(wS/red) Hilchenbach/Siegen – Heute erreichte die wirSiegen.de-Redaktion ein sehr schöner Beitrag des Dahlbrucher Heimatforschers Heinz Bensberg. Diesen Bericht anläßlich des heutigen Todestages von Peter Paul Rubens wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten…
Peter Paul Rubens 375. Todestag
Am 30. Mai 2015 jährt sich zum 375. mal der Todestag von Peter Paul Rubens, dem berühmten Sohn der Stadt Siegen. Lange Jahre dauerte der Streit zwischen Köln und Antwerpen um die Geburtsstätte dieses großen Meisters. Nach ausgiebigen Forschungen besteht aber kein Zweifel mehr, dass die Wiege in Siegen und nicht in Köln oder Antwerpen stand. Einige sehr verwunderliche Umstände haben dazu geführt, dass Peter Paul Rubens als 6. Kind seiner Eltern am 28. Juni 1577 in Siegen geboren wurde.
Sein Vater Jan Rubens war ein Rechtsgelehrter, angesehen und wohlhabend. Die Mutter, eine geborene Pypelincx, stammte ebenfalls aus einer nicht armen Familie. Jan war ein in Italien ausgebildeter Rechtsanwalt und reformiert. Wegen seines Glaubens, er stand den Calvinisten nahe, flüchtete die Familie 1569 nach Köln. Hier arbeitete er als Berater für Anna von Sachsen, der Gemahlin Wilhelm I. von Oranien. Diese war mit erheblichen Heiratsgütern ausgestattet worden und suchte einen Verwalter für sichere Vermögensanlagen. Hierbei vergaß Jan in einer schwachen Stunde, wohl von der Herzogin verführt, seine Pflicht und gab ihr mehr als nur Rechtsbeistand.
Die Affäre wurde Wilhelm zugetragen. Er klagte Jan Rubens an, um eine Scheidung seiner ungeliebten Gattin zu erreichen. Jan wurde gefangen genommen und kam 1571 auf die Festung in Dillenburg. Landesherr war seinerzeit Johann VI., der jüngere Bruder des Wilhelm I. von Oranien. Seine Frau tat ihren eigenen Schmäh vergessen und reiste ihm nach. Mit edelster, verzeihender Großmut bat sie um das Leben ihres Mannes. Aber erst im Frühjahr 1573 gelang es den Bemühungen der treuen Gattin, Rubens aus dem Gefängnis zu befreien. Nach mehr als zweieinhalb Jahren Haft durfte er nun in der nassauischen Stadt Siegen als Gefangener mit strengen Auflagen wohnen. Sie zogen in das Haus der Adeligen von Brambach in die Altstadt von Siegen ein. Für die Freilassung musste die Familie Rubens 6000 Talern Kaution bezahlen. An dieser hohen Summe konnte man den Wohlstand der Familie ermessen.
Seine Frau reiste ihm nach und teilte mit ihm die Gefangenschaft in Siegen. Hier brachte sie 1574 ihr fünftes Kind mit Namen Philipp zur Welt. 1577 gebar sie wieder einen Sohn, der den Namen Peter Paul erhielt. Einen Taufschein hierüber gibt es nicht. Dass Rubens Mutter sich 14 Tage vor der Entbindung in Siegen befand belegt ein vorhandenes Dokument datiert von diesem Tage. Es ist eine Bittschrift an den Grafen Johann wegen der Befreiung ihres Mannes. In ihrem Zustand konnte sie in der Zwischenzeit, zur damaligen Zeit, keine Reise nach Köln und noch weniger nach Antwerpen unternommen haben.
Der alte Rubens erhielt in dem darauf folgenden Jahr, von Peter Pauls Geburt, seine Freiheit wieder. Im Mai 1578 erfolgte der Umzug der nunmehr acht köpfigen Familie nach Köln. Wo Peter Paul in der Pfarr- und heutigen Jesuitenkirche St. Peter getauft wurde. Hier wuchs er auf und erhielt die erste schulische Ausbildung. Von Köln schreibt er später selbst ,,wo ich aufgezogen bin bis zum zehnten Jahr meines Lebens“. Im Jahr 1581 trat die Familie zum katholischen Glauben über. Der Vater starb 1587 in Köln und sah sein Vaterland nicht mehr wieder. 1589 zog die Witwe mit ihren Kindern nach Antwerpen. Sie erhielt die conficierten Güter wieder zurück.
Hier besuchte Peter Paul die renommierte Lateinschule des Rumoldus Verdonck. Danach war er einige Monate in den Diensten von Gräfin Marquerite de Ligne. Eine diplomatische oder akademische Karriere schien vorgezeichnet. Daher mag es auch überraschend sein, dass er das Malerhandwerk, mit Billigung seiner Mutter, erlernte. Gründe hierfür wurden nicht gefunden aber das außergewöhnliche Talent von Peter Paul dürfte eine große Rolle gespielt haben. Er wurde Schüler verschiedener Antwerpener Meister.
Anno 1600 reiste er über Frankreich nach Italien um die kulturellen Hinterlassenschaften der klassischen Antike zu studieren. Nach kurzem Aufenthalt in Venedig ging er in Mantua nach dem Herzog Vincenzo Gonzaga, der sein großes Talent förderte. Dieser schickte ihn nach Genua und Rom, wo er sich weiter entwickelte. Er kopierte dabei Werke großer Meister. Der Tod seiner Mutter veranlasste ihn 1608 nach Antwerpen zurückzukehren. Zu dieser Zeit war er bereits als Künstler von europäischem Rang anerkannt.
Am 23.09.1609 wurde er zum Hofmaler von Erzherzog Albert VII. von Österreich und der Infantin Isabella Clara Eugenia von Spanien. Dieses brachte ihm nicht nur ein jährliches Honorar von 500 Gulden, sondern auch die Befreiung von sämtlichen Steuern. Weiterhin konnte er seinen Wohnsitz frei wählen. Peter Paul Rubens heiratete am 3. Oktober 1609 Isabella Brant, die Tochter eines angesehenen Antwerpener Anwalts. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Durch die Heirat wurde er in die städtische Oberschicht von Antwerpen aufgenommen. Seine Privilegien als Hofmaler nutzte er geschickt.
Nach 1609 baute er ein gut laufendes Unternehmen auf. Er beschäftigte hier bedeutende flämische Maler. Mit den Werken wurde der europäische Kunstmarkt bedient. Rubens wurde auch in die Politik hinein gezogen und war ab 1627 für einige Jahre fast nur Diplomat. Neben seiner ganz hervorragenden künstlerischen Tätigkeit war er ein erfolgreicher Vermittler zwischen den rivalisierenden Großmächten England und Frankreich. Der Waffenstillstand zwischen diesen Ländern im November 1630 war nicht zuletzt sein Verdienst. 1630 wurde Peter Paul von Karl I. in den englischen Adelsstand erhoben und zum Ehrendoktor der Uni Cambridge ernannt.
Ebenfalls in diesem Jahr heiratete er, im Alter von 53 Jahren, die erst 16 jährige Helene Fourment die Tochter eines Seidenhändlers. Seine erste Frau war bereits 1626 an der Pest im Alter von 35 Jahren verstorben. Die junge Frau stand nicht nur bei vielen seiner Werke Modell, sondern sie sollte auch der Inbegriff des von ihm favorisierten Frauentypus werden. Inspirierend wirkte sie auf ihn, so dass sie zum Motiv seiner künstlerischen Spätphase wurde. Fünf Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, das letzte wurde erst acht Monate nach dem Tode des Vaters geboren. Nach Misserfolgen zog sich Rubens 1633 von der Politik zurück und widmete sich wieder voll der Malerei.
1638 im Dreißigjährigen Krieg vollendete Rubens die ,,Kreuzigung Petri“ für den Hauptaltar seiner Taufkirche St. Peter in Köln, wo auch sein Vater beigesetzt worden war. Bei der Annahme von diesem Auftrag soll Rubens geäußert haben, dass er eine große Liebe zu Köln empfunden habe, die er aber niemals wieder sah. Es ist unmöglich all seine Werke hier aufzuführen. Über 2500 Bilder sollen es alleine sein, die er aber längst nicht alle selbst abgezeichnet hat. Sehr viele seiner Werke sind in Vervielfältigung wieder gegeben worden. So sind seine Hauptwerke heute oft mehrmals in glänzenden Stichen vorhanden.
An der Gicht verstarb Peter Paul Rubens am 30. Mai 1640 in Antwerpen, im Alter von fast 63 Jahren. Ganz Antwerpen trauerte seinerzeit um seinen ersten, ruhmbedeckten Mitbürger. In die Gruft der Familie Fourment wurde er am 2.6.1640 in der Antwerpener St. Jakobskirche beigesetzt. Der Erlös aus dem Verkauf seines Nachlasses belief sich auf über eine Millionen Gulden. 1840, im 200. Todesjahr wurde in Antwerpen eine Bronzestatue von Peter Paul Rubens errichtet. Feierlich wurde sein 300. Geburtstag 1877 in Antwerpen sowie in Siegen begangen.
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