(wS/si) Siegen 27.04.2022 | Mit 16 wird Nico Strasser aus Neunkirchen klar, dass er Zahnarzt werden möchte. Sein damaliger Tischtennistrainer bringt ihn auf die Idee, bietet ihm ein Praktikum in seiner Praxis an. „Kommunikation und handwerkliche Finesse – darauf kommt es an. Das will ich machen“,
erzählt Nico Strasser, der heute – fast zehn Jahre und eine Ausbildung zum Zahntechniker später – Zahnmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen studiert, mit finanzieller Unterstützung des Kreises Siegen-Wittgenstein.
„Mir war von Anfang an klar, dass ich Zahnarzt werden möchte“, erinnert sich der heute 25- Jährige. „Die Ausbildung habe ich gemacht, um mehr Hintergrundwissen und Erfahrungen zu sammeln, die ich später für die optimale Behandlung von Patienten gebrauchen kann.“
Den lang ersehnten Studienplatz erlangt Nico Strasser schließlich durch einen Test für
Medizinische Studiengänge (TMS, umgangssprachlich auch Medizinertest). Vielen
Universitäten dienen die Ergebnisse in Ergänzung zur Abiturnote als Aufnahmekriterium zu
medizinischen Studiengängen. In 2019 gehört der Neunkirchener mit seinem Ergebnis
deutschlandweit zu den besten elf Prozent.
Im Wintersemester 2019/2020 beginnt er in Gießen zu studieren, zieht dafür in eine WG.
Seine Praxiserfahrungen erleichtern dem späteren Stipendiaten den Start ins Studium. Er
finanziert es sich durch Nebenjobs, Ersparnissen und zu kleinen Teilen durch Einnahmen als
Tischtennisspieler beim TV Braunfels und Fußballspieler beim FC Wahlbach. Sein weiteres
Studium wird nun durch das Zahnmedizinstipendium des Kreises Siegen-Wittgenstein unterstützt.
Im Siegener Kreishaus unterschreibt Strasser dazu gemeinsam mit Landrat
Andreas Müller, Gesundheitsdezernent Thiemo Rosenthal und Carolin Weyel vom
Personalamt einen Vertrag. Darin verpflichtet er sich nach seinem Studium mindestens für
die Dauer des in Anspruch genommenen Förderzeitraums eine zahnärztliche Tätigkeit in
Siegen-Wittgenstein auszuüben.
Das Zahnmedizin-Stipendium wird seit 2020 vergeben. Seit 2015 gibt es schon ein
Stipendium für Studierende der Humanmedizin über dieselbe Höhe und mit denselben
Auflagen. Das Ziel beider Stipendien ist es die medizinische Versorgung in Siegen-
Wittgenstein langfristig zu sichern.
„Das Lächeln ist ein Stückweit Lebensqualität“, sagt Landrat Andreas Müller. „Und die
Ausbildung zum Zahnarzt ist lang, anstrengend und teuer. Wir möchten Studierende wie Nico
Strasser auf diesem Weg unterstützen und freuen uns immer wenn Medizinerinnen und
Mediziner eine Heimat in Siegen-Wittgenstein finden.“
Foto (v. l.): Meike Menn, Vorsitzende des Sozialausschusses des Kreises Siegen- Wittgenstein, Landrat Andreas Müller, Carolin Weyel, Nico Strasser und Thiemo Rosenthal.Nico Strasser hat da auch schon konkrete Pläne. Nach seinem Studium – voraussichtlich im
Jahr 2025 – möchte er als Assistenzarzt im südlichen Siegerland arbeiten, wo er als
ehemaliger Zahntechniker auch gut vernetzt sei. Früher oder später möchte Strasser eine
Praxis eröffnen oder übernehmen. Bis dahin ist es noch ein langer, auch kostenintensiver,
Weg. „Allein in diesem Semester musste ich Materialkosten von 1.200 Euro zahlen – und da
wird noch etwas hinzukommen“, sagt der 25-Jährige. „Mithilfe des Stipendiums kann ich mich
ganz aufs Studium konzentrieren.“