(wS/red) Siegen 28.09.2018 | Geschäftsführung reagiert auf Patientenzulauf und schnelle Auslastung
Wenn es um modernste Verfahren und Techniken bei Operationen geht, bleibt das Diakonie Klinikum im weiten Umkreis das Maß aller Dinge. Bereits Ende September wird im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen ein weiterer Hybrid-Operationssaal in Betrieb genommen. Hauptprofiteure davon sind die Patienten, vor allem die in der Gefäßchirurgie, Neurochirurgie, Kardiologie und Unfallchirurgie. Bei einem Pressegespräch an einem ungewöhnlichen Ort – nämlich in eben genau diesem zweiten Hybrid-OP – stellten Vertreter aus Geschäftsführung, Ärzteschaft und Funktionsdienst das neue High-Tech-Gerät vor.
Ein Risiko bei Eingriffen besteht für Operateure nicht selten darin, mit ihren Instrumenten überhaupt erst einmal an die zu operierende Stelle zu gelangen. Oft kommt es dabei auf den Millimeter an. Der Hybrid-OP macht unter anderem genau das möglich. Denn er verbindet Chirurgie und Bildgebung. Eine robotergesteuerte Röntgenanlage erlaubt während der Operation dreidimensionale Aufnahmen von Gefäßen, den großen Schlagadern, vom Gehirn oder der Wirbelsäule in höchster Präzision. Das Gerät ist auf einem Roboterarm installiert, den Chirurgen per Joystick beliebig um den Patienten herum millimetergenau steuern können. So erhält der Operateur in Echtzeit detaillierte Einblicke in den Körper und kann seine Instrumente genauestens navigieren. Operation und Diagnostik sind im Hybrid-OP zur gleichen Zeit möglich. Weil die Eingriffe von Chirurgen ohne größere Schnitte erfolgen (minimalinvasiv), verläuft die Operation für den Patienten schonender, schneller und sicherer ab. Die Wunde heilt rascher, der Patient hat weniger Schmerzen und kann die Klinik früher verlassen.
Der Hybrid-OP macht Hoch-Risiko-Eingriffe von Gefäß-, Neuro-, Unfallchirurgen und Kardiologen nicht nur erst möglich, sondern auch sicherer und schonender. Denn kranke und ältere Patienten, für die eine offene Operation zu gefährlich wäre, können in ihm versorgt werden. Aneurysmen in der Hauptschlagader müssen nicht mehr zwangsläufig mit einem offenen Bauchschnitt operiert werden, sondern können von Gefäßchirurgen per Punktion in der Leiste mit einer Gefäßstütze (Stent) behandelt werden. Undichte Herzklappen operieren Kardiologen mit dem Hybrid-OP minimalinvasiv. Neurochirurgen können einen Hirntumor zielgenau ansteuern und noch während der OP eine Röntgenkontrolle durchführen. Diese Korrekturmöglichkeit kann eine belastende Folgeoperation ersparen. Überdies hilft die detaillierte Ansicht der Gefäße Unfallchirurgen bei komplexen Beckenbruch-Operationen. Bei Bedarf können Ärzte jederzeit von einem minimalinvasiven Eingriff in eine offene Operation übergehen, ohne dass Patienten umgelagert werden müssen.
Vor ziemlich genau einem Jahr sorgte das Diakonie Klinikum mit einem ersten Hybrid-OP für Furore. „Die Anschaffung hat sich bewährt“, bilanzieren die beiden Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer und Hubert Becher. Da der Hybrid-OP seine Auslastungsgrenze rasch erreicht hatte, fiel im späten Frühjahr die Entscheidung, früher als ursprünglich vorgesehen, für einen zweiten Hybrid-OP. „Wir haben die Ärzteteams verstärkt. Der Patientenzulauf, auch über die Region hinaus, ist extrem gestiegen“, sagt Becher. „Da diese komplexen Operationen nicht an jeder Klinik angewendet werden können, hat sich das Haus ein Alleinstellungsmerkmal in der Region herausgearbeitet.“ Die Entscheidung für den Hybrid-OP sei eine strategische gewesen, denn das Klinikum habe ein Konzept, wie es in den nächsten fünf bis zehn Jahren aussehen soll. „Die Gefäßchirurgie spielt dabei eine große Rolle. Sie unterliegt einem völligen Wandel“, erklärt Rosenbauer. „Immer mehr Eingriffe erfolgen minimalinvasiv – sogenannte endovaskuläre Eingriffe (Eingriffe innerhalb eines Gefäßes) – für die ein Hybrid-OP benötigt wird.“ Durch den Hybrid-OP hätten sich die Leistungen der Gefäßchirurgie innerhalb eines Jahres verdoppelt.
Die baulichen und räumlichen Voraussetzungen für den Hybrid-OP waren bereits gegeben. Denn bei der Erstellung des neuen Anbaus am Krankenhaus wurde direkt neben dem ersten Hybrid-OP-Saal ein baugleicher zweiter errichtet. Die entsprechenden Bodenplatten, Kabelkanäle und Leerrohre wurden bereits 2017 installiert. Auf 80 Quadratmetern führt der Hybrid-OP neueste High Tech. Die Wände sind aus Hygienegründen komplett verglast und zieren ein riesiges Biggesee-Motiv des Siegener Fotokünstlers Karl-Heinz Althaus. Im angrenzenden Technikraum befindet sich die komplette Steuerung, der Generator, ein Kühlaggregat und die Trafoeinheit für die Diagnoseanlage. Von der ebenso angrenzenden Schaltzentrale aus wird die Anlage bedient sowie die erstellten Bilder und Datensätze der Patienten verwaltet.
In Deutschland gibt es lediglich sechs Krankenhäuser, allesamt Universitätskliniken, mit zwei Hybrid-OPs. Für die Geschäftsführer hat sich die Entscheidung als richtig erwiesen. „Wir können den Menschen, die bei uns im Mittelpunkt stehen, helfen und Patienten operieren, die wir vorher nach Haus schicken mussten“, so Rosenbauer.
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