(wS/si) Siegen 14.05.2024 | In Deutschland wachsen über 2.000 Blütenpflanzen, von denen sich Bienen ernähren können: Die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge haben keine so große Auswahl; sie sind auf eine Nahrungspflanze – den großen Wiesenknopf – angewiesen und brauchen zum Überleben außerdem eine ganz bestimmte Ameisenart. Für den Schutz dieser besonderen Falter wurde in Siegen-Wittgenstein jetzt sogar eine eigene Allianz, stellvertretend für gefährdete Insektenarten, gegründet.
„Natur- und Artenschutz sind komplex und unser Ökosystem sehr sensibel. Der faszinierende Lebenszyklus der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge zeigt das ganz besonders eindrucksvoll. Unsere Umwelt braucht daher Profis wie die Biologische Station um gesund zu bleiben und robust zu werden,“ so Landrat Andreas Müller bei der Auftaktveranstaltung des Projekts „Netzwerk Ameisenbläulinge“.
Die kurzlebigen Falter nutzen die Blütenstände des großen Wiesenknopfes als Nahrungsquelle. In das Innere der frisch geöffneten Blütenknöpfe legen die Falter auch ihre Eier. Die daraus entstandenen Raupen lassen sich nach einiger Zeit auf den Boden fallen um von Knotenameisen „adoptiert“ und in die unterirdischen Ameisennester gebracht zu werden. Wenn der Trick funktioniert, können sich die Raupen dann von der Ameisenbrut ernähren bis die Verpuppung beginnt.
„Die Bindung an nur eine Nahrungspflanze im Zusammenspiel mit dem Vorkommen von Knotenameisen macht das Fortbestehen der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge so kompliziert. Deshalb arbeitet die Bio-Station mit Akteuren aus der Landwirtschaft, den Kommunen und dem Landesbetrieb Straßen NRW zusammen, um nicht nur für die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, sondern ganz generell insektenfreundliche Habitate zu schaffen“, erklärt Prof. Dr. Jasmin Mantilla-Contreras von der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein.
Gefördert wird dieses Projekt aufgrund seiner besonderen Bedeutung für die Kulturlandschaft im Kreis und seines Modellcharakters für Westfalen nicht nur von der Kreisverwaltung, sondern auch vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit einer Summe von 220.000 Euro. Das ist die höchste Einzelförderung des LWL aus dem Förderprogramm für Biologische Stationen, wie der Direktor des Verbands Dr. Georg Lunemann bei der Auftaktveranstaltung in Freudenberg unterstrich. Die Zusammenarbeit dient der Vernetzung und Optimierung von Habitaten für die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge als Schirmarten insektenreicher Grünlandschaften.
Ziel ist der langfristige Erhalt und die Förderung der Bestände der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge im Kreis Siegen-Wittgenstein. Die Maßnahmen werden begleitet durch ein Monitoring sowie eine Öffentlichkeitsarbeitskampagne. Eine enge Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Landwirtschaft, den Kommunen und des Landesbetriebes Straßen NRW wird angestrebt, um insektenfreundliche Habitate zu schaffen.
Weitere Informationen zu den Ameisenbläulingen und seinen Anforderungen an den Lebensraum und warum die Ameise so wichtig für ihn ist, finden Interessierte auf www.biostation-siwi.de/projekte.
Biologische Station Siegen-Wittgenstein (von l. nach r.: Arno Wied, Dr. Georg Lunemann, Prof. Dr. Jasmin Mantilla-Contreras, Andreas Müller)