Mit forcierter Aus- und Fortbildung gegen Fachkräftemangel

wS/ihk    Siegen/Olpe  – Rund ein Drittel aller Firmen hat derzeit Probleme bei der Besetzung offener Stellen. Knapp ein Viertel gibt den Fachkräftemangel auch als Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung an. Mehr als die Hälfte der Firmen forciert die Aus- und Fortbildungsaktivitäten, um gegenzusteuern. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer aktuellen IHK-Umfrage, an der sich knapp 500 Unternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten.

„Wenn zwei Drittel der Betriebe zurzeit noch keine andauernden Schwierigkeiten bei der Rekrutierung benötigter Fachkräfte haben, kann man zwar noch nicht von einem flächendeckenden Problem sprechen. Die bereits bestehenden Schwierigkeiten werden jedoch wegen der demografischen Entwicklung weiter zunehmen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Daher sei es konsequent, dass die Hälfte der Unternehmen in verstärkter Aus- und Weiterbildung die Hauptantwort auf den Fachkräftemangel sähen. Dass dies keine leeren Absichten seien, lasse sich an den zweistelligen Lehrstellenzuwächsen des zu Ende gehenden Jahres deutlich ablesen. „Diese Zuwächse gingen nahezu ausschließlich auf das Konto der Industrie. Da überrascht es nicht, dass dort der aktuelle Fachkräftebedarf besonders ausgeprägt ist. 39 Prozent der Industrieunternehmen geben derzeit schon Probleme bei der Besetzung von Stellen an“, ergänzt der für Fragen der beruflichen Bildung verantwortliche IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener. In Wittgenstein sagten das knapp die Hälfte (48 Prozent), im Kreis Olpe sogar schon mehr als jeder zweite Industriebetrieb (51,6 Prozent). Im Kreis Siegen-Wittgenstein seien es hingegen „nur“ 32 Prozent. Als Reaktion auf die Fachkräfteengpässe nenne vor allem die Industrie mit Abstand zu allererst „Mehr Ausbildung“ (59,1 Prozent) und „Mehr Weiterbildung“ (50,3 Prozent). Dann folgten die „Ausweitung der Arbeitszeit“ (29,3 Prozent), die „Steigerung der Arbeitgeberattraktivität“ (26,5 Prozent) und die „Beschäftigung Älterer ausweiten“ (24,3 Prozent).

Als weitere Reaktionen auf den Fachkräftemangel wollen mehr als ein Viertel aller Betriebe ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen. Es folgen als Antworten die „Ausweitung der Arbeitszeit“ (25,7 Prozent) und der „Ausbau der Beschäftigung Älterer“ (22,3 Prozent). Nur 16 Prozent der Firmen wollen allerdings künftig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt mit einer gewissen Verwunderung fest: „Dieser Anteil ist gering, wenn man den hohen Stellenwert des Wunsches nach einer größeren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei den Arbeitnehmern betrachtet. Dieser Faktor wird nach unserer Einschätzung künftig bei der Arbeitsplatzwahl immer wichtiger. Firmen, die das beherzigen, können sich im Wettbewerb um Fachkräfte Vorteile verschaffen.“

Gefragt nach den wünschenswerten und verbesserungswürdigen Rahmenbedingungen bezüglich der Fachkräftesicherung nennen mehr als drei Viertel der Unternehmen im IHK-Bezirk mit Abstand eine bessere Qualifikation der Schulabgänger. Mockenhaupt: „Das war das erwartete Ergebnis, das die Befunde früherer Erhebungen bestätigt, die die wesentlichen Defizite bei den jungen Menschen in den Fächern Deutsch und Mathematik verorteten.“ Es folge mit 38 Prozent der Wunsch nach einer wirksameren Vermittlung durch die Arbeitsagentur. Rund ein Fünftel aller Betriebe wünschten sich einen Ausbau der Kinderbetreuung. Die Erleichterung der Einstellung ausländischer Fachkräfte nennen rund zehn Prozent und die Umsetzung der Rente mit 67 Jahren neun Prozent der Firmen.

Offenbar ist es in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe derzeit jedoch unterschiedlich schwer, offene Stellen besetzen zu können, betont IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener: „Im Kreis Siegen-Wittgenstein berichten 29 Prozent aller befragten Betriebe von Stellen, die sie schon seit zwei Monaten nicht besetzen können, im Kreis Olpe sind es 39 Prozent und im Altkreis Wittgenstein sogar 40 Prozent der Firmen.“ Dies sei jedoch nicht überraschend, da die Arbeitslosenquoten im Kreis Olpe und im Altkreis Wittgenstein bereits unter vier Prozent lägen, während sie im Altkreis Siegen noch über der fünf Prozent-Marke rangiere. Interessant sei in diesem Zusammenhang allerdings, dass im Raum Wittgenstein der Ausbau der Kinderbetreuung bereits von einem Drittel der Befragten – nach der besseren Qualifikation der Schulabgänger (63 Prozent!) – als zweite Priorität genannt werde. Hier zeigten sich in der Unternehmenswahrnehmung leichte Unterschiede zwischen beiden Kreisen, aber auch zwischen den „Altkreisen“ Siegen und Wittgenstein.

 
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