(wS/red) Ferndorf 22.10.2023 | TuS Ferndorf stürzt Tabellenführer! Ein denkwürdiger Sieg auf heimischem Terrain
Schockstarre vor dem Spiel, Keeper Jonas Wilde hat sich im Training verletzt und wird auf unbestimmte Zeit ausfallen. Für ihn springt Tim Hottgenroth ein, er hat ja nicht mit dem Handball aufgehört, er spielt in der 2. Mannschaft und wird vorerst Jonas Wilde ersetzen.
Zum Spiel:
Alter Schwede, das war wirklich nichts für schwache Nerven, aber so kennen wir Ceven Klatt und seine Adler-Jäger; sie liefern, wenn es darauf ankommt
Aber da war nicht IRGENDWER zu Gast in der Stählerwiese. Mit den HSG Krefeld Eagles trat die Staffelelite an, fest entschlossen, ihre Tabellenführung zu verteidigen oder sogar auszubauen. Ferndorf als Tabellenzweiter befand sich somit in der Rolle des Jägers, und dies verlieh dem Spiel eine besondere Würze, die seinesgleichen sucht.
Was den 1.282 Zuschauern im Hexenkessel Stählerwiese an Atmosphäre und Stimmung geboten wurde, sieht man nur in ganz wenigen Hallen, und das betrifft sogar ein Stück weit die 2. Bundesliga. Ferndorf kam nicht gut in Tritt, die Gäste ließen nichts anbrennen, obwohl der TuS durch Josip Eres mit 1:0 in Führung ging, danach war erstmal Schluss mit der Führung. Fabian Hecker erhielt eine Zeitstrafe, Josip Eres verwirft einen Siebenmeter und Marvin wird verwarnt; es gibt weitaus bessere Starts für ein Match im Spitzenspiel. Man ließ die Gäste aber nicht davonziehen, 2-3 Tore waren es, und Ceven Klatts Jungs schienen nur auf den richtigen Moment zu warten, der dann auch kam. Nach einer Spielzeit von 13:54 Minuten gab es eine Zeitstrafe gegen die Eagles, und in der 15. Minute verwandelte Marvin Mundus einen Siebenmeter zum 8:8, man war dran. Aber es dauerte doch noch etwas, Ferndorf fing sich noch 2 Zeitstrafen ein (Reimann, Pliuto), und diese Unterzahl nutzten die Krefelder, um den Ferndorfern 2 Dinger ins verwaiste Tor zu legen. Das war vom TuS schlecht ausgespielt, doch jetzt erzielte Daniel Hideg das 11:11, Lucas Puhl hielt einen Siebenmeter, Nikita Pliuto knallte das harzige Spielgerät zum 12:11 in die Maschen. Die Adlerjäger aus der Stählerwiese lagen wieder in Front, und die sollten sie auch bis zum Ende nicht wieder abgeben. Die 3 zuletzt genannten Namen, Daniel Hideg, Lucas Puhl und Nikita Pliuto, dürften den Eagles die Rückfahrt im Bus gänzlich verdorben haben, denn sie waren ihre Spielverderber in diesem Spitzenspiel. Und ein Spitzenspiel war es allemal, und so mancher Zuschauer, der vielleicht zum ersten Mal ein Spiel des TuS besucht hat, kommt garantiert wieder, denn mehr Spannung, Emotionen und Leidenschaft sind wohl kaum möglich. Wie gesagt, Ferndorf lieferte, und so trennte man sich nach 30 Minuten mit einem 16:14; es hätte aber auch höher ausfallen können. Beste Torschützen waren in dieser 1. Halbzeit Josip Eres und Mattis Michel mit jeweils 3 Treffern.
In der 2. Halbzeit blieb das Spiel so eng, zurücklehnen und genießen war nicht wirklich möglich. Man bekam feuchte Hände, jubelte, um sich kurz danach wieder die Haare zu raufen. In der 39. Minute hatte Daniel Hideg, der wieder voll genesen war und vor Spielwitz sprühte, in den 9 Minuten der 2. Halbzeit schon 4 Dinger in die Maschen gehauen. Aber das reichte nicht, die Spannung sollte ja weiter hochgehalten werden. Das soll heißen, man genehmigte den Gästen 5 Treffer, nur unterbrochen durch 1 TuS-Tor, und in der 47. Minute hieß es 23:23. HandballHArz, gibt es noch mehr Spannung? Marvin Mundus, der keinen guten Tag erwischt hatte, verzweifelte schon mal, wechselte sich aber mit Fabian Hecker ab, der auch 1 einen Treffer erzielte und die HSG-Abwehr kräftig durcheinander mischte. Wir wissen nicht, ob die Ferndorfer Jungs so abgezockt sind, aber sie brachen nicht ein, ganz im Gegenteil. Janko Kevic und zweimal Josip Eres und es stand 26:23, alle wieder im Lot. Aber denkste! Jetzt wurden die spitzen Pfeile aus dem Köcher geholt, und die Eagles stemmten sich mit aller Gewalt gegen die drohende Niederlage, aber an dem 27:24 (53.) und 29:26 (56.) konnten sie nichts machen. Es wurde zum Tanz auf der Rasierklinge, der Gegner warf in der 58. Minute das 29:28, verlor danach den Ball und ermöglichte den Hausherren das 30:28 in der 59. Minute durch erneut Daniel Hideg. Es wurde nochmals eng, doch Nikita Pliuto machte den Deckel drauf, und Ferndorf gewann diesen Hexentanz im Hexenkessel mit 31:29.
Was danach in der Halle los war, lässt sich kaum in Worte fassen. Auch wir am Pressetisch haben so etwas lange nicht mehr erlebt. Man hat ja jetzt nicht nur irgendein Spiel gewonnen, nein, man hat den Tabellenführer vom Thron gestoßen, und das war harte Arbeit.
Für gute Stimmung sorgte auch ein über 50 Personen starker Fantross der Krefelder, die mit lautstarken Trommeln angereist waren. Da konnten unsere FERNDORFER FÜCHSE aber gut gegenhalten, es stellte sie vor keine allzu großen Probleme. 😉
Was uns auffiel:
- Daniel Hideg ist nach seiner langen Verletzungspause wieder auf einem sehr guten Weg zu 100 %
- Das nahezu perfekte Zusammenspiel zwischen Daniel Hideg und Nikita Pliuto, da entwickelt sich was.
- Lucas Puhl steht seinen Mann wenn er gebraucht wird, er hat dem Gegner mit seinen von uns gezählten 14 Paraden die Zähne gezogen.
- Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, sonst haben schon mal Janko Kevic und Julius Fanger die Zügel in der Hand, diesmal waren es andere, wenn es bei Marvin Mundus nicht läuft springt Fabian Hecker in die Bresche oder, oder, oder
DENN, das Team gewinnt ein Spiel und so sollte man es auch sehen.
HSG-Trainer Mark Schmetz vor dem Spiel
Da kommt ein absolutes Topspiel auf uns zu, Ferndorf hat, egal auf welcher Position, unglaubliche Qualität sowie Erfahrung. Ich rechne mit einem engen Spiel. Es sind zwei starke Mannschaften und wir werden nach 60 intensiven Minuten sehen, wer als Sieger von der Platte geht.
Die Stimmung beim Einlaufen des TuS Ferndorfs haben wir eingefangen, schauen Sie sich diese gigantische Kulisse an:
https://www.youtube.com/watch?v=Frnw-b9YsrA
HSG-Trainer Mark Schmetz nach dem Spiel
Zunächst einmal möchte ich ein großes Kompliment für die fantastische Stimmung in dieser Halle aussprechen. Die Atmosphäre hier gibt der Mannschaft definitiv noch einmal 10 %, und es ist für die auswärtige Mannschaft immer eine Herausforderung. Dennoch macht es unglaublich viel Spaß, in einer solchen Atmosphäre zu spielen. Wir waren uns bewusst, dass wir in einem der wenigen Spiele antraten, in denen wir nicht als Favoriten galten. Wir standen hier einem der absoluten Top-Favoriten für den Aufstieg gegenüber, und ich weiß, dass in dieser Mannschaft eine Menge Qualität steckt. Wir haben uns gründlich darauf vorbereitet.
Am Ende haben alle in der Mannschaft wichtige Tore erzielt, und ich denke, das hat den Unterschied ausgemacht, trotzdem hatten wir heute die Gelegenheit, etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Aber es gab jemanden, der sich dem in den Weg gestellt hat, und das war Torwart Lucas Puhl. Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht. Leider haben wir zu viele freie Würfe vergeben. Mit einer besseren Trefferquote hätte heute mehr drin sein können, aber ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. In der zweiten Halbzeit lagen wir vier Tore zurück, kämpften uns jedoch zurück und hatten die Chance, in Führung zu gehen. Dann trafen wir noch die Latte, und daraufhin erzielte der Gegner drei Tore hintereinander. Das erforderte erneuten Kampfgeist, und Ferndorf zeigte sich als zu clever, um das Spiel noch aus der Hand zu geben.
TuS-Trainer Ceven Klatt
Zu der Kulisse: Ja, das waren bereits 10 %, die die Mannschaft dadurch mehr gehen konnte, und das hat uns unheimlich geholfen. Dafür möchte ich mich auch im Namen der Mannschaft bedanken. Es war ein großartiges Handballspiel zweier Mannschaften, die gut aufeinander eingestellt waren.
Wir fanden nicht so gut ins Spiel bzw. brauchten etwas länger als Krefeld. Krefeld war zu Beginn effektiver, besonders mit ihrem Tempospiel. In der Rückzugsphase hatten wir keine gute Zuordnung, aber im Laufe des Spiels fanden wir immer bessere Lösungen. Zur Halbzeit führten wir bereits mit 16:14. Damit kann ich nach dem Start leben, in dem wir bereits nach zehn Minuten sieben Gegentore bekommen hatten. Ich denke, in der zweiten Halbzeit verpassten wir die Gelegenheit, Krefeld mit einer höheren Niederlage nach Hause zu schicken. Wir hatten zweimal die Chance, mit fünf Toren in Führung zu gehen.
Ich glaube, wenn wir in diesen Situationen etwas effektiver sind, wird das Ergebnis deutlicher. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment für ihre kämpferische Einstellung und Leistungsbereitschaft machen. Ich finde, dass Daniel Hideg nach seiner langen Verletzungspause heute sehr wichtige Akzente gesetzt hat.
Die ganze Woche über haben wir darüber gesprochen, dass wir mehr Druck bzw. mehr Gefahr vom Kreis brauchen, und das haben wir sehr gut gelöst. Am Ende hat Lukas Puhl das Duell der Torhüter gewonnen, indem er 12 Bälle gehalten hat.
Ich bin sehr zufrieden mit den 12 gehaltenen Bällen, aber es war für mich keine überragende Leistung, sondern einfach eine gute Leistung. Das war vielleicht der Unterschied, aber wir müssen nicht davon sprechen, dass Lukas überragend gehalten hat.
Sooo wird ein Sieg in Ferndorf gefeiert, der Hexenkessel brodelt:
https://www.youtube.com/watch?v=l4TK_0QbEJ4
Marvin Mundus
Die Stimmung war atemberaubend. Ich denke, wir können froh sein, dass wir am Ende einen Daniel Hideg und einen Lucas Puhl hatten, die uns in der zweiten Halbzeit buchstäblich am Leben gehalten haben. Letztendlich haben wir unseren Sieg verdient, denke ich!
Was meine eigene Leistung betrifft, möchte ich nicht viel sagen. Ich habe mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Es war ein rabenschwarzer Tag für mich. Aber das muss man abhaken und nächste Woche weitermachen. Manchmal passiert es, dass man zwei, drei Fehlwürfe macht, dann kommt noch ein technischer Fehler hinzu. Dann noch eine Situation, in der du mit dem Schiedsrichter nicht einig bist, und du merkst selbst, dass heute nicht dein Tag ist. Aber Fabian (Hecker) hat dann gut weitergemacht.
Am Ende überwiegen trotzdem der Sieg und die Tabellenführung.
TOP-Torschütze Daniel Hideg
Ich denke, wir haben alle gewusst, was heute passieren würde, und dass die Halle voll sein würde, wenn der Erste gegen den Zweiten spielt, insbesondere wenn man die Historie der beiden Mannschaften kennt.
Schon von Anfang an waren sie sozusagen die Favoriten in der Liga, und wenn sie dann auch noch im direkten Duell Platz 1 gegen Platz 2 antreten, passiert genau das, was wir erwartet haben. Es war ein Duell auf Augenhöhe, aber wir wussten auch, dass es auf jeden Fall ein ausgeglichenes Spiel sein würde. Ich glaube, wir sind gut ins Spiel gestartet. Am Anfang hatte Krefeld kurzzeitig einen Drei-Tore-Vorsprung, aber nach den ersten 15 Minuten schaffen wir es, das Spiel in unsere Richtung zu lenken. Dann gelang es uns , ein bis vier Tore vorne zu bleiben, und das haben wir bis zum Ende durchgezogen, obwohl wir uns wahrscheinlich etwas früher hätten absetzen können.
Auf die Frage nach seiner eigenen Leistung antwortete er folgendermaßen:
In der letzten Woche habe ich bereits einige Spielminuten gesammelt, obwohl es nicht unbedingt geplant war. Der Fokus lag bereits auf dem Topspiel heute, und ja, es macht wieder Spaß, dabei zu sein. Mit meiner Leistung war ich nicht ganz zufrieden. Es gab viele Aktionen, bei denen ich weiß, dass ich sie besser hätte umsetzen können.
Torschützen:
Daniel Hideg 8
Josip Eres 6
Nikita Pliuto 5
Mattis Michel und Marvin Mundus je 3
Janlo Kevic und Alex Reimann je 2
Julius Fanger und Fabian Hecker je 1
Bericht/Videos:Peter Trojak
Fotos: Peter Trojak/Andreas Domian
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