TuS Ferndorf klaut die Punkte – Glut in der Schänzlehölle in Konstanz erlischt

(wS/Red) Konstanz/Ferndorf 01.10.24 | Fabian Hecker und Josip Eres on Fire – Ferndorf erobert Konstanz

Den BODENSEE-KRIMI kennt man eigentlich nur vom TV! HSG Konstanz gegen TuS Ferndorf: 29:33 (15:15)

Wie sagte noch Ceven Klatt in der Pressekonferenz vor dem Spiel:
„Konstanz spielt zu Hause, und somit liegt etwas mehr Druck auf Konstanz, auch weil sie die ersten zwei Punkte dringend benötigen. Aber wir fahren natürlich auch dahin, um etwas Zählbares mitzunehmen.“
Na ja, er sollte Recht behalten, denn der TuS lieferte eine wahrhaft bravouröse Leistung ab, untermauerte seine Stellung und bewies, dass sie wohl doch zweitligareif sind. Zumindest muss man ihnen das nach fünf Spieltagen zugestehen.
Man sprach im Vorfeld von einer schwierigen Saison, die keine Fehler verzeiht, und der TuS hat seine Fehler minimiert. Man befindet sich auf einem unglaublichen 5. Tabellenplatz mit 6:2 Punkten und einem Torverhältnis von 121:113. Dieses Verhältnis liest sich vielleicht knapp, aber das muss man auch erst einmal auf die Platte bringen. Und das in Konstanz war schon ein dickes Brett, das es zu durchbohren galt, aber Ferndorf hatte auch nach hinten raus noch die Kraft und die Luft, dieses Match für sich zu entscheiden. Immer wieder sind es einzelne Spieler, die über sich hinauswachsen und einen unglaublich starken Tag erwischen. So erging es diesmal unserem „Vollstrecker“ Fabian Hecker, der eine ganz starke 2. Halbzeit spielte und sich auch durch sechs Treffer in die Torschützenliste eintrug. Vorne rangierte, wie so oft, Josip Eres, der fünf Feldtore und drei Siebenmeter eiskalt verwandelte.

Mitaufsteiger Konstanz schwenkt weiterhin von ganz hinten die rote Laterne und muss nun sehen, wie sie diesen Negativtrend stoppen können. Sie konnten nicht verhindern, dass Ferndorf seinen ersten Auswärtssieg eintüten konnte.
Dabei begann die HSG ganz stark, schon in der 5. Spielminute stand es 5:2, und die (nur) 1.100 Zuschauer sahen etwas, das sie in Verzückung versetzte, denn ihr Verein wollte dem Mitaufsteiger Ferndorf zeigen, dass sie bisher in ihren Spielen Pech gehabt hatten. Doch die Jungs von Ceven Klatt sind viel zu abgezockt, um sich dadurch aus der Ruhe bringen zu lassen. Die Unterstützung von ca. 50 mitgereisten Fans sahen nun, wie ihr TuS innerhalb von drei Minuten durch Josip Eres (7-Meter), Janko Kevic und Daniel Hideg ein 5:5 aus dem Hut zauberten.
Nicht nur das, Daniel Hideg und Gabriel da Rocha Viana sorgten für die erste TuS-Führung von 6:7 in der 8. Minute – das waren insgesamt schon 13 Treffer in acht Minuten.

Aber, um es mal vorwegzunehmen, es war über gut 45 Minuten ein Hauen und Stechen, ein Kämpfen und Rackern. Es war bis dahin ein Spiel auf Augenhöhe, man kann es wirklich nicht anders sagen. Nach dem 6:7 war die HSG wieder am Zug, erspielte sich das 8:7 und geriet bis zum Pausentee nicht mehr in Rückstand. Nicht, dass sie nun auf und davonzogen – weit gefehlt! Ferndorf ließ sich nicht abschütteln und hatte auf fast alles eine Antwort. Man ließ die Gastgeber nicht mehr als zwei Tore Vorsprung zu, und das verwirrte die Jungs vom Bodensee. Es war ihnen ganz einfach zu knapp, und das beunruhigte sie.
Unruhig war es auch bei Ferndorf, aber nicht wegen des Spielverlaufs, sondern wegen Valentino Duvancic. Nach gespielten 20:35 Minuten knickte er unglücklich um und musste vom Feld. Man wird um ein MRT nicht herumkommen; wir drücken ihm die Daumen.

Die Jungs aus dem Siegerland zückten noch die letzten Pfeile aus dem Köcher, und beim 14:14 in der 26. Minute sah sich HSG-Trainer Vitor Baricelli genötigt, ein Team-Time-Out zu nehmen, um vielleicht doch noch mit einem Vorsprung die 1. Halbzeit zu beenden. Daraus wurde nichts. Sie erzielten in der 27. Minute noch das 15:14, aber das war es auch. Der TuS versenkte noch einmal durch Julius Fanger, und so hieß es zur Halbzeitsirene 15:15 – eine absolut gerechte Punkteteilung.
Die Schänzlehölle machte ihrem Namen allerdings alle Ehre; sie wurde ja von der HBL als eine der lautesten Hallen in Deutschland benannt, und das war auch so. Ein gefühltes Meer an Trommlern und HSG-Fans, die alle mit Klatschen bewaffnet waren, trieben die Dezibelwerte in die Höhe. Aber auch die TuS-Fans quälten ihre Stimmbänder – und das zu Recht, denn unsere Jungs hatten bis dahin einen guten Job gemacht.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste: Hampus Dahlgren kam auf die Platte und erzielte das 15:16, der ganz stark aufspielende Fabian Hecker, der heute in der Abwehr und im Angriff glänzte, legte das 15:17 nach. Hätte jemand den Jungs vom Bodensee gesagt, dass ihr 15:14 aus der 27. Minute die letzte Führung in diesem Spiel war, hätten sie uns sicherlich belächelt.
Im weiteren Spielverlauf war Schluss mit Lächeln, und in den letzten zehn Minuten erlosch die Glut in der Schänzlehölle. Nach Fabians 15:17 ging es im Schlagabtausch weiter; der TuS ließ noch zwei Remis zu, spielte aber hochkonzentriert weiter, und auch ihre Körpersprache zeigte allen, was sie hier und heute wollten – nämlich die zwei Punkte klauen.
Nach gespielten 37:26 Minuten sah Daniel Hideg die rote Karte, nachdem er dem Gegner in den Wurfarm griff und dieser zu Boden ging. Die Karte war vertretbar, brachte Ferndorf aber nicht aus der Ruhe, denn das, was da noch auf der Ferndorfer Bank saß, ließ sich auch durch diesen Ausfall kompensieren. Eine weitere Schreckminute gab es, als Fabian Hecker in der 43. Minute verletzt wurde, er prallte mit dem Kopf gegen den gegnerischen Torwart und musste erst einmal vom Feld, er hatte einen blutigen Mund, und das musste erst einmal abgecheckt werden. Er kam aber später wieder ins Spiel, was er genau hat, wissen wir nicht, wünschen ihm aber eine gute Besserung.

Direkt danach (43. Minute) nahm der HSG-Coach eine weitere Auszeit, und seine Jungs verkürzten auf 22:23. Nach dem folgenden 23:24 drückte auch Ceven Klatt auf den grünen Buzzer, um die weiteren Spielzüge oder Umstellungen zu besprechen. Das fruchtete auch, denn durch Hendrik Stock, Josip Eres und Janko Kevic erspielte man sich bis zur 52. Minute ein 3-Tore-Polster (24:27). Die TuS-Fans waren aus dem Häuschen und peitschten ihre Mannschaft nach vorne, denn nun stieg auch die Fehlerquote der Gastgeber, die sich durch vermeidbare Fehler selbst um einen möglichen Sieg brachten.
Aber Ferndorf hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch Luft und Kraft für 60 Minuten haben, und dieses Plus spielten sie nun aus. Eiskalt wurde jeder Fehler bestraft. Als Hendrik Stock, der eine tolle Crunchtime spielte, das vorentscheidende 25:29 erzielte, nahm der HSG-Coach wieder eine Auszeit (55:28), um das Unheil abzuwenden, aber der Zug war abgefahren. Josip Eres nutzte nun Fehler des Gegners, fischte sich zweimal den Ball aus der Luft und knallte ihn in die Bodenseemaschen. Wir befinden uns nun in der 59. Minute: Hendrik Stock erzielte ein weiteres Tor (26:31), und Ceven Klatt nutzte seine Auszeit, um die letzten 70 Sekunden herunterzuspielen. Dies sollte auch gelingen. Die HSG erzielte zwar noch einen Treffer, doch beendet wurde das Spiel von Mattis Michel und Josip Eres. Punkt, Schluss, Aus – Ferndorf holt mit dem letztlich auch verdienten 29:33 seine ersten Auswärtspunkte und nimmt damit den fünften Tabellenplatz ein.

Wieder überzeugten Spieler, auch wenn sie nicht in der Torschützenliste erscheinen. Nehmen wir heute mal Philip Würz (Kreis): Er hat (nicht nur hier) ein starkes Spiel gezeigt, beschäftigt im Angriff zwei bis drei Gegenspieler und reißt damit Lücken in des Gegners Reihen. Ebenso stark tritt er auch in der Abwehr auf. Man kommt nicht mal eben so an ihm vorbei. Wer ihn mal länger beobachtet, wird das unschwer erkennen. Er hat auch das Vertrauen von Ceven Klatt, und er bereichert das Ferndorfer Spiel.
Die „wirSiegen“-Redaktion sagt zu diesem Sieg HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

Statistik:

Tor: Can Adanir 3 Paraden, Jonas Wilde 9 Paraden

Torschützen:

Josip Eres 8/3

Fabian Hecker 6

Julius Fanger 4

Hendrik Stock und Janko Kevic 3

Daniel Hideg, Gabriel da Rocha Viana und Marvin Mundus je 2

Hampus Dahlgren, Valentino Duvancic und Mattis Michel je 1

Nächstes Spiel ist das Heimspiel in der Stählerwiese am kommenden Samstag um „ACHTUNG“ 18:00 Uhr. Dann geht es gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke, die derzeit mit nur einem Sieg den 17. Tabellenplatz einnehmen. Nicht nur das, gestern haben sie sie auch ihren Trainer Michael Haaß freigestellt. Übernehmen tut diesen Job interimsweise Co-Trainer Sebastian Redeker. Ob dies ein Vorteil für Ferndorf ist, wird sich zeigen, warten wir es also ab.

PS- Ceven Klatt gab den Jungs wegen der langen Reise und dem erfolgreichen und intensiven Spiel am Montag frei, das haben sie sich aber auch verdient.

DAS IST FERNDORF – DAS BIST DU

Ceven Klatt: Es war die erwartet schwere Auswärtsaufgabe in Konstanz. Ich denke, wir haben lange Zeit ein ausgeglichenes Handballspiel gesehen. Konstanz kommt etwas besser ins Spiel als wir, gerade in der Anfangsviertelstunde gab es Probleme in unserer Abwehr, wo wir für uns nach den Fehlern suchen müssen. Wir steigern uns dann in Richtung Halbzeit und kommen danach verbessert wieder raus und gehen auch erstmal in Führung. Ich denke auch, dass wir es mit den 4 Rückraumspielern in der 2. HZ geschafft haben, etwas Zeit von der Uhr zu nehmen und vor allem Konstanz vor andere Aufgaben in der Abwehr zu stellen.

Weiter hoffe ich, dass wir den Sieg in Bezug auf Valentino Duvancic und Fabian Hecker nicht zu teuer bezahlt haben.

Es war einmal mehr die Geschlossenheit der Mannschaft, es ist ja mehr oder weniger die Mannschaft, mit der wir auch letztes Jahr schon gespielt haben und dadurch sind wir auch gut eingespielt. Außerdem werden wir bei unseren Heimspielen durch unsere fantastischen Fans unterstützt.

Bericht/Fotos: Peter Trojak

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