Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen haben zusammen mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft ein ganzheitliches Energiemanagementsystem entwickelt. Es soll Unternehmen dabei helfen, Energie effizienter zu nutzen.
(wS/red) Siegen 14.03.2017 | Energie ist teuer. Besonders, wenn sie in großen Mengen verbraucht wird. In Unternehmen im produzierenden Gewerbe ist das häufig der Fall. Ein intelligentes und dynamisches Energiemanagement hilft solchen Unternehmen, ihre Verbrauchskosten aufzuschlüsseln und Einsparpotentiale aufzuzeigen. In dem vom NRW-Umweltministerium geförderten Forschungsprojekt „Living Lab Energy & Environment“ haben Wissenschaftler der Uni Siegen drei Jahre lang mit Unternehmen Hand in Hand gearbeitet, um praxistaugliche Lösungen für ein besseres Energiemanagement zu entwickeln.
„Eine intelligente digitalisierte Produktion eröffnet auch große Chancen für mehr Klima- und Ressourcenschutz. Mit einem innovativen Energiemanagement können wirtschaftliche Potenziale bei der Energieeffizienz festgestellt und gehoben werden. Das Projekt ,Living Lab Energy & Environment‘ zeigt hierzu den Weg auf und liefert grundlegende Erkenntnisse für die praktische Umsetzung in den Unternehmen“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel jetzt bei der offiziellen Abschlussveranstaltung des Projektes. Den Vortragsabend in den Räumen der Sparkasse Siegen nutzten die Projektpartner, um die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Forschungsarbeit vorzustellen. Energiemanagement sei Bestandteil des aktuellen Digitalisierungsprozesses, so die Verantwortlichen. Die Veranstaltung sei vor diesem Hintergrund weniger als Abschluss, sondern vielmehr als Meilenstein auf dem Weg zu einer digitalisierten Wirtschaft zu verstehen.
In „living labs“, also „lebendigen Laboratorien“ direkt bei potenziellen Nutzern, haben die Wissenschaftler gemeinsam mit Unternehmen ein modulbasiertes Energiemanagementsystem entwickelt. Es ist speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen ausgerichtet und passt sich flexibel an bereits existierende IT-Infrastrukturen in den Betrieben an. Grundlage des Systems ist dabei die automatische Erfassung und Aufbereitung von Energiedaten. Über Sensoren wird der Energieverbrauch des Unternehmens in Echtzeit festgestellt und interpretiert. Anhand der Daten lassen sich beispielsweise der Verbrauch einzelner Maschinen oder die Energiekosten pro Produkt ermitteln. Unternehmen haben so die Möglichkeit, zu reagieren und ihren Energieverbauch entsprechend zu optimieren.
„Das Projekt hat gezeigt, wie herausfordernd und zugleich unabdingbar wichtig es ist, die Gestaltung von neusten IT-Anwendungen in der Unternehmenspraxis zu erforschen“, sagte der Projektverantwortliche der Uni Siegen, Prof. Dr. Volker Wulf vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien. Die Übertragung der im Labor entwickelten theoretischen Lösungen in die Unternehmen hinein sei eine besondere Herausforderung im Rahmen des Projektes gewesen, bestätigte auch sein Kollege Prof. Dr. Gunnar Stevens. „Es galt, Betriebsdaten und Energiedaten in den einzelnen Betrieben zusammenzubringen. Dazu müssen die Daten transportiert und gespeichert werden – unter Berücksichtigung der jeweiligen IT-Sicherheitskonzepte in den Unternehmen.“
Die im Forschungsprojekt entwickelten Kompetenzen und Lösungen sollen im Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik langfristig gebündelt und interessierten Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Sie können sich dort beim „Center für Green Process Management“ zum Nutzen eines Energiemanagementsystems für den eigenen Betrieb, Finanzierungsmöglichkeiten und den notwendigen Schritten zur praktischen Implementierung des Systems beraten lassen.
Darüber hinaus wurden im Rahmen des Forschungsprojekts verschiedene Software-Lösungen entwickelt, die auch einzeln nutzbar sind. Dazu zählen beispielsweise die Anwendung „open.DASH“ zur Visualisierung von Energiedaten oder der Strompreisrechner „energysim“. Er hilft Unternehmen, ihren Stromeinkauf zu optimieren und auf diese Weise bis zu 34 Prozent Energiekosten einzusparen.
Das Projekt Living Lab Energy & Environment hat 2014 begonnen und ist im März 2017 zu Ende gegangen. Es wurde vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Unter Federführung der Universität Siegen waren als Partner die Sparkasse Siegen, statmath GmbH, ASEW, QOSIT Softwaretechnik GmbH, Devolo AG und das Fraunhofer FIT an dem Projekt beteiligt.
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