(wS/red) Kirchhundem 01.08.2025 | Trotz regnerischen Wetters ließen sich die Initiatoren der Bürgerinitiative „Besorgte Bürger“ nicht entmutigen: Am Freitagnachmittag informierten sie am Wanderparkplatz Vorspanneiche bei Brachthausen zahlreiche Interessierte über ihre Sorgen und Einwände gegen den geplanten Ausbau von Windkraftanlagen in der Region.
Nach und nach trafen immer mehr Bürgerinnen und Bürger ein, um sich ein Bild der Lage zu machen. Als der Himmel aufklarte und der Regen eine Pause machte, wurde ein großer weißer, mit Gas gefüllter Fesselballon in die Höhe gelassen – symbolisch für die Höhe der geplanten Windräder, die mit bis zu 166 Metern Nabenhöhe rund doppelt so hoch wie der Rhein-Weser-Turm werden sollen. Der Ballon verdeutlichte eindrucksvoll, wie stark der Eingriff in die Landschaft wirken würde – sichtbar über viele Kilometer, auch ins Siegerland hinein.
Ein großes Banner machte die Haltung der Initiative deutlich: „65 waren schon zu viel… jetzt 93!“ und „Das ist keine Energiewende, das ist eine Heimatwende!“ lauteten die Botschaften.


Alfred Bierhoff aus Brachthausen, Mitorganisator und einer von elf Hauptinitiatoren, erklärte im Interview mit wirSiegen: „Wir sind absolut nicht gegen Windenergie. Aber wir sind gegen Windräder außerhalb von Windvorrangzonen. Hier ist ein Paradebeispiel, wie man es nicht machen sollte.“ Er wies darauf hin, dass die geplanten Anlagen mitten im größten zusammenhängenden Naturschutzgebiet des Kreises Olpe errichtet werden sollen – nur wenige Meter neben einem viel genutzten Wanderparkplatz und Naherholungsgebiet.
Laut Bierhoff seien acht Windräder in unmittelbarer Umgebung geplant. Zur weiteren Veranschaulichung wurde ein Steiger auf 25 Meter Höhe ausgefahren – zum Vergleich mit den Windrädern, die ein Vielfaches höher sein sollen. Bierhoff warnte: „Die Menschen hier werden komplett umfasst von Windrädern – Silberg, Brachthausen, Heinsberg, Albaum – wir werden eingekesselt.“

Alfred Bierhoff aus Brachthausen









Fotos: Andreas Trojak / wirSiegen.de
Zwar seien Einladungen an den Landrat des Kreises Olpe sowie an Bürgermeister der Region verschickt worden, erschien jedoch kein politischer Vertreter. Laut Bierhoff hätten sich einige entschuldigt, andere – wie der Bürgermeister von Hilchenbach – sich überhaupt nicht gemeldet. Bierhoff äußerte sich empört: „Ich bin über 30 Jahre in der Kommunalpolitik. So viel Ignoranz habe ich noch nicht erlebt!“
Unterstützt wurde Bierhoff von weiteren Initiatoren aus den betroffenen Orten:
Wolfgang Exner, Rainer Reichling, Tim Hoffmann, Andreas Hoffmann (alle Brachthausen), Dr. Hermann-Josef Jung (Heinsberg), Albrecht Sandholz (Albaum), sowie Dirk Münker, Frank Bothe und Guido Mennekes (alle Silberg).
Weitere Unternehmer aus der Region waren vor Ort, um sich über die Auswirkungen des geplanten Windkraftausbaus zu informieren. Dirk Münker von der Firma Vollmer Maschinen- und Anlagenbau erklärte: „Der gesamte Baustellenverkehr wird durch Silberg rollen – bei neun Windrädern sind das über 8.000 LKW-Fahrten. Unsere Infrastruktur ist dafür gar nicht ausgelegt!“
Die Stimmung vor Ort war engagiert, teils aufgewühlt. Viele Bürgerinnen und Bürger äußerten ihren Unmut:
„Es ist unverhältnismäßig. Ein paar Windräder wären vielleicht okay – aber in diesem Ausmaß ist es viel zu viel.“
Ein anderer Teilnehmer betonte: „Unsere ganze Heimat wird hier zerstört. Und nachts sollen die Dinger 45 dB Lärm machen – das ist zu viel!“
Ein weiteres Argument lautete: „Man sagt uns, die Windräder stünden nicht im Naturschutzgebiet – sie stehen zwei Meter daneben! Es geht hier um Geld, nicht um Umwelt.“
Ein Bürger meinte wütend: „Das sind Maschinen zum Geld drucken.“
Und zur Situation in Kreuztal ergänzte ein weiterer Teilnehmer: „Dort gibt’s keinen Protest – die Windräder stehen weit genug weg. Sichtbar sind sie trotzdem.“
Zur Aktion selbst:
Zu Beginn waren etwa 60 bis 80 Personen vor Ort, einige kamen später noch hinzu. Für das leibliche Wohl war gesorgt – es gab frische, leckere Brötchen mit Grillwürstchen sowie Getränke.
Die Organisatoren betonten mehrfach, dass sie mit ihrer Petition gegen den Bau der Windräder nicht gegen Windenergie an sich seien. Vielmehr gehe es ihnen darum, den massiven Ausbau in empfindlicher Natur und ohne Rücksicht auf die Anwohner zu verhindern. Bereits 1.300 Unterschriften wurden bis zum 1. August gesammelt. Die Petition soll beim Kreis Olpe und der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht werden.
Die Orte Brachthausen, Heinsberg und Silberg stehen im Zentrum einer regelrechten „Windrad-Umzingelung“. Die geplante Konzentration überfordere nicht nur Mensch und Umwelt, sondern widerspreche dem Ziel einer ökologisch verträglichen Energiewende.
HIER GEHT ES ZUR PETITION
Die Bürgerinitiative ruft daher zur Unterschrift auf. Ziel sei es, den weiteren Ausbau außerhalb der Windvorrangzonen zu stoppen und einen fairen Ausgleich zwischen Energiegewinnung, Naturschutz und Lebensqualität zu erreichen.
Fazit:
Die Initiative will weiter informieren und Druck auf die Entscheidungsträger ausüben. „Wir möchten zeigen, warum wir hier sind. Und wir möchten nicht, dass über unsere Köpfe hinweg entschieden wird. Wir möchten, dass unsere Natur erhalten bleibt.“

Foto: Horst Kurkowski
