Ein Triumph in der Stählerwiese: TuS Ferndorf schlägt TUSEM Essen mit 34:30

(wS/Red) Ferndorf 16.02.2025 | Von der Asche zu den Sternen: Ferndorf beeindruckt gegen Essen

TuS Ferndorf gegen TUSEM Essen: 34:30 (20:16)

Abstiegskampf auf Messers Schneide: Ferndorf muss liefern. 🎭 So sah eine Zeile noch in unserem Vorbericht aus. Tja, was sollen wir sagen, Ferndorf hat geliefert. Auftrag ausgeführt! 🌟

Am gestrigen Samstag war die Stählerwiese der Schauplatz eines echten Abstiegskrimis, als der TuS Ferndorf auf die Ruhrpottschmiede TUSEM Essen traf. Der Kessel in der Stählerwiese brodelte förmlich über und war wohl doch um einige Grad zu heiß für die Ruhrpottschmiede. 🔥

Vor dem Spiel las man auf der Homepage vom TUSEM (Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe e.V. 1926): „Die Mannschaft von Trainer Ceven Klatt unterlag am letzten Wochenende deutlich in Dormagen und konnte jahresübergreifend nur eins der letzten sieben Spiele gewinnen. In heimischer Halle ist die Statistik des TuS sehr ausgeglichen: Vier Siege stehen vier Niederlagen gegenüber. Der TUSEM ist naturgemäß danach bestrebt, am Samstag zwei Zähler mit ins Ruhrgebiet zu nehmen. Alexander Schoss (RR) ist jedenfalls hoffnungsvoll gestimmt: ,,Wir sind frohen Mutes, dass wir am Wochenende das Auswärtsspiel erfolgreich bestreiten können. Es ist einfach an der Zeit, einen Wechsel herbeizuführen. Eine Serie ist leider bereits gerissen, jetzt kann auch die nächste reißen. Mit voller Kraft voraus wollen wir gegen Ferndorf antreten, insbesondere vor der großartigen Kulisse.“

Beide Mannschaften hatten sich viel vorgenommen, doch wessen Ziele wurden erreicht? In dem Fall die des TuS Ferndorf. Vier Siege und vier Niederlagen standen bisher in der Stählerwiese zu Buche. Nun heißt es: vier Niederlagen und fünf Siege. In einer Manier, die das hoch verlorene Spiel eine Woche zuvor in Dormagen vergessen lässt.

Denn das war ein Sieg „par excellence“, ein „Start-Ziel“-Sieg, den man so nicht unbedingt erwartet hatte. Ein Sieg war eingeplant, oder eher erhofft gewesen, aber was da auf die Gäste im Hexenkessel niederprasselte, nötigte allen Respekt ab. Die Gäste wurden zeitweise regelrecht vorgeführt, denn unsere Jungs wussten, was auf dem Spiel stand. Ein ums andere Mal wurden die über 1300 Fans von ihren Sitzen gerissen. Mal war es die hammerstarke TuS-Abwehr, die den Gegner vor große Probleme stellte, mal war es das tolle Rückzugsverhalten, mal die schnellen Tempogegenstöße oder der sehr stark spielende Can Adanir im Ferndorfer Kasten, der die Gäste schier zur Verzweiflung brachte. Can kam auf 13 Paraden und darunter waren auch zwei gehaltene Siebenmeter.

Man versuchte die Fehler aus dem Dormagen-Spiel zu minimieren und das ist in eindrucksvoller Manier gelungen. Bemängelte Ceven Klatt dort noch die 16 technischen Fehler, durfte er sich hier über die nur sechs technischen Fehler freuen, denn Null macht wohl keine Mannschaft. Die Körperspannung seiner Jungs war eine andere, man sah ihnen den unbedingten Siegeswillen an. Sie wollten, sie mussten und sie haben es getan, Chapeau. 12-mal trafen beide Vereine bisher aufeinander, nur einmal siegte der TuS Ferndorf, und dieser Sieg datiert aus dem Jahre 2018.

Zeitweise irgendwie angespannt und unruhig wirkte am Seitenrand der Meistermacher Ceven Klatt, denn dieses Spiel war, trotz ständiger Führung des TuS in der 1. HZ ein enges Ding, in dem Ferndorf aber auf fast alles die passende Antwort hatte. Grinsend wurden wir an eine ältere TV-Kinderserie und an „Zebulon“ erinnert, der ständig rumsprang. (Turnikoti, Turnikota, der Zebulon ist wieder da). 😉 Enge Zwischenstände wechselten sich mit Remis und guten Führungen in dieser 1. HZ ab (5:2, 5:5, 10:7, 13:10, 15:14 oder auch dem Pausenstand von 20:16. Den erreichten die Gastgeber, indem sie in den letzten 6 Minuten der Halbzeit von 17:16 auf 20:16 davonzogen.

Die zweite Halbzeit ging für die Ferndorfer da weiter, womit sie die 1. Halbzeit beendet haben, nämlich mit dem Torewerfen. Dem Viererpack zum Halbzeitende kam nun noch ein Doppelpack von Valentino Duvancic und Janko Kevic hinzu, es stand 22:16. Ceven Klatts Anspannung wich von Minute zu Minute und mit weiterem Spielverlauf sah man, wie die Anspannung nachließ und schon mal einem Grinsen wich. Er ballte die Faust und wusste, dass er auf dem richtigen Weg war. Die Ferndorfer Abwehr wurde immer stärker und man hatte zu diesem Zeitpunkt gar nicht das Gefühl, dass dieses Spiel noch mal kippen könnte. Es war ein sehr schnell geführtes Match von beiden Teams, in dem sich die Torfolge immer abwechselte. TUSEM kam aber nie wirklich ran, sie rannten sich am starken Innenblock, dem Abwehrbollwerk und letztlich auch an Can Adanir fest. Bis auf Hendrik Stock, Keeper Jonas Wilde und Neuzugang Malte Nolting waren alle Spieler eingesetzt. Auch Julius Fanger war wieder darunter, ab der 18. Minute schon sah man ihn erstmals auf der Platte stehen. Weiterhin fehlten natürlich die Langzeitverletzten Fynn Herzig, Paul Schikora und Philip Würz.

Es war wirklich eine starke Abwehrleistung von Klatts Mannschaft, in der auch wiederholt Fabian Hecker, Janko Kevic, Marko Vignjevic und Co. überzeugten. Sie trieben die Gäste sehr oft ins Zeitspiel und machten deren Hoffnung, die anhaltende Niederlagenserie zu stoppen, zunichte. Es bleibt dabei, Essen bleibt in der gesamten bisherigen Saison auswärts sieglos. Mitte der 2. HZ (26:21 in der 46. Minute) nahm Klatt seine Auszeit, um sein Team auf die letzten 15 Minuten und die Crunchtime einzustimmen. Von welcher Seite der Handballbibel er ihnen da was vorgelesen hat, bleibt sein Geheimnis, aber die Jungs haben ihn wohl verstanden. Durch Tore von Mattis Michel, Marvin Mundus und Fabian Hecker zogen sie auf 29:22 in der 49. Minute davon. TUSEM-Coach Daniel Haase, dem es schon lange reichte, buzzerte nun auch zum Team-Time-Out, er hatte Redebedarf. Gefruchtet hat es nicht, denn in der 53. Minute hatten unsere Jungs durch Julius Fanger und Hampus Dahlgren das 31:23 erzielt.

Die Geschichte mit dem Pferd vor der Apotheke kennt sicher jeder, aber jetzt ging man eigentlich schon davon aus, dass der Drops gelutscht war. Und doch kam es etwas anders. Warum da jetzt so ein kleiner Bruch ins Spiel kam, kann sich keiner wirklich erklären. Wollte man jetzt noch mehr und die Konzentration spielte uns einen Streich oder war man sich zu sicher, einen vielleicht sogar zweistelligen Sieg einzufahren? Ferndorf hat bravourös gewonnen, keine Frage. TUSEM hatte zudem einen rabenschwarzen Tag erwischt, aber dass sich auf einmal so kleine Fehler bei den Ferndorfern einschlichen, passte nicht ins Gesamtbild. Nach diesem 31:23 durch Hampus Dahlgren in der Crunchtime erzielten Cevens Jungs nur noch drei Treffer. Julius Fanger (54.), Marko Vignjevic (56.) und Janko Kevic (60.) waren die Schützen, und erstaunte Fans und Spieler sahen, wie TUSEM Essen Ergebniskosmetik betrieb und in diesen letzten sieben Minuten noch sieben Treffer erzielte. Und schon fiel einem wieder dieses Spiel in Dormagen von vor drei Jahren ein, das Ferndorf zwar gewann, aber trotzdem in die 3. Liga absteigen musste, da ihnen sechs Tore zum Klassenhalt fehlten. Hoffen wir, dass sich das nicht wiederholt und man solchen Toren nachtrauert.

Fazit: Es war ein richtig gutes Spiel, das beste Spiel in den letzten 10 Jahren gegen Essen und der höchste Sieg in dieser Zeit. Das Dormagen-Spiel scheint Geschichte zu sein. Die Jungs haben den Weg wieder gefunden und wollen ihn auch nicht wieder verlassen. Durch den kleinen Tiefpunkt in den letzten sieben Minuten ging die 2. HZ mit einem Remis von 14:14 zu Ende und nun konzentriert man sich schon auf den nächsten Gegner. Dazu muss der TuS reisen, und zwar zum TV Großwallstadt. Das Spiel ist am Sonntag dem 23. Februar, Anwurf ist schon um 17:00 Uhr. Schauen wir mal, ob sich das Lazarett etwas lichtet. Bei Philip Würz und Fynn Herzig dürfte das nicht der Fall sein, aber vielleicht tut sich ja bei Daniel Hideg etwas? Apropos Lazarett, in der 4. Spielminute blieb Josip Eres nach einem Foul liegen und hinkte einige Zeit rum und pausierte auch, spielte aber später wieder mit. Fabian Hecker übernahm dann diese Position. Nach dem Spiel klagte Josip noch über seine Schulter und man sah ihm auch an, dass er noch Schmerzen hatte. Es war der Fuß, der ihm weh tat und seine Ferse war stark gerötet. Wir drücken ihm die Daumen.

Kommen wir zur Statistik:

  • Tor: Jonas Wilde, Can Adanir 13 Paraden, davon 2 Siebenmeter
  • Torschützen:
    • Marvin Mundus 7
    • Janko Kevic und Marko Vignjevic je 5
    • Julius Fanger 4
    • Gabriel da Rocha Viana und Valentino Duvancic je 3
    • Mattis Michel, Josip Eres und Hampus Dahlgren je 2
    • Fabian Hecker 1

Julius Fanger: Dieser Sieg heute tut mir unfassbar gut. Es hat wieder richtig Spaß gemacht endlich mal wieder hier zu Hause zu spielen, vor allem, nachdem wir letzte Woche die erste richtige Rutsche bekommen haben. Ich habe die Woche versucht, mich so ein bisschen ranzutasten und es war von Tag zu Tag immer besser. Ich bin schmerzfrei, aber noch nicht bei 100 % und ich hoffe, das wird jetzt von Spiel zu Spiel wieder besser. Ich glaube auch, dass uns das Spiel letzte Woche einfach wachgerüttelt hat, dass wir heute alles reingeworfen haben. Dass wir Can ins Spiel bringen konnten, das hat uns unfassbar geholfen.

Can Adanir: Ich denke, dass wir heute von Anfang an viel heißer waren auf dieses Spiel. Wir sind mit einer ganz anderen Einstellung reingegangen. Zu Hause lässt sich das dann auch einfacher mitnehmen, dann die Zuschauer und so. Und dann bringst du so eine Leistung dann auf 60 Minuten auf die Platte. Und ich bin ehrlich, am Ende hat es mich doch ein bisschen geärgert, dass es nicht noch deutlicher ausgefallen ist, da wir ja dann am Ende zwischenzeitlich mit 8 Toren führten. Ich freue mich jetzt über den Sieg und die 2 Punkte und so können wir weitermachen.

Marvin Mundus: Wir sind ganz anders ans Spiel rangegangen und ich denke, in der Abwehr haben wir von der ersten Minute an gezeigt, wofür wir bekannt sind und der große Unterschied zu letzter Woche ist, dass wir im ganzen Spiel nur 6 technische Fehler hatten und in der letzten Woche waren es 16 Fehler. Der Ball lief deutlich besser und wir haben es in der Abwehr auch geschafft mit Mattis Stoppfouls ohne Ende. Es ist schwierig, die Spannung bis zum Schluss hochzuhalten, wir haben jetzt wieder länger auf Punkte gewartet und sind einfach nur froh, dass wir nun 2 Punkte geholt haben, aber am Ende hätten wir vielleicht höher gewinnen müssen.

Ceven Klatt: Wenn man heute das Haar in der Suppe sucht, dann ist es, dass wir mit 31:23 führen und am Ende „nur mit 4 Toren“ gewinnen. TuS Ferndorf ist ja mal wegen 6 Toren zu wenig abgestiegen und wenn man dann die Möglichkeit hat, den Gegner höher zu besiegen, dann sollte man das auch tun. Das war das negative, ansonsten war es eine überragende Einstellung meiner Jungs, die mit ganz viel Leidenschaft eine tolle Abwehr gestellt haben. Sie haben sehr variabel im Angriff gespielt mit unterschiedlichen Konzeptionen. Gerade in der Anfangsphase mit Marko Vignjevic, dann mit Julius Fanger und in der 2. HZ haben wir uns in der Abwehr noch gesteigert. Es war eine tolle Unterstützung von der Halle, eine gute Atmosphäre, damit können wir weitermachen. Wir haben heute auch die richtige Reaktion auf vergangene Woche gezeigt und dass die Jungs es besser können ist klar, aber das kann immer wieder mal passieren, das ist auch ganz normal. Deswegen ist es heute umso schöner, dass die Jungs das hinbekommen haben.

Bericht: Peter Trojak

Bilder: Andreas Domian

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