wS/jk – Siegen – 05.12.2012 – Der Regionalliga-Top-Torjäger Sven Michel wird die Sportfreunde Siegen in der Winterpause wohl verlassen. „Nach derzeitigem Stand der Dinge gibt es zwar weiterhin keine Anfrage eines Vereins. Aber wir wissen, dass wir ihn verlieren werden“, erläuterte der sportliche Leiter Lutz Lindemann im Rahmen eines Fantreffens in der Gaststätte „Anpfiff“, bei dem rund 30 Anhänger der Siegener mit Vereinsverantwortlichen und den Spielern Christoph Klippel und Mark Zeh diskutierten. Noch vor dem Weihnachtsfest könnte eine Entscheidung über die Personalie Sven Michel fallen.
Lindemann: „Werden ihn nicht verschenken“
Zuletzt buhlten mehrere namhafte Profiklubs um den 22-jährigen Offensivmann, der mit 14 Toren die Regionalliga-Torschützenliste anführt. Erst kürzlich bekräftigte 1. FC Kölns sportlicher Leiter Jörg Jakobs Michel auf der Liste zu haben und auch Markus Schupp, der Sportdirektor des VfR Aalen, war mehrfacher Tribünengast im Leimbachstadion. Lindemann: „Ich gehe davon aus, dass die Vereine in den nächsten zwei Wochen an uns heran treten werden.“ Denn in der anstehenden Winterpause beginnen die meisten Klubs, in Vertragsverhandlungen mit jenen Spielern zu treten, deren Kontrakte nächsten Sommer auslaufen. Demnach ist nicht damit zu rechnen, dass Michel seine Fußballstiefel in der Rückrunde noch für die Sportfreunde schnürt.
„Er kann noch ein halbes Jahr U23 spielen“, benannte Trainer Michael Boris die Vorzüge, die Michel auch für einen Bundesligisten wie Borussia Mönchengladbach interessant machen. Sein Vertrag in Siegen läuft zum Saisonende aus. Bei einem Wechsel im Winter würde man noch eine Ablösesumme kassieren. „Wir werden ihn nicht verschenken“, versprach Lutz Lindemann den Siegener Fans. In Bezug auf den zu erwartenden Geldsegen durch einen Michel-Transfer gebe es einen Spielraum, den man „ausreizen, aber nicht überreizen“ wolle.
Siegen setzt in der Offensive weiter auf Talente
Zudem werden die Sportfreunde unabhängig von Michels wahrscheinlichem Abgang in der Winterpause „möglicherweise zwei Spieler abgeben“, ließ Lindemann durchblicken. Namen nannte er jedoch nicht. Die Siegener wollen indes selbst auf dem Tranfersmarkt aktiv werden, um die Kaderstärke beizubehalten. „Ob wir zwei, drei oder nur einen Spieler holen, hängt von verschiedenen Faktoren ab“, sagte Lindemann. Bis zum Trainingslager (12. – 19. Januar 2013) an der türkischen Riviera, wofür der Verein für Fans und Sponsoren ein umfangreiches Reisepaket geschnürt hat, sollen die Personalplanungen abgeschlossen sein.
„Wir haben einen Plan“, bat der sportliche Leiter um das Vertrauen der Anhänger. Zu diesem Plan gehört auch die Entwicklung von Fußballtalenten aus der Region. „Spieler wie Michel oder Julian Jakobs müssen wir uns selbst aufbauen“, betonte Lutz Lindemann. Denn Offensivkräfte mit Torgarantie seien für die Sportfreunde Siegen nicht bezahlbar. „Es gilt talentierte Leute zu holen, die vielleicht in zehn Wochen einschlagen. Dies ist der Weg, den wir gehen müssen“, erklärte der 63-Jährige.
Von den Fans angesprochen auf die sportlichen Ziele der nächsten drei Jahre, sprach Ulrich Steiner Klartext: „Wir wollen in die 3. Liga und dort verbleiben“, so der Sportfreunde-Geschäftsführer. Dieses Ziel möchte man aber nicht um jeden Preis erreichen. „Wir müssen sportlich eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen und die Liga auch finanziell stemmen können“, lautet die Vereinsphilosophie. Das Vorhaben möchte Trainer Michael Boris begleiten, der im Sommer einen neuen Anlauf unternimmt, den in der Teilnehmerzahl begrenzten Lehrgang zum Fußballlehrer zu absolvieren. Dieser würde in der dritthöchsten Spielklasse erforderlich.
Torwart Koczor erneut an der Leiste operiert
Die Austragung des letzten Heimspiels, für den kommenden Samstag (14 Uhr) gegen Velbert angesetzt, ist nach dem Wintereinbruch gefährdet. Sollte die Partie über die Bühne gehen, müssen die Siegener auf Torwart Raphael Koczor verzichten, der am Dienstag in Duisburg erneut an der Leiste operiert wurde. Der Eingriff war bereits längerfristig geplant und mit der sportlichen Leitung abgestimmt. Folglich könnte Keeper Stefan Kemmerling sein Debüt zwischen den Pfosten feiern.
Bericht: Jürgen Kirsch