Vom Hoesch-Deal zur 17. Generation: Wie The Coatinc wieder zu 100 Prozent Familienunternehmen wird

Teilen Sie
Teilen Sie

(wS/coa) Siegen – Kreuztal 22.12.2025 | Ältestes deutsches Familienunternehmen wieder vollständig in Familienhand

Die The Coatinc Company Holding (TCC) gibt bekannt, dass der britische Gesellschafter B.E. Wedge Holdings seine seit 1992 gehaltenen 49 % Anteile mit Wirkung zum 19. Dezember an die TCC verkauft hat. Da die restlichen 51 % bereits von Paul Niederstein als Familiengesellschafter gehalten werden, befindet sich die Unternehmensgruppe nun wieder zu 100 % in Familienhand.

TCC gilt seit 2019 im Ranking der Stiftung Familienunternehmen als das älteste deutsche Familienunternehmen. Gegründet 1502, wird es inzwischen in 17. Generation von der Familie Dresler-Niederstein geführt. Die Gruppe ist auf die Oberflächenveredelung von Stahl und Metall spezialisiert, insbesondere auf die Feuerverzinkung.

„Ich freue mich sehr, dass wir nach über 30 Jahren erfolgreicher Partnerschaft mit unserem britischen Mitgesellschafter einen harmonischen und geordneten Abschluss gefunden haben“, erklärt Paul Niederstein.

Paul Niederstein st ein deutscher Unternehmer und geschäftsführender Gesellschafter von The Coatinc Company mit Sitz in Kreuztal. Er leitet das Unternehmen, das als das älteste Familienunternehmen Deutschlands gilt, in der 17. Generation.

Die heutige Unternehmensgruppe entwickelte sich aus einem verbliebenen Werk, das Großvater und Vater Niedersteins nach dem nahezu vollständigen Verkauf der damaligen Siegener AG an den Hoesch-Konzern im Jahr 1978 weiterführten.

Der Rückkauf erfolgte ohne Fremdfinanzierung. Zur Realisierung wurde ein Carve-Out durchgeführt, bei dem mehrere operative Einheiten sowie nahezu alle Minderheitsbeteiligungen veräußert wurden.

Unterstützt wurde die Transaktion von der auf Familienunternehmen spezialisierten Kanzlei Gleiss Lutz, federführend durch das Düsseldorfer Team um Dr. Thomas Menke.

Der Umsatz der operativen Einheiten lag vor der Transaktion bei rund 200 Mio. Euro und wird künftig etwa 180 Mio. Euro betragen. Die Gruppe beschäftigt rund 1.000 Mitarbeitende in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Mexiko sowie über eine Vertriebsgesellschaft in den USA.

Nach Abschluss der Transaktionen bleibt die Eigenkapitalquote mit rund 50 % auf einem soliden Niveau. Durch die erfolgreichen Einzelverkäufe und die gute Ausgangslage verfügt die Unternehmensgruppe nun über eine noch stärkere Finanz- und Vermögenslage, die durch zusätzliche Buchgewinne und Liquiditätszuflüsse weiter gefestigt wurde.

Luftbildaufnahme der Coatinc

Über The Coatinc Company Holding

Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1502 zurück. Heute zählt TCC zu den führenden Anbietern in der Oberflächenveredelung von Stahl und Metall – insbesondere im Bereich der Feuerverzinkung.

Fotos: The Coatinc Company Holding GmbH

Infos der wirSiegen – Redaktion:

Stahl, Staub und Stammbaum: Das Imperium der Siegerländer Verzinkungs-Dynastie

Es gibt Unternehmen, die überleben Krisen, und es gibt die Coatinc Company. Während sich das Silicon Valley über ein Jahrzehnt Beständigkeit freut, blickt man in Kreuztal auf eine Historie zurück, die bis in das Jahr 1502 reicht. Damit hält die Holding den prestigeträchtigen Titel als ältestes Familienunternehmen Deutschlands.

Die Ära Dresler: Vom Hammerwerk zum Global Player

Der Aufstieg der Familie Dresler ist untrennbar mit der Industriegeschichte des Siegerlandes verbunden. Was im 16. Jahrhundert mit der Eisenverarbeitung begann, transformierte sich unter strategischem Geschick zu einem der führenden Oberflächenveredler Europas.

Heute operiert die Gruppe unter der Führung von Niederstein – namentlich Paul Niederstein, der das Erbe in der 17. Generation als geschäftsführender Gesellschafter (CEO) steuert. Er ist der direkte Nachfahre der Dresler-Linie. Unter seiner Ägide hat sich Coatinc von der rein regionalen Verzinkerei zu einem internationalen Netzwerk mit Standorten in ganz Europa und darüber hinaus entwickelt.

Das steinerne Erbe: Dreslers Park in Kreuztal

Wer die Macht und den einstigen Reichtum der Familie begreifen will, muss nach Kreuztal blicken. Der Dreslers Park ist weit mehr als eine kommunale Grünanlage; er ist das architektonische Zeugnis einer Industriellen-Dynastie.

  • Die Villen: Im Zentrum stehen die „Gelbe Villa“ und die „Weiße Villa“. Letztere wurde zwischen 1860 und 1870 von der Familie Dresler (spezifisch für Heinrich Adolf Dresler) erbaut. Sie spiegeln den Repräsentationsdrang des Bürgertums im 19. Jahrhundert wider.
  • Der Bezug: Heinrich Adolf Dresler war nicht nur Fabrikant, sondern auch Reichstagsabgeordneter. Er legte den Grundstein für den sozialen und kulturellen Einfluss der Familie in der Region.
  • Heute: Der Park ist heute das kulturelle Herz Kreuztals. Wo früher die Patrons residierten, finden heute Trauungen, Konzerte und Bürgerbegegnungen statt – ein Paradebeispiel für die Transformation vom privaten Industriellenbesitz zum öffentlichen Gut.

Foto: Dreslers Park – Andreas Trojak / wirSiegen.de

Strategische Weitsicht: Die Verbindung Niederstein-Dresler

Die Kontinuität des Unternehmens basiert auf einem eisernen Festhalten an familiären Werten bei gleichzeitiger radikaler Modernisierung der Prozesse. Paul Niederstein hat es geschafft, die Brücke von den historischen Hammerwerken zur High-Tech-Verzinkung zu schlagen. Mit einer Beteiligungsstruktur, die Stabilität verspricht, navigiert er die Holding durch die Transformation der Stahlindustrie.

Fazit: Coatinc ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern eine Fallstudie in Sachen Resilienz. Während andere Dynastien an der Nachfolge scheitern, beweist die Verbindung Dresler-Niederstein, dass 500 Jahre Erfahrung kein Ballast, sondern ein massiver Wettbewerbsvorteil sind.

Werbepartner der Region – Anzeige

Werden Sie Teil unserer Unterstützer-Community

Gefällt Ihnen unsere Berichterstattung auf wirSiegen.de? Helfen Sie mit, dass wir weiterhin unabhängig für Sie berichten können.

👉 Jetzt unterstützen

Jeder Beitrag hilft – vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Teilen Sie

Anzeige

Archivkalender

Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So.
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031