Viel Unterstützung für Integrationsprojekt der Fritz-Busch-Musikschule
(wS/red) Siegen 09.06.2016 | Die Musikschülerinnen und Musikschüler aus Syrien, Irak und Afghanistan üben mit ihren Instrumenten – Geige und Gitarre – verschiedene Akkorde und Griffe. Im städtischen Kinder- und Jugendtreff BlueBox in Siegen erklingen die Titanic-Titelmelodie und Silbermonds „Lied mit nur einem Akkord“. Die 19-jährige Nesreen hält das erste Mal eine Geige in Händen, Mohammed (20) hatte schon in Bagdad Violinunterricht, sein Vater spielte dort Kontrabass in einem Orchester. Trotz unterschiedlicher musikalischer Biografien finden sie sich alle in der Fritz-Busch-Musikschule der Stadt Siegen wieder, die seit einem halben Jahr ein integratives Musik-Projekt für Flüchtlinge und sozial schwache Menschen in der BlueBox anbietet.
Seit Januar üben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Montagnachmittags Klavier, Mittwochnachmittags Violine und Gitarre. 90 Minuten kostenloser, offener Gruppenunterricht für Flüchtlinge, Migranten und mittellose junge Menschen: „Neulinge sind jederzeit in der Gruppe willkommen und werden musikalisch integriert“, sagt Musikschul-Leiterin Angelika Braumann.
Einige der 13- bis 25-jährigen Schülerinnen und Schüler nehmen weite Anfahrten mit dem Bus auf sich, um keine Stunde zu verpassen; zwei Schüler reisen aus Netphen und Lennestadt an. Geübt wird, was den Teilnehmern Freude macht: „Es wird sowohl das kulturelle Erbe der Heimatländer als auch das der neuen Heimat gepflegt bzw. kennengelernt“, berichtet Angelika Braumann. Gelernt wird überwiegend nach Gehör, durch Nachahmen und Mitspielen.
Angebot bei Netzwerktreffen „Kultur und Integration“ vorgestellt
Um das Angebot bekannt zu machen, wurde es u.a. bei einem ersten Netzwerktreffen „Kultur und Integration“ im Ratssaal des Siegener Rathauses vorgestellt. Dort hatten sich Ende Januar mehr als 80 ehrenamtliche und hauptamtliche Betreuerinnen und Betreuer aus der Siegener Flüchtlingshilfe gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung zum Austausch getroffen. „Bei der Stadt Siegen haben die Beteiligten in den verschiedenen Stellen sehr früh Ideen entwickelt, wie sich die kulturelle Integration von geflüchteten Menschen in unserer Stadt verbessern lässt. Ich freue mich sehr darüber, wie begeistert die jungen Leute jetzt gemeinsam Musik machen“, sagte die zuständige Beigeordnete, Stadträtin Babette Bammann, bei einem Besuch des Musik-Unterrichts in der BlueBox.
Für das Musikschul-Projekt gab und gibt es viel Unterstützung auch aus der Siegener Bürgerschaft. Partner und Mitträger des Projekts ist der Verein für soziale Arbeit und Kultur in Südwestfalen, kurz VAKS. Finanziert wird das Projekt bislang von Spendengeldern der Bürgerstiftung Siegen und des Sparda-Musiknetzwerkes. „Man merkt sofort, wie viel Freude die jungen Menschen am gemeinsamen Musizieren haben – unabhängig vom Geschlecht, der Religion oder Herkunft. Für uns war es selbstverständlich, dieses integrative Musikprojekt zu unterstützen. Jetzt zu sehen und zu hören, mit welchem Engagement die Jugendlichen nun wöchentlich in die BlueBox kommen, freut uns wirklich sehr“, sagte Vorstandsmitglied Reiner Schmidt von der Bürgerstiftung Siegen bei einem Besuch des Musikunterrichts.
Die Instrumente stellt die Musikschule, zum Teil sind es Neuanschaffungen, aber auch Spenden und Leihgaben von Siegener Bürgerinnen und Bürgern. Die pädagogischen Mitarbeiter der BlueBox unterstützen bei Bedarf beispielsweise beim Dolmetschen in arabischer Sprache. Das Unterrichtsangebot soll auch nach den Sommerferien fortgesetzt werden. Damit die Finanzierung langfristig gesichert ist, werden jetzt weitere Sponsoren und Spender gesucht.
Violingruppe spielte bei KulturPur-Konzert mit
Bisheriger musikalischer Höhepunkt war das Konzert beim Musik- und Theaterfestival „KulturPur“ auf der Ginsberger Heide: Die Violingruppe spielte Pfingstsonntag mit beim gemischten Streicherprojekt „Frisch gestrichen“, für das Themen aus Film- und Orchesterwerken mit schwierigen und leichten Stimmen für ein Orchester mit fast 100 Mitwirkenden arrangiert wurden. Die integrative Kraft dieses besonderen Musikschul-Projektes ist nach einem halben Jahr aber nicht nur zu hören: Es gibt private Kontakte zu Siegener Familien, die Teilnehmer besuchen Konzerte der Musikschule, die Motivation, Deutsch zu lernen, ist hoch.
Geübt werden Stücke unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen, so dass kein Teilnehmer ohne Erfolgserlebnis den Unterricht verlässt. Gelernt wird voneinander, wie die freie, teils improvisatorische Interpretation und Verzierungstechniken, die in der arabischen Musik üblich sind. Die Violinspieler schickten Links zu YouTube-Videos , so dass inzwischen drei kurdische Lieder und ein Soundtrack aus einem arabischen Film in Noten umgesetzt wurden. Für Angelika Braumann ist das Integrationsprojekt eine echte Bereicherung: „Mit unserem Unterrichtsangebot erreichen wir Menschen, die bisher keinen Weg kannten, ihren Wunsch nach musikalischer Betätigung und kultureller Teilhabe hier in Deutschland umzusetzen.
Fotos: Stadt Siegen
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