Jobcenter will Langzeitbezug bei Harz 4-Empfängern verringern

(wS/red) Siegen-Wittgenstein 02.04.2016 | Fast 7.000 Menschen im Kreis Siegen-Wittgenstein sind dauerhaft auf staatliche Hilfe angewiesen obwohl sie erwerbsfähig sind. Das heißt, sie haben in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten, umgangssprachlich Hartz 4. Daher gelten sie als Langzeitleistungsbezieher. Die beiden Träger des Jobcenters – der Kreis Siegen-Wittgenstein und die Agentur für Arbeit Siegen – haben daher gemeinsam mit dem Jobcenter das Ziel vereinbart, die Zahl der Langzeitbezieher zu senken.

Dieses Ziel ist Teil der gemeinsamen Zielvereinbarung 2016, die Landrat Andreas Müller und Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen, gemeinsam mit Stephanie Krömer, Geschäftsführerin des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein unterschrieben haben. In der gemeinsamen Zielvereinbarung werden erstmals die Ziele der beiden Träger des Jobcenters nicht nur nebeneinander gestellt, sondern miteinander verknüpft.

Stephanie Krömer, Geschäftsführerin des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein, Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen und Landrat Andreas Müller haben gemeinsam eine Zielvereinbarung für das Jahr 2016 getroffen. (Foto: Thomas Becker, Agentur für Arbeit)

Stephanie Krömer, Geschäftsführerin des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein, Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen und Landrat Andreas Müller haben gemeinsam eine Zielvereinbarung für das Jahr 2016 getroffen. (Foto: Thomas Becker, Agentur für Arbeit)

Dazu hat extra ein Arbeitskreis getagt, dem Vertreter der Arbeitsagentur, des Jobcenters und der Kommunen angehören, darunter die Wilnsdorfer Bürgermeisterin Christa Schuppler und ihr Amtskollege Dr. Torsten Spillmann aus Bad Laasphe. „Die Ziele des Kreises und der Arbeitsagentur bedingen einander. Mit der gemeinsamen Zielvereinbarung haben wir nun die Leitsätze des Jobcenters für das Jahr 2016 definiert, damit wir die positive Entwicklung des Jobcenters weiter ausbauen können“, betont Stephanie Krömer.

Zurück zum Langzeitbezug: Zu viele Menschen im Kreis Siegen-Wittgenstein rutschen in den Langzeitbezug und schaffen es nicht, durch regelmäßige Arbeit dauerhaft den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Landrat Müller und Dr. Wolf sind sich daher einig: „Unser gemeinsames Ziel ist es, durch eine präventive und intensive Betreuung und Qualifizierung die Zahl an Langzeitbeziehern zu senken und Langzeitbezug zu vermeiden.“ Dies soll durch eine auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtete individuelle Betreuung durch die Beratungsfachkräfte des Jobcenters gelingen. Während Langzeitbezug durch individuelle Qualifizierungsangebote vermieden werden kann, reicht es bei bestehenden Langzeitbeziehern oft nicht aus, nur auf die Integration in den Arbeitsmarkt zu setzen.

„Viele Langzeitbezieher haben Vermittlungshemmnisse, die die Fallmanager gemeinsam mit dem Kunden gezielt angehen, um ihnen auf dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt zu helfen“, erläutert der Landrat. Vermittlungshemmnisse können gesundheitliche Einschränkungen, fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder oder auch Suchtprobleme sein. „Menschen, die über Monate, teils Jahre auf staatliche Hilfe angewiesen sind brauchen häufig eine intensivere Betreuung und individuelle Unterstützungsmaßnahmen, um den Weg zurück ins Erwerbsleben zu schaffen“, weiß Stephanie Krömer.

Weitere Ziele: Förderung Erziehender, Kinderbetreuung, Integration in Ausbildung

Besonders fördern soll das Jobcenter zudem Erziehende. Bereits ab dem zweiten Jahr der Erziehungszeit sollen Eltern Unterstützungs- und Beratungsangebote erhalten, um möglichst fließend wieder in das Berufsleben einsteigen zu können. „Gerade jungen Eltern, die noch ohne Berufsausbildung sind, wollen wir zu einem Abschluss verhelfen. Dafür haben wir die passenden Förderinstrumente“, unterstreicht Dr. Bettina Wolf. Die Arbeitsaufnahme soll auch nicht an fehlenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung scheitern. Falls Betreuungsmöglichkeiten zu Randzeiten fehlen, werden die Mitarbeiter des Jobcenters dabei helfen, individuelle Lösungen mit den Trägern der Jugendhilfe zu finden.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, mehr junge Menschen unter 25 Jahren in eine Ausbildung zu vermitteln. Im letzten Jahr konnten die Mitarbeiter des Jobcenters 20,8 Prozent mehr Jugendliche in eine Ausbildung integrieren, als es das Ziel war. Darum haben sich Andreas Müller, Dr. Bettina Wolf und Stephanie Krömer auch hier ein anspruchsvolles Ziel für 2016 gesetzt: Sie möchten mindestens so viele Jugendliche in eine Ausbildung vermitteln wie im letzten Jahr.

„Meine Kolleginnen und Kollegen im Jobcenter sind sehr motiviert und stellen sich den Herausforderungen für unsere Kundinnen und Kunden mit viel Engagement“, erklärt Stephanie Krömer abschließend. Gemeinsam mit ihren Führungskräften hat sie in mehreren Strategieveranstaltungen ihre Mitarbeiter auf die Ziele für 2016 eingestimmt.

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