(wS/red) Siegen 30.10.2020 | In Zeiten der Corona-Pandemie ist Kommunikation umso nötiger, je unsicherer die Informationslage und je größer der Mangel an greifbaren Lösungen sind, erklärt der Siegener Medienwissenschaftler Prof. Dr. Gebhard Rusch.
Eigentlich lässt sich die momentane Informationslage einfach auf einen Nenner bringen: „Unsicherheit erzeugt widersprüchliche Informationen. Widersprüchliche Informationen erzeugen Unsicherheit“, so Prof. Dr. Gebhard Rusch, stellvertretender Direktor am Institut für Medienforschung der Universität Siegen.
Rusch arbeitet an Themen wie Krisenkommunikation oder Kommunikation unter Bedingungen von Unsicherheit. Hierzu gehört auch die politische und journalistische Kommunikation rund um die Corona-Krise. Er beschreibt, dass die Informationslage von Beginn der Pandemie an auf allen Seiten und bei allen Akteuren, in der Wissenschaft ebenso wie in der Politik, bei Experten ebenso wie bei Bürgerinnen und Bürgern, vor allem durch eines geprägt wurde: Unsicherheit. „Schon bis zu dem Zeitpunkt, als das SARS-CoV-2 Virus als Ursache für teils schwere Erkrankungen und Todesfälle von Menschen am 7. Januar 2020 im chinesischen Wuhan identifiziert worden ist, herrschte große Unsicherheit über die aufgetretenen Erkrankungen. Aber auch danach und bis heute ist die Kommunikation über das Virus, über die von ihm verursachte Erkrankung (COVID 19), vor allem aber über die Strategien, Maßnahmen und Mittel des Umgangs mit dieser Gefahr im Wesentlichen durch Unsicherheit gekennzeichnet“, so Rusch.
Klarerweise resultieren diese Unsicherheiten aus dem Fehlen essentieller Ressourcen, vor allem aus dem Fehlen von Wissen, zum Beispiel über die genaue Identität des Virus, über seine Eigenschaften hinsichtlich Infektiosität, Inkubationszeiten, Übertragungsweisen oder Verbreitungswege. Gefehlt hat es auch an Know-how, z.B. zu angemessenen Reaktionen, Verhaltensweisen, Maßnahmen, Therapien. Und auch heute noch – nach der flächendeckenden Versorgung mit Schutzmasken – fehlen weitere materiellen Ressourcen, also etwa Medikamente und Impfstoffe, um die Gefahren, die von diesem Corona-Virus ausgehen, von den Menschen sicher abwenden zu können und zu beherrschen.
„Unter solchen Bedingungen erscheinen Informationen, Empfehlungen, letztlich auch Anweisungen und Entscheidungen von Experten und Verantwortungsträgern in Wissenschaft und Politik nötiger denn je“, so der Medienwissenschaftler. „Entsprechend ist auch der öffentliche Bedarf für Berichterstattung, Erläuterung und Vermittlung solcher Informationen, speziell auch für die Begründung von Entscheidungen nie höher als in Lagen derartiger allgemeiner Verunsicherung. Fatalerweise ist die Kommunikation gerade unter diesen Bedingungen ganz besonders problematisch.“
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gebhard Rusch
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„Corona“ in der politischen und journalistischen Kommunikation
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