SINNESZEIT: Meditative Kirchenmusikalische Andacht im Spirituellen Sommer

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(wS/wh) Siegen 28.08.2025 | Die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt den Menschen seit jeher. Wie und worin finden wir Sinn in unserem Leben? Brauchen wir Sinn? Welchen Sinn hat unser Leben? Besonders in Stunden der Not, Trauer und Verzweiflung spricht diese Frage ganz konkret in die Wirklichkeit der Menschen hinein. Das Netzwerk „Wege zum Leben“ widmet sich in diesen Jahren im Rahmen des „Spirituellen Sommers“ diesen Fragen in vielfältiger Weise durch zahlreiche Veranstaltungen in der Region.

Unter dem Motto „Herzeleid und Sinnsuche – Musik von Johann Sebastian Bach begleitet die Suche nach Sinn“ fand am 24. August um 16 Uhr in der Kolumbariumskirche Hl. Kreuz eine kirchenmusikalische Andacht statt.

Kreativ und liebevoll gestaltete Beate Angst mit ihrem Ikebana-Schmuck den Gottesdienstraum, wobei besonders die Sonnenblumen thematisch passten als Symbol des Lebens und – wie es in der Hymne des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“ heißt – als „Licht des Lebens“ und die „Flamme unserer Hoffnung“.

In der liturgischen Begrüßung und der Ansprache spannte Irmtrud von Plettenberg den Bogen zu Johann Sebastian Bach. Sie stellte heraus, wie Klage und Trost, Verzweiflung und Hoffnung in Bachs Leben und Werk Gestalt annahmen. Er saß an den Sterbebetten seiner Kinder und musste erleben, dass seine Frau gestorben und bereits beerdigt worden war, als er von einer Reise zurückkehrte. Verarbeitet hat er das mit seinen Kompositionen.

Helga Maria Lange präsentierte zu Beginn den ersten Teil von Bachs berühmter Passacaglia in c-Moll (BWV 582), der Tonart, die in unserem Kulturkreis als melancholisch, sanft und tiefgründig, auch als dunkel, düster oder trübe empfunden wird; sie wurde für alle späteren Werke dieser Gattung zum Vorbild. Unmittelbar daran folgte aus der ergreifenden Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen“ (BWV 21) die Arie, in deren Text es heißt „Seufzer, Tränen, Kummer, Not / ängstlich´s Sehnen, Furcht und Tod / nagen mein beklemmtes Herz / ich empfinde Jammer, Schmerz.“ Zwar hörten wir den Text nicht, aber der musikalische Ausdruck ließ den Sinn dieser Worte in dem durch Frau Lange einfühlsam gravitätisch vorgetragenen Werk erahnen. Thematisch passend fügte sich der Psalm 31, in dem es heißt: „Denn du bist mein Fels und meine Festung; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten“ ein, ebenso wie das gemeinschaftlich gesungene Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ aus dem Gotteslob an (GL 784).

Es folgten drei weitere für Orgel bearbeitete Kantatensätze von J.S. Bach, die tröstlichen Charakter hatten: zunächst die Arie „Schafe können sicher weiden“ aus der Kantate Nr. 208; danach aus der Kantate 147 „Herz und Mund und Tat und Leben“ der Schlussteil, eines der wohl populärsten Stücke Johann Sebastian Bachs mit den einleitenden Worten „Jesus bleibet meine Freude“, und schließlich die bekannte Arie aus dem Weihnachtsoratorium „Schlafe mein Liebster, genieße der Ruh“.

Nach der Verlesung eines Schrifttextes erläuterte Irmtrud von Plettenberg den aufmerksam lauschenden Zuhörern das Thema dieser kirchenmusikalischen Andacht weiter in klaren, ruhigen, verständlichen Worten, indem sie am Beispiel von Johann Sebastian Bachs Leben und Werk die eingangs gestellten Fragen nach der Sinnsuche, nach Trost und Hoffnung in Stunden von Not, Klage und Verzweiflung aufgriff und weiterführte.

Danach erklang die kunstvolle Fuge als Fortsetzung der eingangs gespielten Passacaglia und anschließend das Choralvorspiel „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (BWV 647), das zum gemeinschaftlichen Gesang des bekannten Liedes GL 424 überleitete. Nach dem „Vater unser“ und einer Segensbitte fand auch der musikalische Teil seinen Abschluss mit einem bekannten, ausdrucksstarken Werk von Johann Sebastian Bach: der Fantasie BWV 542 in g-Moll, und schließlich einem weiteren der populärsten Bachwerke, das unzählige Bearbeitungen gefunden hat, nämlich der „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 (BWV 1068).

Mit dankbarem Applaus für diese ergreifende, zum Nachdenken anregende Andacht verließen die Teilnehmenden, von denen nicht wenige vor und nach der Andacht an den Urnen von Angehörigen oder Freunden besinnlich verweilt hatten, die Kirche und das Kolumbarium.

Text: Wolfgang Hein – Fotos: Karl-Hans Köhle

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