Großübung der Stadtfeuerwehr Netphen: „Feuer im Verwaltungsgebäude“ am Brava Business Park

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(wS/red) Netphen 20.09.2025 | Es ist Samstagnachmittag, Punkt 14 Uhr. Die Sonne knallt erbarmungslos auf den Asphalt des Brava Business Parks in der Unteren Industriestraße. Viele Menschen suchen an diesem Tag Schatten – nicht so die Feuerwehrleute der Stadt Netphen. Für rund 100 Einsatzkräfte beginnt an diesem Tag eine große Herausforderung: die alljährliche Herbstübung.

Das Szenario klingt nüchtern, fast technisch: Verpuffung in der Heizungsanlage, Kellerbrand, Rauchausbreitung bis in das 5. Obergeschoss. Doch was nüchtern klingt, bedeutet für die Frauen und Männer in Uniform Schwerstarbeit.


Von Routine zum Ernstfall – „Feuer 5“ wird ausgerufen

Alarmiert wird die Feuerwehr zunächst mit dem Stichwort „ausgelöste Brandmeldeanlage“. Ein Einsatz, der in der Realität oft Routine bedeutet: hinfahren, kontrollieren, Ursache finden. Doch schon beim Eintreffen ist klar: Hier brennt es wirklich. Dunkle Rauchschwaden drängen aus dem Gebäude, der Einsatzleiter erhöht sofort auf „Feuer 5 – Gebäudebrand“.

Die Folge: Feuerwehrkräfte aus dem gesamten Stadtgebiet Netphen rücken nach. Was eben noch ein vermeintlich kleiner Alarm war, ist nun eine Großlage.


Hitze, Ausrüstung und der Kampf gegen die Erschöpfung

„Schon der Weg vom Fahrzeug bis ins Gebäude war ein Kraftakt“, berichtet ein Feuerwehrmann nach der Übung. „Mit Ausrüstung auf dem Rücken fühlt sich jeder Schritt doppelt so schwer an.“

Und die äußeren Bedingungen machen es nicht leichter: Hochsommerliche Temperaturen, drückende Hitze, schweißtreibende Arbeit in der dicken Schutzkleidung. „Man merkt schnell, wie der Körper ans Limit kommt. Aber man weiß: Aufgeben ist keine Option. Da oben warten Menschen.“


Menschenrettung – jede Sekunde zählt

Im Übungsszenario sind 17 Personen im Gebäude eingeschlossen oder verletzt. Rauch hat Fluchtwege versperrt, Türen sind durch Umzugsarbeiten verkeilt und offen geblieben – genau solche Fehler führen in der Realität oft zu dramatischen Folgen.

Mit tragbaren Leitern dringen Feuerwehrleute in die oberen Stockwerke vor. Parallel fährt die Drehleiter aus. Zentimeter für Zentimeter schiebt sich der Rettungskorb an die Fassade, gesteuert von einem hochkonzentrierten Maschinisten. Oben steigen die „Eingeschlossenen“ ein, unten werden sie von Kameraden und dem Malteser Hilfsdienst in Empfang genommen.


Strukturierte Zusammenarbeit – Abschnitte, Atemschutz, Wasserversorgung

Um den Einsatz zu bewältigen, wird das Gelände in Abschnitte aufgeteilt:

  • Menschenrettung über Innenangriff, Steckleitern und die Drehleiter.
  • Brandbekämpfung vom Keller bis in die oberen Stockwerke.
  • Wasserversorgung über Hydranten und zusätzlich aus der Sieg.
  • Atemschutzsammelstelle, wo Trupps koordiniert und gezielt eingesetzt werden.
  • Sanitätsdienst durch die Malteser, unterstützt von Feuerwehrkräften.

Währenddessen sichern die Löschzüge aus Hainchen und Irmgarteichen den Grundschutz für das restliche Stadtgebiet – denn ein echter Einsatz kann auch während einer Übung jederzeit dazwischenkommen.


Zuschauer, Kinder und Bürgermeister vor Ort

Draußen am Rand des Geschehens herrscht reges Treiben. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sind gekommen, um zuzusehen. Auch Netphens Bürgermeister Paul Wagener ist vor Ort und zeigt sich beeindruckt vom Zusammenspiel der Wehren.

Besonders schön: Viele Kinder beobachten das Geschehen mit leuchtenden Augen. Sie rufen, wenn wieder jemand „gerettet“ wird, und stellen neugierig Fragen. Vielleicht, so hoffen die Einsatzkräfte, wächst hier schon die nächste Generation heran.


Infokasten: Die Drehleiter – ein Lebensretter aus Stahl und Hydraulik

Die Drehleiter ist das auffälligste Fahrzeug bei einem Einsatz. Sie ist ein hydraulisches Hubrettungsgerät, das zur Rettung aus Höhen und Tiefen, aber auch zur Brandbekämpfung eingesetzt wird.

  • Aufbau: Ein Fahrgestell mit Drehgestell, darauf ein Leitersatz aus mehreren ausfahrbaren Teilen. An der Spitze: meist ein Rettungskorb.
  • Steuerung: Hydraulisch durch den Maschinisten – er kann die Leiter aufrichten, drehen und teleskopartig ausfahren.
  • Sicherheitsfeatures: Stützfüße für Stabilität, Lastsensoren gegen Überlastung, Hinderniserkennung und Leitungsführung für Wasser, Strom und Kommunikation.
  • Besonderheit moderner Drehleitern: Gelenkarm am Ende, der Hindernisse wie Dachgauben umfahren kann.

Warum die Feuerwehr übt – mehr als nur Routine

Für Außenstehende mag es wie ein Schauspiel wirken – für die Einsatzkräfte bedeutet es harte Arbeit mit klarem Ziel:

  • Einsatzbereitschaft: Jeder Handgriff muss sitzen, im Ernstfall gibt es kein Zögern.
  • Teamarbeit: Nur durch klare Befehle und Vertrauen kann eine Rettung gelingen.
  • Technikbeherrschung: Moderne Geräte sind komplex – Übungen sind die beste Gelegenheit, den Umgang zu perfektionieren.
  • Gefahreneinschätzung: Rauch, Hitze, Enge – nur wer sie erlebt, kann sie im Ernstfall richtig einschätzen.

Fazit – ein starkes Signal an die Bürger

Nach gut zwei Stunden ist die Übung beendet. Alle Personen sind gerettet, das Feuer gelöscht, das Gebäude gesichert. Zurück bleibt erschöpfte, aber zufriedene Feuerwehrleute – und viele Zuschauer, die gesehen haben, wie professionell die Stadtfeuerwehr Netphen arbeitet.

Wenn es wirklich brennt, müssen sie vorbereitet sein. Denn dann zählt jede Sekunde!

Filmbeitrag folgt

Fotos: Andreas Trojak / wirSiegen.de

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