(wS/dkms) Netphen / Berlin 21.07.2023 | Bewegendes Kennenlernen auf Schloss Bellevue
Hinter Familie Rogotzki aus Berlin liegen Jahre voller Sorge – aber auch voller Hoffnung. Ihre Tochter Annabel (4) war im Herbst 2020 an Leukämie erkrankt und auf eine Stammzellspende angewiesen. Irgendwann kam die Nachricht, dass ein passendes Match im weltweiten Suchlauf gefunden wurde. Fabian Dancker (38) aus dem Siegerland zögerte damals keine Sekunde und spendete im März 2021 einem ihm damals unbekannten Menschen lebensrettenden Stammzellen.
Annabels Vater, Marc Rogotzki (40) ist Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes. Durch die berufliche Nähe und ihr bereits bestehendes Engagement für die DKMS erfuhr auch Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und „First Lady“ der Nation, von dem Schicksal der Familie. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Der Lebensretter der kleinen Annabel, Fabian Dancker, wohnt in Netphen im Siegerland; in einem Nachbarort wuchs Elke Büdenbender auf. Und so entstand die Idee, das erste Treffen in Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, stattfinden zu lassen.
Nach Ablauf der vorgeschriebenen Anonymitätsphase von zwei Jahren, gab es jetzt ein erstes persönliches Treffen von Familie Rogotzki und Fabian Dancker.
Aber von vorne: Kurz nach ihrem ersten Geburtstag, mit rund 13 Monaten hatte Annabel immer wieder fiebrige Infekte, war mehr krank als gesund. Eine Beule an der Schläfe nach einem Sturz ging nicht weg. Außerdem hatte das Mädchen Schmerzen beim Stuhlgang.
Die lokale Notfallambulanz konnte der Kleinen und ihrer Familie zunächst nicht weiterhelfen. Als Annabels Zustand sich weiterhin nicht verbesserte, meldeten sie sich in der Notaufnahme des Virchow-Klinikums in Berlin. Dort wurde das Mädchen nach eingehenden Untersuchungen stationär aufgenommen. Rasch stand die Vermutung Leukämie im Raum. Weitere Untersuchungen und eine Punktion von Annabells Knochenmark bestätigten die Diagnose leider bald.
„Das Wort Leukämie hallte in unseren Köpfen und wir fühlten uns wie vom Zug überrollt“, erinnert sich Annabels Mutter Anne Rogotzki (35). Und weiter: „Natürlich habe ich auch gegoogelt, um etwas Positives zu finden. Statistisch gesehen standen die Chancen gut für Annabel.“
Bald wurde die erste Chemotherapie gestartet. „Wir waren erleichtert, dass die Therapie sofort losging. Alle auf der Kinderonkologie haben sich großartig für unsere Kleine eingesetzt, auch wenn es hart war, dass man Corona-bedingt nur eine Stunde am Tag bei seinem Kind sein durfte“, sagt Anne. Ein Umstand, der für Marc und Anne Rogotzki besonders schwer gewesen ist. Für die beiden war es keine einfache Aufgabe, loszulassen und ihre kleine Tochter in die Hände der Klinik zu geben.
Annabell hat alles gut verkraftet. Auch wenn die Medikamentengabe zuweilen außerordentlich belastend war. Nach rund sechs Wochen war Annabels Leukämie klassifiziert – ALL, Akute Lymphatische Leukämie. Das Mädchen würde eine Stammzellspende benötigen, um überleben zu können. Zum Glück stand schnell fest, dass es ein passendes Match gibt und Annabel wechselte von der Kinderonkologie auf die Stammzelltransplantations-Station. Dort mussten sich alle erst einmal umgewöhnen und es begann eine Zeit, in der Anne und Marc unheimliche Angst um Annabels Leben hatten.
Annabel wurde in Vorbereitung auf die Transplantation isoliert, erhielt eine aggressivere, hochdosiertere Chemo, die ihr Immunsystem zerstörte und damit ihren kleinen Körper schwer strapazierte. Annabells Schleimhäute waren so stark entzündet (Mukositis), dass sie nichts essen konnte und drei Monate lang künstlich ernährt werden musste. Dazu kamen noch eine Sepsis und Probleme mit der Lunge. Doch Annabels kleiner Körper war stark und kämpfte dagegen an.
Neben den Stammzellen im März 2021, erhielt Annabel wenige Wochen nach der Transplantation im April 2021 erneut einen kleinen Booster in Form von Lymphozyten, die der damals noch unbekannte Spender Fabian Dancker nochmals für sie spendete.
Endlich ging es bergauf. Die Stammzellen wuchsen an und Annabels Appetit kam zurück. Im Juni 2021 durfte sie schließlich wieder nach Hause, musste aber weiterhin regelmäßig in die Klinik und erhielt viele Medikamente. Im Juli konnte sie ihren zweiten Geburtstag feiern. Im Oktober, zu Halloween, durfte sie wieder in die Kita gehen.
Langsam aber sicher kehrte so etwas wie Alltag bei Familie Rogotzki ein. Annabels Haare wuchsen nach, so dass man ihr nun auch äußerlich nicht mehr sofort die Strapazen der Krankheit in den vorangegangenen Monaten ansehen konnte.
Stolze große Schwester
Annabels Eltern haben alles für ihre Tochter in einem Fotobuch dokumentiert und festgehalten. Auch wenn die regelmäßigen Untersuchungen und Arztbesuche bis heute unangenehm für Annabel sind, lässt sie es tapfer zu. Spritzen wie beispielsweise Impfungen, die durch das neu aufgesetzte Immunsystem wiederaufgefrischt werden müssen, mag sie gar nicht.
„Annabel ist ein witziges Kind, ein Clown. Sie ist mutig, unbeschwert und wieder richtig fit. Sie klettert gerne und ist stolze große Schwester von Romy (14 Monate)“, sagt Anne Rogotzki.
Die Angst vor einem Rückfall schwingt natürlich immer wieder mit. Viel stärker wiegen allerdings die Dankbarkeit und Freude, dass Annabel gesund ist, gesunden Appetit auf Essen und das Leben hat und groß werden darf. Auch was die Entwicklung anbelangt, hat Annabel längst alles wieder aufgeholt und steht anderen Kindern in ihrem Alter in Nichts nach.
Im Juli 2023 konnte Annabel ihren vierten Geburtstag feiern und zudem endlich ihren Spender und Lebensretter Fabian treffen, der diesen Geburtstag mit seiner Stammzellspende erst möglich gemacht hat. Von ihren Eltern weiß die Kleine, dass sie ganz doll krank war und Fabian ihr etwas gespendet hat, was sie wieder gesund gemacht hat.
Annabel mit Vater Marc Rogotzki
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