Wer sich bewegt, bleibt fit – auch im Kopf. Im neuen Forschungsprojekt „MobiAssist“ forscht die Universität Siegen nun an einem Mobilisierungs-Assistenten zur Unterstützung der ambulanten Pflege von Patienten mit Demenz.
(wS/uni) Siegen 10.11.2015 | Demenz ist eine niederschmetternde Diagnose, die das Leben von Betroffenen und Angehörigen radikal ändert. Mit dem Fortschreiten der Krankheit nehmen die geistigen und körperlichen Aktivitäten der Betroffenen ab, der Pflegeaufwand nimmt zu. Ein Teufelskreis entsteht: Wer sich weniger bewegt, verliert motorische Fähigkeiten und damit immer mehr Selbstständigkeit bis hin zur sozialen Isolation. An dieser Stelle setzt ein neues Forschungsprojekt mit Beteiligung der Universität Siegen an. Im Projekt „MobiAssist“ geht es darum, wie innovative Mensch-Technik-Interaktion die Mobilisierung von Patienten mit Demenz und deren Angehörigen unterstützen kann.
Das Projekt ist am 1. November 2015 gestartet und wird mit insgesamt 1,6 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Beteiligt sind die Diakonie Siegen als Projektkoordinator, die Deutsche Sporthochschule Köln, die Charité Medizin Berlin und weitere Softwareentwicklungspartner (Kaasa solution GmbH, C&S Software GmbH) sowie die BAGSO Service GmbH. In Zusammenarbeit mit der Diakonie Siegen wird in Kirchen (Sieg) ein sogenanntes „Living Lab“ aufgebaut, um die Assistenz-Technik gemeinsam mit den Betroffenen und relevanten Akteuren zu entwickeln.
„Wir möchten die Patienten in Bewegung bringen. Die besondere Herausforderung ist, dies bei Demenzkranken zu erreichen und ihnen zu helfen, ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten“, sagt Dr. Rainer Wieching, Projektleiter und Mitarbeiter am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Neue Medien von Prof. Dr. Volker Wulf an der Universität Siegen.
Zum Hintergrund: Neueste Forschungsergebnisse bestätigen, dass möglichst viel Bewegung und körperliche Betätigung das Fortschreiten der Demenz verlangsamen und so einer frühen institutionellen Pflegebedürftigkeit vorbeugen können. Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen beschäftigen sich im Projekt „MobiAssist“ mit der Frage, wie sich die geplante technische Unterstützung in den Alltag der Menschen und die tägliche Pflege im eigenen Heim integrieren lässt.
Kern des Projekts ist eine Art Spielekonsole zur Bewegungserfassung und Animation, die an den heimischen Fernseher angeschlossen wird. Mit innovativen Spielen werden die Patienten spielerisch dazu animiert, in Bewegung zu bleiben und Aktivitäten des täglichen Lebens zu trainieren. „Wir werden biographische Elemente der Patienten in die Spiele integrieren“, erklärt Dr. Wieching. Wer erfolgreich spielt und sich ausreichend bewegt, wird mit Musik und Filmen aus der eigenen Vergangenheit oder Bildern und Grußbotschaften von den Enkelkindern belohnt. Diese biographischen Elemente helfen, den Zugang zum zu erleichtern. Das Training an der Konsole können Senioren natürlich gemeinsam mit ihren Elternkindern absolvieren – und sich so gemeinsam über Erfolge freuen.
Das tägliche Training an der Konsole verbessert die körperlichen Fähigkeiten und hilft, die Selbstständigkeit zu erhalten. „Gleichzeitig werden die Angehörigen entlastet. Es geht hier darum, die Lebensqualität aller Beteiligten zu erhöhen, denn Demenzkranke möchten so lange wie möglich zu Hause leben“, sagt Dr. Wieching.
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