(wS/hgm) Wilnsdorf 16.05.2023 | War das eine Freude des Wiedersehens am vergangenen Samstagabend im vollbesetzten „Haus Heimat“ in Rudersdorf!
Vier lange Jahre hatte es –bedingt durch die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen – kein Frühjahrskonzert der Musikkapelle Salchendorf unter ihrem Dirigenten Rüdiger Bröhl mehr gegeben.
Das 100-jährige Jubiläum im Jahre 2020 (da war Corona am schlimmsten) musste ausfallen und auch vieles andere im Umfeld war lange Zeit nicht möglich. Leider ist die Johannlandhalle in Salchendorf immer noch geschlossen, so dass ein Ausweichort in der Nähe gesucht wurde.
Fündig wurde man im „Haus Heimat“ inRudersdorf, wozu man sich etwas besonderes ausgedacht hatte. Die Konzertbesucherwurden von Salchendorf aus mit dem „Hübbelbummler“ nach Rudersdorf gefahren, und dieRückfahrt war dank Unterstützung des DRK Kaan-Marienborn mit seinen Kleinbussen auchgesichert. Ferner präsentierte die Kapelle ihre Festschrift zum 100-jährigem Jubiläum mit vieleninteressanten Beiträgen. Leider haben sich seit ihrer Erstellung manche Dinge schon wiederverändert, was beim Lesen berücksichtigt werden muss. Dies alles erwähnte Kerstin Weber, 1. Vorsitzende der Salchendorfer Musikkapelle, in ihrerAnsprache.
Die Moderation zum Konzert hatten Nela Stähler und Ben Turian inne. Zudemhaben die Salchendorfer in ihren Reihen eine Hobby-Sängerin: Die Tubistin Pia Armbrecht.Einen gesonderten Auftritt des Jugendorchesters „Cravallo Ffortissimo“ gab es zu diesem Konzert übrigens nicht, sondern man hatte dazu den Nachwuchs weitgehend in das Hauptorchester integriert. Das Programm an diesem Abend führte im 1. Teil durch die Stadt Wien und im 2. durch das Genre der Rock-, Pop und Filmmusik – es war also für alle etwas dabei.
Das Publikum applaudierte, als die Musikanten nach langer Zeit wieder die Bühne betraten,und es flossen auch insgeheim einige Freudentränen.
Schwungvoll präsentierten dieMusizierenden „Die Festmusik der Stadt Wien“, die einst dem Wiener Gemeinderat als Dank für den Beethovenpreis gewidmet war. Es folgte der „Festmarsch“, einst komponiert vom„Walzerkönig“ Johann Strauß in festlich-pompöser Wucht mit dem für Strauß typischen melodiösen Schwung, verbunden mit Wiener Charme.
In den vergangenen Jahrzehnten hatten die Salchendorfer in der Tat schon viele Walzer von Johann Strauß aufgeführt, doch diesmal hatten sie einen neuen mit im Koffer: „Gold undSilber“ von Franz Leha’r. Im Gegensatz zu den hüpfenden Walzern von Johann Strauß bewegen sich seine Walzer mehr in Melodie und Harmonie, was die Kapelle in sorgfältiger Registrierung auch gut umsetzte.
Ein erstes Highlight setzte die Kapelle danach mit der Komposition „Kaiserin Sissi“. Sissi undihr „Franzl“ zählen zur Geschichte Wiens; der Komponist Timo Dellweg komponierte und arrangierte seiner Zeit bereits zahlreiche Polkas, Walzer und Märsche – darunter als eines seiner erfolgreichsten Stücke der „Kaiserin-Sissi-Marsch“ zu Ehren der österreichischen Kaiserin Elisabeth, der in kürzester Zeit die Welt der Blasmusik eroberte.
Eingebunden in die tollen Musikdarbietungen war die Ehrung des aktiven Mitgliedes Klaus Wagner für 60 Jahre musikalischer Mitwirkung. Ja, sowas gibt’s! Die Ehrung führte Daniel Krecklow, Vorsitzendes des Volksmusiker Bundes, Kreis Siegen-Wittgenstein, durch. Mit dem „Musical Elisabeth“ wurde der 1. Teil des Konzertes beendet – die Geschichte einer starken und modernen Frau, die sich von allen Zwängen befreit – und dafür einen hohen Preis zahlen muss.
Johan de Mei stellte die bekanntesten Szenen zusammen und bearbeitete sie für sinfonisches Blasorchester. Hier zeigte die Musikkapelle Salchendorf was sie als eine der besten Kapellen des Johannlandes drin und drauf hat.
Sehr bemerkenswerti st, dass bei dieser Darbietung die Hornistin Pia Armbrecht als Solosängerin das Musical bereicherte. Nur schade, dass sie sich dabei am Rand der Bühne befand; doch vermutlich war dies aus Platzgründen nicht anders möglich. Es gab eine längere Pause, danach folgte der 2. Teil mit modernen Kompositionen; zuAnfang mit dem Werk „Band Opening“ – rhythmisch, schnell und mitreißend. Doch mit„ABBA in Concert“ gab es ein weiteres Highlight der versierten Musikanten – ideenreich instrumentiert, integriert sind kräftige, rockige Rhythmen, jedoch auch schöne, melodischeElemente.
Unschwer waren in diesem Medley Titel u. a. „I have a dream“ oder „Thank youfor the music“ zu erkennen. Und rockig ging es auch beim nächsten Titel weiter: „BruceSpringsteen on stage“ – mit den erfolgreichsten Klassikern wie „Glory“ „Dancing in the Dark“oder „Born in the USA“.
Doch es kam noch zu einem weiteren Höhepunkt: Die Ehrung des langjährigen Dirigenten Rüdiger Bröhl. Das Interessante: Er wusste nichts davon! Geehrt wurde er von der 1. Vorsitzenden Kerstin Weber für 35 Jahre herausragenden Dienstes, Treue, Freundschaft zu den Musikerinnen und Musiker der Kapelle – in guten wie in schlechten Zeiten. Bröhl erhielt offiziell den Titel des „Ehrendirigenten der Musikapelle Salchendorf“. Als besonderes Geschenk erhielt der rührige und auch menschliche Dirigent ein handgeschnitztes Holz-Etui mit Gravur für seinen Dirigentenstab.
Weiter gings im Konzert mit „Harry Potter und der Feuerkelch, der Verfilmung des gleichnamigen Romans der englischen Autorin Joanne K. Rowling aus 2005 – ein Kampf des jungen Studenten Harry mit Drachen- und Unterwasserwesen. Ein gelungener Gag dabeiwar, dass Rüdiger Bröhl einen Zauberstab in sein Etui gelegt bekam, damit er dieses Stück auch fachgerecht dirigieren konnte.
Und damit war man schon beim letzten Stück des Frühjahrskonzertes angekommen: Mit AtWorld ‘s end“, einem Soundtrack, wurde das Publikum verabschiedet, dass von den fetzig gespielten Titeln wie „Hoist the Colours“, „People in Boats“ oder „Drink up me Hearties“ noch einmal regelrecht in Fahrt kam. Das Publikum erhob sich von den Plätzen und erklatschte sich stürmisch drei Zugaben, die mit zwei Auskopplungen von Titeln des Konzertes und dem „Alexandermarsch“ gewährt werden mussten – drumherum kam da die Musikkapelle wohl nicht. War nun alles vorbei? Natürlich nicht. Denn nun spielte die Musikkapelle Salchendorf in Tanzbesetzung von Oberkrainer- über Egerländer Melodien bis hin zu Jazz-, Rock- und Popmelodien ….
Text und Fotos: Hans-Gerhard Maiwald