(wS/red) Siegen 06.12.2017 | Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf baut seit dem Sommersemester 2017 den neugegründeten Lehrstuhl „International Production Engineering and Management“ an der Universität Siegen auf. In Kooperation mit der Industrie vor Ort möchten er und sein Team erforschen, wie sich Fabriken und Produktion weiterentwickeln können.
Wie sehen die Fabriken der Zukunft aus? Ist die Produktion von Gütern überhaupt noch zukunftsfähig? Diese Fragen beschäftigen nicht nur viele Unternehmen mit Blick auf die Digitalisierung und Industrie 4.0, sondern auch den Lehrstuhl „International Production Engineering and Management“ der Universität Siegen. Er ist zum Sommersemester 2017 gegründet worden und wird seitdem von Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf aufgebaut. Vor allem die Industrieunternehmen in der Region hat das Team um Prof. Burggräf im Blick. Denn in den kommenden Monaten soll bereits eine Smarte Demonstrationsfabrik im Siegerland aufgebaut werden.
„Diese Fabrik wird ein lebendiges Labor“, erklärt der Ingenieur, „Industrie und Hochschulinstitute sollen dort praxisnah zusammenarbeiten.“ Eine Firma soll in der Fabrik möglichst in Eigenregie produzieren, die Wissenschaftler begleiten die Produktion, untersuchen deren Organisation und können in Absprache mit dem Unternehmen gegebenenfalls Einfluss darauf nehmen. Ähnliche Demonstrationsfabriken gibt es weltweit, häufig werden sie auch zur Aus- und Weiterbildung genutzt. „Als ersten Schritt werden wir diese Fabrik auch mit anderen Fabriken vernetzen“, sagt Prof. Burggräf.
Die Kontakte zwischen der Industrie und der Hochschule schätzt Prof. Burggräf, die starke Wirtschaft in Südwestfalen war für ihn einer der Gründe für den Wechsel an die Uni Siegen. Auch die Kooperation mit der Wissenschaft und insbesondere mit seiner bisherigen Wirkungsstätte, der RWTH Aachen, liegt ihm am Herzen. „Wir haben eine Kooperationsvereinbarung mit Aachen auf den Weg gebracht“, so Burggräf, der dort auch weiterhin eine Forschungsgruppe betreut, „so können wir uns in Zukunft im Themenfeld ‚Produktionsmanagement‘ austauschen und gemeinsame Forschungsanträge stellen.“
Ein Thema, das Burggräf in seiner Forschungsarbeit besonders interessiert, ist das „Cyber Production Management“: „Künstliche Intelligenz wird immer günstiger und besser“, so der Wissenschaftler, „und sie wird immer mehr Management-Aufgaben übernehmen. Sie kommt also aus der Produktion auch in die Büros.“ Produktionsvorbereitungen könnten so zum Beispiel demnächst automatisiert ablaufen, Computer Management-Entscheidungen abnehmen. Eine Herausforderung, aber für Prof. Dr. Peter Burggräf auch eine Chance: „Natürlich müssen wir uns Kontrollmechanismen überlegen und uns fragen: Vertrauen wir dieser Künstlichen Intelligenz? Aber Künstliche Intelligenz beruht ja auf Erfahrungswissen und kann deshalb qualifizierte Entscheidungen treffen.“ Arbeitsplätze müssten deshalb nicht unbedingt in Gefahr sein, meint er: „Wenn Manager nicht ständig Zahlen auswerten und Excel-Tabellen ausfüllen müssten, gäbe es wieder neue Räume für Kreativität – oder für Aufgaben, die wir jetzt vielleicht noch gar nicht kennen.“ Auch der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnte so einfacher erfüllt werden.
Mit einigen Unternehmen in der Region hat er bereits gesprochen, gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Institut für Produktionstechnik bereitet er außerdem die „Siegener Produktionstage“ vor: „Wir möchten nächstes Jahr einen eintägigen Kongress abhalten, der Einblicke in die Siegener Produktionstechnik geben soll. Thematisch wird sich der Kongress damit beschäftigen, wie man dem Strukturwandel erfolgreich begegnen kann.“ In zwei Jahren sollen sich außerdem die ersten Studierenden für einen neuen Studiengang am Lehrstuhl „International Production Engineering and Management“ einschreiben können. Der Aufbau ist bereits erfolgreich angelaufen. „Zwei Mitarbeiter haben wir schon eingestellt“, erzählt Burggräf, „zwei kommen bis Ende Januar noch dazu.“ Im kommenden Jahr soll sein Team auf zehn Mitarbeiter aus den Bereichen Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen anwachsen. Auf das Team wartet noch viel Arbeit – worauf er sich freut: „Das ist genau das Richtige für mich. Ich baue lieber etwas Neues auf als etwas Vorhandenes zu verwalten.“
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