Multikulti: ein Haus, sechs Bewohner, fünf Sprachen

wS/uni Siegen – Familie Kroh vermietet Zimmer an internationale Studierende – Verständigung läuft auf Englisch – Der Weg führt steil bergauf. Der Weg jedoch lohnt sich. Von diesem Punkt der Straße Am Hundsborn aus eröffnet sich ein fantastischer Blick über Eiserfeld bis hin zur Siegtalbrücke. Den können Stefan und Petra Kroh jeden Tag von ihrem Balkon aus genießen. Grundsätzlich stünde der Außenbereich mit Siegerländer Panoramablick auch den Mieterinnen und Mietern der Krohs zur Nutzung offen. Die Resonanz ist ein wenig verhalten. Stefan Kroh: „Die haben wenig Zeit, und bislang hatten wir ja fast nur schlechtes Wetter.“ Bei den Mietern handelt es sich um Studierende aus drei Herkunftsländern. Anna Rita kommt aus Kampanien in Italien, Orlando aus Mexiko, Jakob aus Frankreich. Sie alle haben im Haus der Krohs ein zeitweiliges Domizil gefunden. „Zumeist bleiben die Studierenden für ein Semester“, berichtet das Ehepaar, das seit dem vergangenen Jahr bei der Mietersuche mit dem Studentenwerk Siegen und dem International Office der Uni Siegen zusammenarbeitet.

„Wir haben den Aufruf, Wohnraum für Studierende zur Verfügung zu stellen, über die Medien mitbekommen“, berichtet der Schwimmmeister weiter. „Wir wären ja auch froh, wenn unseren Kindern geholfen würde, wenn sie mal im Ausland wären.“ Im Haus Kroh steht reichlich Raum zur Verfügung. „1994 habe ich in Eiserfeld gebaut“, berichtet der gebürtige Niederscheldener. In zweiter Ehe entstand eine Patchwork-Familie mit insgesamt sechs Kindern: „Für die haben wir das Dachgeschoss ausgebaut.“ Bis auf den jüngsten Sohn sind alle flügge. Zimmer, ein Badezimmer mit drei Waschbecken sowie eine Küche standen leer. Stefan Kroh: „Ich bin von Kindheit an gewohnt, dass wir zuhause Austauschschüler hatten.“ So war die Idee geboren, Studierenden ein Dach über dem Kopf zu bieten. Stefan Kroh: „Wir dachten, wir schauen einfach mal. Eiserfeld liegt ja etwas weit vom Schuss.“ Dennoch ist die Nachfrage da, die drei möblierten Zimmer sind zur Vorlesungszeit belegt.

„Ich denke, die Studierenden wissen die Ruhe bei uns zu schätzen“, meint Petra Kroh. 45 Minuten brauche sie mit dem Bus zur Uni, erzählt Anna Rita. Einmal umsteigen inbegriffen. Ihre Mitbewohner haben an diesem Tag Verpflichtungen an der Uni bis in den späteren Abend und sind deshalb nicht anzutreffen. Nur Anna Rita ist daheim. Die Italienerin recherchiert ein paar Monate lang in Siegen für ihre Doktorarbeit. Die dreht sich um das Schicksal ethnischer Minderheiten in Polen während des 2. Weltkriegs. Über die Zimmervermittlung kam die 27-Jährige nach Eiserfeld. Ein Zimmer im Zentrum wäre ihr schon lieber gewesen, räumt sie ein. Aber es gehe auch so. Siegen sei schon völlig anders als ihr „schönes Kampanien“. Dort sei alles alt, habe viel Geschichte, Kunst und Kultur. Ihr sei allerdings bekannt, dass Siegen im 2. Weltkrieg stark zerstört worden sei.

„Mit den Mietern läuft es meistens gut“, resümieren Stefan und Petra Kroh. Die Konversation läuft in der Regel auf Englisch. Stefan Kroh: „Ich bin froh, dass ich mein Schulenglisch ein bisschen auffrischen kann.“ Ansonsten übersetzt der Sohn gelegentlich. „Der fragt bei Jakob auch ab und an wegen Französischhausaufgaben nach.“ Zudem begleitete er den Logisgast aus Mexiko beim ersten Einkauf, um diesem die deutschen Essgepflogenheiten näher zu bringen. Überhaupt hat das Sprichwort „Andere Länder, andere Sitten“ so seine Berechtigung, haben die Vermieter festgestellt. Mülltrennung beispielsweise ist nicht überall Usus. „Wir versuchen, das unseren Mietern beizubringen“, so Petra Kroh. Gut Ding will manchmal aber ein wenig Weile haben.

Im Hochsommer werden die derzeitigen Mieter in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Dann wollen die Krohs beim Studentenwerk und beim International Office wieder „Zimmer frei“ signalisieren. „Die nehmen dann die Daten auf und melden sich, wenn sie jemanden haben.“ Und so ist die Familie gespannt, woher im Herbst die nächsten Mitbewohner kommen.

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