(wS/Red) Kreuztal 06.09.2025 | Ceven Klatt und die Kunst der Rotation: Sieg aus der Tiefe der Bank“
TSV Bayer Dormagen gegen TuS Ferndorf: 24:28 (11:12)
Das Erste, was uns auffiel, war, dass die Halle beim ersten Heimspiel der Saison nur mäßig gefüllt war. Alle konnten den Start gar nicht erwarten und dann fanden grad mal 1294 Zuschauer den Weg in die Halle. Wenn man bedenkt, dass der TuS Ferndorf mit 2 Fanbussen und einer Schar weiterer Fans, die per Pkw angereist sind, sind die 1294 sehr schmeichelhaft. Der Saisonstart im vergangenen Jahr wurde in Dormagen von 1630 Zuschauern besucht!!??
Es sollte eine weitere Standortbestimmung für den TuS sein nach dem Remis gegen Aufsteiger Krefeld, aber man wusste auch, dass man sich erst im vergangenen Februar an gleicher Stelle eine 35:23 Klatsche abgeholt hatte. Es war gleichzeitig das erste Auswärtsspiel und da steckt dann natürlich auch Brisanz drinnen. Ceven hat mit einem schweren Spiel gerechnet und von der Papierform her sah es ja nicht so gut aus. Zu den Langzeitverletzten Fabian Hecker, Fynn Herzig, Philip Würz, Jonas Wilde gesellte sich nun auch noch Hendrik Stock, dessen Einsatz fraglich war und der auch auf der Bank saß. Außerdem fehlte ebenso Nico Schnabl, der ja im letzten Spiel umgeknickt war. Dem TuS fehlten somit 6 Spieler, man nennt das auch Rumpfkader. Eigentlich muss man hier auch noch Josip Eres erwähnen, der Schmerzmittel genommen hatte, um überhaupt eingesetzt werden zu können. Es war also personell gesehen kein Tag zum frohlocken.

Und wer sich während des Spiels gewundert hat, dass Rückraumriese Julius Meyer-Siebert nur kurze Einsatzzeiten hatte, wenig Glück im Spiel fand und zudem mehrfach die Halle verließ, dem sei gesagt: Er fühlte sich nicht wohl, musste sich zwischendurch zurückziehen und kehrte anschließend wieder auf die Platte zurück, um die ohnehin schon dezimierte Mannschaft dennoch zu unterstützen.
Das wirklich verrückte Spiel begann mit dem 1:0 in der 3. Minute für Dormagen. Hätte ihnen einer vor dem Spiel sagen können, dass dies die einzige Führung in diesem Spiel war, die Halle hätte sich geleert.
So sahen wirklich viele Ferndorfer Fans, die mit geölten Kehlen, Pappklatschen, Trommeln der Ferndorfer Füchse, Fahnen der Brigade C und Tröten bei den Jugendmannschaften ein Spiel, das geprägt war von zahlreichen Fehlwürfen der Ferndorfer, aber auch der Gastgeber.

Der TuS steckte dieses 1:0 locker weg und Julius Fanger (1), Julius Meyer-Siebert (1) und Marvin Mundus (2) stellten das 1:4 her, die Halle wurde jetzt schon leiser, zumindest auf TSV-Seite, beim TuS wurde es lauter. 😉Es war ein schnelles und kampfbetontes Spiel, in dem sich die Ferndorfer 12 Strafminuten einhandelten (Hideg, Michel (2), Eres, Duvancic und Süsser.
Nachdem Gabriel Viana in der 9. Minute das 2:5 erzielt hatte, kam Dormagen etwas besser ins Spiel und es stand in der 13. Minute 5:5. Dormagen musste für fast jedes Tor kämpfen und rackern, denn die Ferndorfer hatten guten Beton für die Abwehrreihen angerührt und das klappte bis auf kleine Ausnahmen über 60 Minuten. Im gesamten Spiel gab es 6 Remis, aber man hatte gefühlt nie den Eindruck, dieses Spiel verlieren zu können. Immer, wenn solche Gedanken kamen, kam auch der TuS, er hatte auf fast alles die passende Antwort in Form von Toren parat. Klar, man hielt öfter mal die Luft, denn es kann ja alles passieren, aber es passierte nichts, unsere Jungs hatten das Spiel irgendwie im Griff. Aber auch Dormagen patzte, manchmal zeitgleich mit den Ferndorfern. Zwischen der 14 und der 18. Minute sahen wir in Folge drei Fehlwürfe von Hideg, Fanger und Meyer-Siebert. Und unserer starken Abwehr ist es zu verdanken, dass daraus kein Rückstand wurde, ganz im Gegenteil, der TSV nahm seine Auszeit, um danach ansehen zu müssen, wie der TuS durch Hampus Dahlgren das 5:7 markierte, kein Grund zur Freude für die Gastgeber.

Bei Dormagen sah vieles nach Schadensbegrenzung aus und was Ceven Klatt mit seinem Rumpfkader präsentierte, war schon sehenswert. Wären nicht diese insgesamt 24 Fehlwürfe gewesen, hätte Ferndorf am gestrigen Abend locker zweistellig gewinnen können.
Die vielen Fehler, es waren nur sehr wenige technische Fehler darunter, resultieren auch aus der Tatsache heraus, das Ceven die vielen Ausfälle kompensieren musste und das klappte ja. Wer das Spiel genau verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass Ceven laufend durchgewechselt hat, um jedem seine Zeit zum Luftholen zu geben.
Auffallend war das Spiel von Tom Jansen, man hatte den Eindruck, dass immer, wenn er reinkam, es beim Gegner im Gebälk krachte, er hat an diesem Abend die meisten Tore erzielt. Es ging mit Fehlwürfen weiter, trotzdem konnte Dormagen kein Kapital daraus schlagen. Zwischenergebnisse von 6:9, 7:10 oder 9:12 sprechen da eine deutliche Sprache. In den letzten 5 Minuten der 1. HZ sahen wir noch eine Zeitstrafe für Josip Eres und auch noch 4 weitere Fehlwürfe, dadurch wurde es etwas enger, aber unsere Jungs gingen trotzdem noch mit einem 11:12 in die Kabinen.

Es war schon ein vogelwildes Match, in dem die Ferndorfer aber auch öfter am starken Keeper der Dormagener (Louis Oberosler) scheiterten. Die 2. HZ begann mit dem Ausgleich des TSV zum 12:12, ihre Abwehr war jetzt besser und es folgte auch noch das 13:13, 14:14, 15:15 und auch das 16:16. Aber immer, wenn es mal zu brennen drohte, kam prompt die Antwort vom TuS, Dormagen rannte sich weiterhin in der TuS-Abwehr fest oder fand kein probates Mittel, diesen Zustand zu ändern. Immer, wenn man auf der Tribüne dachte, jetzt könnten sie in Führung gehen, scheiterten sie zur Freude der weit über 100 Ferndorfer Fans. 47. Minute 16:19 und Dormagen wurde zusehend nervöser, denn die Gäste lagen wieder mit 3 Toren in Front. Nach dem 19:21 von Daniel Hideg inn der 52. Minute sahen wir das vielleicht schönste Tor des Spiel, es wurde von Gabriel da Rocha Viana erzielt, er bekam den Ball und rannte, verfolgt von einem Gegenspieler über das gesamte Spielfeld und haute das Ding unhaltbar in die Maschen, es war das 19:22 und damit wieder 3 Tore vorne.

Blicke in die Gesichter der Dormagener Fans ließen nicht Gutes vermuten, aber die Jungs kämpften, das muss man schon sagen. Und bei Ferndorf hatte man den Eindruck, dass sie das Letzte geben wollen, um diesen wichtigen Sieg auch mit einem Rumpfkader einzufahren. Und diese verschworene Gemeinschaft von Harzfreunden ließen da auch nichts mehr anbrennen, verwalteten den Vorsprung, ließen dem Gastgeber keine Chancen mehr auf eine andere Punkteverteilung zu und fuhren das Ding über 20:23, 21:25, 22:27 zum absolut ungefährdeten 24:28 Sieg nach Hause, auch eine offensive Manndeckung in den letzten Minuten änderte nichts daran. Punkt, Schluss aus, Ferndorf gewinnt und belegt vorübergehend Platz 3 in der Tabelle, denn weitere Spiel finden ja noch heute und morgen statt. Bemerkenswert die Leistungen von Moritz Köster, Felix Elias Boekenholt und Peter Strosack von Dormagen, sie erzielten je 6 Tore, also 18 von 24 Toren.
Unsere Jungs sind sicherlich froh und wir wissen es nicht, aber vielleicht hat ihnen Ceven Klatt für heute Ruhe versprochen, denn sie haben sich ganz schön verausgabt. Einen wirklich schlechten Tag hat Julius Fanger gehabt, er kam nur auf 2 Treffer und hatte zudem 5 Fehlwürfe und 4 technische Fehler, aber auch solche Tage gibt es, wir wissen ja, was für ein Leistungsvermögen er hat.

Tor: Can Adanir 10 Paraden
Torschützen: Tom Jansen 6, Marvin Mundus 5, Daniel Hideg 4, Valentino Duvancic 3, Gabriel Viana, Julius Meyer-Siebert und Julius Fanger je 2, Josip Eres 2/2, Hampus Dahlgren und Mattis Michel je 1
Fazit: Ferndorf hat sich mit diesem Rumpfkader für die Niederlage im Februar sowas von revanchiert, hat dem Gegner getrotzt, der auch gut deckte und unsere Außenspieler ganz gut im Griff hatte, hat durch ständigen Spielerwechsel dem Gegner immer neue Aufgaben gegeben und trotzdem hat z.B. Marvin Mundus auch ein starkes Spiel hingelegt, er hatte zwar auch 3 Fehlwürfe zu verzeichnen, aber auch Dormagen hat Hünen in der Abwehr stehen und die machten einem das Leben auch nicht leichter. Nun geht der Blick nach vorne zum nächsten Spiel. Und das heißt Derby-Time, denn der VfL Eintracht Hagen gibt sich am Samstag, den 13.09. die Ehre, uns in unserer Stählerwiese zu „besuchen“. Das stellt, wie schon so oft, alle anderen Spiel in den Schatten und wir erwarten ein schnelles, kampfbetontes Spiel, in dem jeder seine Grenzen ausloten wird und hoffentlich mit dem besseren Ende für uns.

Dormagens Chefcoach JULIAN BAUER VOR dem Spiel: Mit Ferndorf erwartet uns ein Gegner, der sicherlich die wurfgewaltigste Mannschaft der Liga ist und viel Wurfgefahr aus dem Rückraum ausstrahlt“, so Bauer. „Sie haben viele Spieler, die einen sehr guten Fernwurf haben. Mit Julius Meyer-Siebert und Tom Jansen haben sie sich verstärkt. Dazu kommt eine sehr mannorientierte, zweikampfstarke 6:0-Abwehr, auf die wir uns speziell vorbereiten mussten.“ Trotz dieser Herausforderung zeigt sich der TSV-Coach optimistisch: „Wir werden gut vorbereitet sein und wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen.
Dormagens Chefcoach JULIAN BAUER NACH dem Spiel: Wir machen in der 1. HZ 11 technische Fehler. Das Problem ist, dass wir heute nicht die Qualität wie sonst geschafft haben, diese Helferketten zu überspielen und den Ball leben zu lassen. Wir haben dann unter Kontakt viele Bälle weggeworfen und haben trotzdem ein gutes Ergebnis zur Halbzeit mit Minus 1 gehabt. In Halbzeit zwei kam dann so eine Schlüsselphase, bei 16.16 haben wir dann die Möglichkeit, das erste Mal in Führung zu gehen, nachdem wir die ganze Zeit hinterher hecheln. Das wäre psychologisch extrem wichtig für uns gewesen, aber das schaffen wir im Moment leider nicht, und da ist Ferndorf extrem abgezockt.

JULIUS FANGER Ich fand es erstmal geil, dass so viele Ferndorfer Fans hier waren. Wir sind eigentlich gut ins Spiel gekommen, mit zwei, drei Fehlwürfen, wo wir uns eigentlich schon recht deutlich absetzen können. Wir kriegen dann aber noch ein, zwei einfache hinten, aber wir halten das dann eigentlich offen. Und dann haben wir in der Halbzeit gesehen, dass wir hinten eigentlich ganz gut stehen und vorne haben wir den Ball laufen lassen müssen. Ich denke, wie wir in der 2. HZ verteidigt haben, das hat schon von außen Spaß gemacht zuzuschauen. Wenn ich sehe, dass Dormagen zu Hause 24 Tore wirft, das zeigt an, dass wir einen guten Rückzug hatten und auch gut verteidigt haben.
Vorne sind wir geduldig geblieben, haben aber auch im ganzen Spiel zu viele Fehlwürfe, aber ich glaube, auch nur 6 technische Fehler.

TOM JANSEN: Endergebnis 24:28, das zeigt ganz gut, dass wir richtig stabil hinten in der Abwehr gestanden haben, die haben sich schwergetan, obwohl Dormagen eigentlich eine Mannschaft ist, die über das Tempo kommt. Das heißt, die unter 30 Tore zu halten ist schon eine sehr, sehr gute Abwehrleistung von uns und dann mit Can hinten drin, der dann auch die nötigen Bälle dazu hält. Ich bin natürlich zufrieden, wenn ich gut spiele, aber am liebsten ist es mir, wenn wir 2 Punkte holen, und das haben wir heute alle erledigt und unseren Job gut gemacht. Die Ausfälle, die wir hatten, haben wir sehr, sehr gut kompensiert und da kann man sehr zufrieden sein. Für uns war das auch ein Spiel, was wir unbedingt gewinnen wollten. Egal, wie jetzt die Kaderstruktur war, wir haben uns die ganze Woche sehr gut vorbereitet, wir haben am Montag direkt nach dem Spiel damit angefangen. Es hat sich ausgezahlt, die Arbeit diese Woche und wir wollen natürlich nächste Woche genau da weitermachen. Mit Hagen kommt da ja ein ganz schweres Spiel, die haben eine gute Truppe, aber wenn man sieht, wieviel Fans von uns heute mitgereist sind hat das unheimlich viel Spaß gemacht, wenn man am Schluss nur noch die hört.
An den vielen Fehlwürfen müssen wir arbeiten, wir werfen einige Bälle einfach drüber, was bei uns eigentlich ungewöhnlich ist, da müssen wir dran arbeiten und im nächsten Spiel besser machen.

CEVEN KLATT: Man muss es schon im Gesamtkontext irgendwo bewerten. Josip hat mit Schmerzmitteln gespielt, deswegen hatte er in der zweiten Halbzeit weniger Einsatzzeit. Julius Meyer-Siebert war immer mal wieder weg mit Magen/Darmgeschichten, dann war er mal draußen auf der Toilette und ist dann wieder zurückgekommen. Ich fand es heute Mega- gut, wie wir als Mannschaft zusammengestanden haben und auch als Mannschaft aufgetreten sind. Dann bin ich wirklich Fan von meiner eigenen Mannschaft, wenn wir so auftreten, mit dieser Energie, diesem Willen und dieser Leidenschaft. Vor allem auch über beide Halbzeiten macht man ein sehr gutes Spiel nach vorne. Wir haben heute ganz viel improvisiert und wo ich konnte, habe ich den Jungs eine Pause gegeben, wir haben halt nur zehn Spieler gehabt.

Bericht: Peter Trojak
Bilder: Andreas Domian
Mitteilung in eigener Sache: Urlaubsbedingt werden keine Spielberichte von den Spielen gegen Hagen und Oppenweiler Backnang veröffentlicht, wir bitten um Verständnis.
















