Unfassbare Aufholjagd: TuS Ferndorf erkämpft dramatisches Remis gegen den VfL Eintracht Hagen

(wS/Red) Halver/Ferndorf 01.09.2024 | Die Trommler der „Ferndorfer Füchse“ befeuern epische Aufholjagd in Halver

VfL Eintracht Hagen gegen TuS Ferndorf: 29:29 )20:14)

Link zum Spielbericht des Gegners:

https://hagen-handball.de/news/test-ferndorf-1?fbclid=IwY2xjawFBCutleHRuA2FlbQIxMAABHYhgz9l7wRHRPYfsJTlb7lPaqdqfpmlVcV7udBYVoqwINRJMYFPZhkqgww_aem_3Kyjrsahh_n7wJoI7n2g-A

Im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums des Handballvereins TuS Grünenbaum hatte der ausrichtende Verein seinen Gästen ein echtes Handball-Highlight versprochen, indem er ein Spiel organisierte, das schon beim puren Aussprechen Brisanz versprach. Es standen sich der Zweitligist VfL Eintracht Hagen und der TuS Ferndorf gegenüber, der ungeschlagen aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Bereits im Vorbericht wurde betont, dass es sich bei diesem Duell seit „ewigen Zeiten“ um das Derby aller Derbys handelt. Diese Begegnungen sind dafür bekannt, dass sie regelmäßig für Spannung sorgen und der Ausgang völlig offen ist.

Rund 300 Zuschauer waren in der kleinen, aber feinen Halle anwesend und wurden Zeugen zweier völlig unterschiedlicher Halbzeiten. In den Archiven wird man kaum ein Match zwischen diesen beiden Mannschaften finden, bei dem ein Team zwischenzeitlich mit 9 Toren in Führung lag und trotzdem nicht gewinnen konnte.

So geschehen am Freitagabend um 19:30 Uhr in der Sporthalle an der Mühlenstraße in Halver. Der TuS Ferndorf trat fast in Bestbesetzung an, lediglich der Langzeitverletzte Fynn Herzig und Valentino Duvancic, der sich tags zuvor im Training verletzt hatte, fehlten. Dem VfL Eintracht Hagen fehlten gleich fünf Stammspieler, deren Ausfall durch Spieler aus der zweiten Mannschaft kompensiert wurde.

Und wie gut dies in der ersten Halbzeit funktionierte, konnte man bestaunen. Die Heimmannschaft auf dem Papier war der VfL Eintracht Hagen, und so lautete die Paarung offiziell VfL Eintracht Hagen gegen TuS Ferndorf. Ceven Klatts Jungs legten in der 1. Minute das 0:1 vor, doch alles, was Ferndorf in dieser ersten Halbzeit danach aufs Spielfeld brachte, verzauberte die mitgereisten TuS-Fans nicht wirklich. Schon nach nur 9 gespielten Minuten sah sich Ceven Klatt gezwungen, die Grüne Karte für ein Team-Time-Out auf den Zeitnehmertisch zu legen – ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmte. Nach dem 0:1 durch Daniel Hideg traf Hagen fünfmal in Folge, sodass es 5:1 stand. Bis zur TuS-Auszeit in der 9. Minute zeigten beide Teams noch zwei weitere Treffer, und die Anzeigetafel wies ein ernüchterndes 7:3 aus. Die Ferndorfer produzierten einen Fehlwurf nach dem anderen und leisteten sich etliche technische Fehler, was die Hagener Jungs um Trainer Stefan Neff gnadenlos ausnutzten. Neff, sichtlich zufrieden, genoss ein Spiel, das ganz nach seinen Wünschen verlief. Die Ferndorfer Offensive und Defensive klappte einfach nicht, was den Hagenern regelrecht in die Karten spielte.

Hendrik Stock

Doch die gute Miene von Stefan Neff sollte nur bis zur 20. Minute anhalten. In dieser Minute führten die Hagener mit unglaublichen 18:9 – eine richtige Klatsche für die Ferndorfer schien sich anzubahnen. Doch dann ging ein Ruck durchs TuS-Team, und plötzlich funktionierte alles, was zuvor misslungen war. Die Hagener spielten zwar weiter wie bisher, doch der Widerstand der Ferndorfer war enorm. In den verbleibenden 10 Minuten bis zur Halbzeitsirene gelangen den Hagenern nur noch 2 Treffer, während die Ferndorfer 5 Tore erzielten, sodass man sich mit einem 20:14 in die Pause verabschiedete.

Es war das letzte Testspiel für beide Teams, und beide probierten verschiedene Spielvarianten aus. Dass Ferndorf in der ersten Halbzeit nur 14 Tore erzielte, während der Gegner 20 schaffte, konnte Coach Ceven Klatt natürlich nicht gefallen. An diesen 14 Toren waren jedoch 9 Ferndorfer Spieler beteiligt, was auf viele Einzelaktionen hinwies. Die Halbzeitansprache von Meistertrainer Klatt konnten wir nicht verfolgen, aber er änderte seinen Taktikfahrplan, und dieser sollte schon 9 Minuten später Früchte tragen.

Für dieses rüde Foul an Hampus Dahlgren erhielt der Hagener Spieler die Rote Karte.

In der 39. Minute betrug der Vorsprung der Hagener immer noch 8 Tore (25:17), doch ab diesem Zeitpunkt war bei Coach Stefan Neff Schluss mit der entspannten Miene. Er wurde zunehmend unruhiger, sein Bewegungsdrang an der Linie nahm zu, und die Sorgenfalten auf seiner Stirn sprachen Bände. Was war geschehen? Ganz einfach, Ceven Klatt, der Taktikfuchs, hatte sein Team umgestellt und spielte zeitweise mit zwei Kreisläufern. Fabian Hecker verstärkte den Rückraum, Janko Kevic bekam eine Pause, und dafür standen Julius Fanger und Daniel Hideg bereit. Josip Eres wechselte sich mit Paul Schikora ab, und auf Linksaußen kam nun Hampus Dahlgren zum Einsatz, der ebenso wie Josip Eres drei Siebenmeter verwandelte. Mit dieser Umstellung kam Hagen überhaupt nicht klar.

Es waren erst 40 Minuten gespielt, also kann man Kräfteverschleiß in den verbleibenden 20 Minuten als Ursache ausschließen. Ab dieser 39. Minute spielte fast ausschließlich Ferndorf. Daniel Hideg startete diesen unfassbaren Lauf mit einem Doppelpack, gefolgt von Treffern von Paul Schikora und Julius Fanger. Nach 43:34 Minuten wurde ein Hagener Spieler mit Rot vom Platz gestellt, nachdem er Hampus Dahlgren beim Wurfversuch aus der Luft geholt hatte. Dahlgren knallte unsanft auf den Boden und musste behandelt werden. Den Siebenmeter verwandelte Josip Eres zum 25:22 in der 44. Minute. Jetzt reichte es dem VfL-Coach: Nach 44:07 Minuten nahm er eine Auszeit, wirkte dabei aber merklich unruhiger. Doch der Lauf der Ferndorfer war nicht mehr zu stoppen. Tolle Treffer von Julius Fanger und Fabian Hecker folgten, und nach einem weiteren verwandelten Siebenmeter von Josip Eres erstarrten die Hagener – sie konnten kaum glauben, was da gerade geschah. Ein Blick auf die Anzeigetafel holte sie jedoch in die Realität zurück: Aus einem 25:17 in der 39. Minute hatte der TuS Ferndorf in der 50. Minute ein 25:25 gemacht.

Mit diesem beeindruckenden Sturmlauf ging es in die Crunchtime, die einem echten Krimi glich. 26:25, 26:26, 27:26, 27:27, 28:27, 28:28 – beide Teams kämpften und mobilisierten die letzten Kräfte. Die Stimmung in der Halle erreichte ihren Höhepunkt, als die Ferndorfer Fans, die lautstark ihre Mannschaft anfeuerten, für eine unglaubliche Atmosphäre sorgten. Ein Tross an Ferndorfer Trommlern ließ über 60 Minuten die Halle erbeben und sorgte dafür, dass die ohnehin schon aufgeladene Stimmung weiter an Intensität gewann.

Als dann noch Hampus Dahlgren in der 59. Minute das 28:29 erzielte, schien ein Sieg für Ferndorf plötzlich möglich. Ceven Klatt nahm noch eine Auszeit, um die letzte Minute zu besprechen. Doch ein Fehler der Ferndorfer verhinderte diesen möglichen Sieg – Hagen bekam noch seine Chance und glich in der 60. Minute zum 29:29 aus. Ende, Schluss, aus – aus dem Derby wurde ein kleiner Krimi, bei dem beide Teams letztlich zufrieden sein dürften.

Es war ein großartiges Spiel, bei dem jeder einzelne Ferndorfer Spieler seinen Beitrag zum verdienten Remis leistete. Die Mannschaft hat sich in einer schwierigen Situation zurückgekämpft und gezeigt, dass sie auch in schwierigen Phasen bestehen kann. Diesen Erfolg haben wirklich alle Spieler gemeinsam erkämpft – eine starke Teamleistung, die zeigt, warum der TuS Ferndorf zu den besten Mannschaften gehört.

Torschützen:

Josip Eres 7/3

Hampus Dahlgren 4/3

Daniel Hideg, Janko Kevic und Julius Fanger je 3

Hendrik Stock, Paul Schikora und Fabian Hecker je 2

Gabriel da Rocha Viana, Marvin Mundus und Mattis Michel je 1

Torhüterparaden von Can Adanir und Jonas Wilde: 1. HZ 3, 2. HZ 10

Stimmen zum Spiel:

Hampus Dahlgren

Ja, ich denke, es war ein guter Kampf und nach ein paar Minuten auch ein gutes Spiel. Ich denke, wir haben aus dem ganzen Spiel viel gelernt und gezeigt, wie gut unser Team ist.

Marvin Mundus

Die 1. HZ ist ganz einfach erklärt. Wir haben vorne zu viele technische Fehler und Fehlwürfe, die dann zu direkten Kontern führten. In der Abwehr kamen wir nicht in Helfersituationen, es hat die Aggressivität gefehlt und wir haben sie spielen gelassen ohne Stopfouls zu machen. Das, was in der 1. HZ gar nicht funktioniert hat, hat dann in der 2. HZ umso besser geklappt. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und normalerweise gewinnst du das Spiel dann auch.

Coach Ceven Klatt

Ich sehe heute zwei unterschiedliche Halbzeiten von meiner Mannschaft. Wir haben sicherlich ein paar Probleme am Start gehabt bzw. zu Beginn des Spiels, wo ihr es Hagen einfach machen, zum Gegenstoß zu kommen. Wir finden dann später besser rein und spielen dann eine sehr gute 2. Halbzeit, wo wir vor allem in der Abwehr sehr griffig sind und vorne einfach weniger Bälle wegschmeißen. Wir hatten dann auch noch die Chance, das Spiel zu gewinnen, aber es blieb dann beim Unentschieden.

Bericht: Peter Trojak

Fotos: Andreas Domian

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