde das 14:14 zu erzielen. Danach verwarf Julian Schneider in aussichtsreicher Position den Ball, der nächste Wurf von Tim Rüdiger wird gehalten und Rostock macht das 14:15. Irgendwie war der TuS jetzt leicht aus der Spur und in der 38. Min (37:58) beim Stand von 16:18 lag die Time-Out-Karte der Ferndorfer am Zeitnehmertisch, Robert Andersson hatte jetzt Gesprächsbedarf.
Es hallte den Spielern wohl noch in den Ohren als es weiterging, wie sonst lässt sich das 16:19 der Gäste erklären. Sollte jetzt, wie oben schon erwähnt, die Zeit beginnen, in der Ferndorf sehr oft eine längere Auszeit nahm!? Es waren fast noch 19 Minuten zu spielen und der TuS rannte einem 3-Tore-Vorsprung der Gäste hinterher, sollten sie das wirklich schaffen, können sie das Ruder herumreißen?
Till Wiechers, Trainer HC Empor Rostock
Wir haben über Außen und über den Kreis zu leichte Gegentore bekommen. Wir haben es zum Schluß hin nicht geschafft auf den Punkt zu spielen. Unter dem Strich ist das Spiel ein bis zwei Tore zu hoch ausgefallen.
Jaaa, sie können bzw. konnten es, von jetzt auf gleich waren die Jungs um Capitano Julian Schneider wieder im Kampfmodus. Und Rostock und die mitgereisten Fans sahen verwundert, wie sich auf der Anzeigetafel nur die linke Zahl veränderte. Schuld daran war der Viererpack von Niklas Diebel (1) und Rutger ten Velde (3) und der brachte Ferndorf wieder zurück, 46. Minute, es stand nun 20:19. Es hätte auch noch höher ausfallen können, aber Kim Voss-Fels verfehlte das leere Tor und der Gegner zog direkt danach wieder gleich. Es war die 49. Minute als Dennis Mehler (übrigens der Bruder von Torhüter Leon Mehler) Julian Schneider rüde aus der Luft nach unten beförderte. Da gab es nichts für die Schiris zu überlegen, Ruckzuck war die Rote gezückt. Rostock nahm den Torwart raus und musste dann mit ansehen, wie sich nach einem Fehlwurf Rutger ten Felde das Spielgerät schnappte und seinerseits von der Mittellinie zum 21:20 ins verwaiste Hanseatentor warf (51. Min).
Marc Pechstein wirft nun auf das Ferndorfer Tor, trifft aber nur den Pfosten, diesen Fehlwurf nutzte Valentino Duvancic und erzielte das 22:20.
Rostock gab aber nicht auf (das kam kurze Zeit später), das Spiel bekam etwas von Dramatik und Krimi, die Gäste verkürzten auf 22:21 in der 53. Min. Als Niklas Diebel in der gleichen Minute frei zum Wurf kam, wurde sein Wurf vom guten Leon Mehler abgewehrt, der Abpraller landete aber wieder bei ihm und im Nachwurf erzielte er das 23:21, trotzdem blieb es eng.
Jeder wartete auf Fehler des anderen und die kamen natürlich auch, aber Ferndorf konnte jetzt auf seine Zuschauer bauen, der Hexenkessel machte seinem Namen alle Ehre und das war den 888 Zuschauern zu verdanken, die wirklich alles gaben.
Robert Andersson
Es war von den letzten 4 Spielen auch unser bisher schwerstes Spiel. Rostock steht nicht umsonst auf dem 6. Tabellenplatz (jetzt 7.) Rostock spielt lange und sie nutzen dann die Chancen, die sich ihnen bieten. Wir hätten mehr von 6m reinwerfen müssen, da haben wir zuviel verschossen. Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben
Man ließ den Gegner nicht mehr näher als bis auf 2 Tore rankommen. Jetzt kam aber auch die Zeit der unheimlich wichtigen Tore und dafür hat Ferndorf einen Spezialisten, nämlich Julian Schneider, er erzielte mit viel Körpereinsatz das 25:23 und auch das 26:24. Auf der Hallenuhr las man 58:22 und Rostock bekam einen Siebenmeter zugesprochen. Alle dachten, wenn das Ding reingeht, wird es nochmal richtig eng, aber nur WENN ES WIRKLICH reingeht. Aber im Ferndorfer Kasten steht ja noch jemand, heiß wie Frittenfett und dem ist alles zuzutrauen. Kai Rottschäfer heißt er, steht seit Beginn der zweiten Halbzeit im Ferndorfer Tor und will mit einer Glanzaktion die Stresszellen aller Ferndorfer nicht überstrapazieren. Er steht am Punkt, den Siebenmeterschützen voll im Visier, der wirft und…..Kai haut das Ding raus und der Hexenkessel wird zum Tollhaus.
Jegliche Gegenwehr der Rostocker ist nun dahin, der TuS führt immer noch mit 26:24 und nun müssen sie auch noch drei weitere Tore der Gastgeber hinnehmen, Rutger ten Velde erzielt das 27:24, Christoph Neuhold das 28:24 und den Schlußstrich zieht dann wiederum Rutger ten Velde indem er 4 Sekunden vor der Sirene das 29:24 erzielt.
Unterm Strich vielleicht 1-2 Tore zu hoch, aber absolut verdient. Die Ferndorfer werden immer stärker, die Rostocker haben ihnen aber auch eine Menge abverlangt und waren die bisher stärksten Gegner bei den siegreichen Spielen.
Wir haben wieder eine gute TuS-Abwehr gesehen, einen starken Innenblock mit Branimir Koloper und Valentino Duvancic, ebenso einen starken Rückraum mit Kim Voss-Fels, Niklas Diebel und Julian Schneider. Über den Rechtsaussen Josip Eres oder Tim Rüdiger kamen wir nicht so zum Zug und Andreas Bornemann hat Ladehemmung, dafür hämmerte Rutger Tim Velde auf Linksaussen und vom Siebenmeterpunkt Leon Mehler 10 Dinger ins Netz. Kai Rottschäfer wächst immer besser in seine Rolle als „Ersatzmann“ hinein und unterstützt mit seinen Leistungen Lucas Puhl zu 100 %.
Die Ausfälle von Jonas Faulenbach, Tim Hottgenroth und Simon Strakeljahn werden mittlerweile durch einen unheimlichen Kampfgeist kompensiert und das ist gut für`s Team, gut für die Zuschauer und auch gut für die Sponsoren.
Mittwoch den 23. März hat Ferndorf sein Nachholspiel beim starken VfL Lübeck-Schwartau und das ist ein ganz dickes Brett, das es da zu durchbohren gilt.
Keiner erwartet jetzt, dass Ferndorf alle Spiele gewinnt, aber jeder Sieg bringt sie näher an die Nichtabstiegsplätze und sie stehen kurz davor.
Handballstatistik:
Lucas Puhl 7 Paraden %
Kai Rottschäfer Paraden %
Torschützen:
Rutger ten Velde 10
Kim Voss-Fels und Valentino Duvancic je 5
Julian Schneider 3
Niklas Diebel 2
Christoph Neuhold, Tim Rüdiger, Lukas Siegler und Josip Eres je 1
Bericht: petro
Fotos: Andreas Domian
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