Abschriften im Wissenschaftsverlag Peter Lang erschienen
Ende 2015 gelang es dem Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, Originalbriefe des Siegener Reichstagsmitglieds Louis Ernst im Antiquariatshandel zu erwerben. Diese wurden jetzt aufwendig restauriert, um sie für die Nachwelt zu erhalten und Interessierten zugänglich machen zu können.
Louis Ernst nahm vor 150 Jahren am sogenannten „Deutschen Krieg“ teil. Die über 60 Briefe hatte er an seine Eltern gerichtet. Darin schildert er die Schrecken der Kämpfe im Jahre 1866, aber auch die Annehmlichkeiten nach dem Sieg gegen Österreich. Etwa jeden zweiten Tag schrieb Ernst solch einen Brief an seine Eltern. Aus heutiger Sicht ist die Briefsammlung eine wertvolle persönliche Chronik der Kriegshandlungen vor 150 Jahren, wie es sie nur ganz selten gibt. Zugleich sind sie eine wichtige sozial- und militärhistorische Quelle.
Louis Ernst
Louis Ernst wurde am 2. September 1839 in Siegen geboren. Er absolvierte die Realschule I. Ordnung seiner Vaterstadt. In Bonn und Heidelberg studierte er Naturwissenschaften, speziell Chemie, bei den bekannten Professoren Robert Bunsen und Emil Erlenmeyer. 1860 promovierte er zum Dr. phil. Ernst nahm als Seconde-Lieutenant der Reserve bzw. der Landwehr-Infanterie an den Feldzügen 1866 und 1870/71 teil.
Im November 1874 wurde er durch eine Nachwahl für den ausgeschiedenen Heinrich von Achenbach Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Arnsberg 1 (Siegen, Wittgenstein, Biedenkopf). Er gehörte der Nationalliberalen Partei an und behielt das Mandat bis 1878.
In späteren Jahren wurde Dr. Louis Ernst zu einer geachteten Persönlichkeit in Siegen: u.a. als Direktor der Wiesenbauschule, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung und Kreistagsabgeordneter in den Jahren 1889 und 1900. Er starb am 2. Januar 1900 in Siegen. Noch heute ist die Straße, die am Häusling zur ehemaligen Wiesenbauschule führt, nach ihm benannt.
Restaurierung der Briefsammlung
Der Erhaltungszustand der Briefsammlung war nicht sehr gut und erlaubte keine Vorlage im Lesesaal des Kreisarchivs: das Papier musste entsäuert werden, Schimmelpilzbefall und Feuchtigkeitsschäden waren erkennbar, Risse und Fehlstellen lagen vor und der Einband musste wieder hergerichtet werden. In diesem Frühjahr wurden die erforderlichen Restaurierungsarbeiten in der Werkstatt des LWL-Archivamtes für Westfalen in Münster und im Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig ausgeführt.
Vor wenigen Tagen konnte Kreisarchivar Thomas Wolf die Briefe in Münster abholen. Sie können nun auch im Benutzerraum des Kreisarchivs eingesehen werden.
Eine Abschrift der Briefe ist vor kurzem in einer kleinen Auflage im Wissenschaftsverlag Peter Lang erschienen. Die Hardcoverausgabe kostet 44,95 Euro, das E-Book 49,98 Euro.
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