Gustav Hackendahl, alias der „eiserne Gustav“ ist mit seiner Familie uneins.
wS/rile – Siegen – Mit nur einer Droschkenfahrt wurde Gustav Hartmann, der „eiserne Gustav“ 1928 weltberühmt. Zehn Jahre nach Ende des großen Krieges kutschierten er und sein Schimmel Grasmus nach Paris und ganz Deutschland jubelte dem alten Mann zu. Hans Fallada hat dem „eisernen Gustav“ mit seinem gleichnamigen Roma ein literarisches Denkmal gesetzt. Wobei die Fahrt nach Paris nur der Schluss- und Höhepunkt einer deutschen Familiengeschichte ist, die beispielhaft für eine ganze Nation steht.
Gustav Hackendahl, wie der Droschkenkutscher in dem tragikomischen Theaterstück in der Bearbeitung von Peter Lund heißt ist despotisch und königstreu. Kaiser Wilhelm II lässt sich nach der Ermordung des Thronfolgers Oesterreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Gemahlin in Sarajewo in einen Krieg mit den Allierten ein. Das Attentat in der bosnischen Hauptstadt löst die Julikrise aus, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.
Gustav Hackendahl versucht vergeblich, seinen vier Kindern die Kaisertreue und die Anständigkeit einzubleuen. Notfalls auch mit der Peitsche. Doch nach und nach muss er erkennen, dass seine Erziehung nicht fruchtet. Seine Kinder haben Angst vor ihm und geraten aus dieser Angst heraus auf Abwege. Otto, der älteste Sohn hat ihm verschwiegen, dass er mit Trudi Gudde, einer fehlgewachsenen jungen Näherin ein Kind hat. Sein zweitältester Sohn Heinz bestiehlt ihn und ebenso seine geliebte Tochter Eva. Nur sein jüngster Sohn Erich versucht verzweifelt, sich die Gunst des Vaters zu erobern, indem er das Gymnasium besucht. Doch Gustav ist enttäuscht. Selbst als sein ältester Sohn Otto auf dem „Feld der Ehre“ fällt und dessen große Liebe Trudi Gudde mit einem 3-jährigen Kind und einem ungeborenen Kind hinterlässt, bleibt er eisern.
Auch als sein zweiter Sohn nach seiner Militärzeit zu den „Roten“ geht, verstößt er ihn. Und der Schande nicht genug, muss er erfahren, dass sich seine über alles geliebte Tochter Eva in die Hände eines Zuhälters gegeben hat. Nur Erich ist ihm jetzt noch geblieben. Doch dieser ist in seinen Augen noch ein Kind, obwohl der sich längst zum Mann gereift ist.
Seine Frau Elsbeth, deren Namen er längst vergessen hat, weil er sie nur „Mutter“ nennt, hält treu zu ihm in den Notzeiten. Als er jedoch erkennt, dass sich die Zeiten geändert haben, versucht er eine Versöhnung mit seinen Kindern herbeizuführen. Doch die haben längst die Verbindung zum Vater abgebrochen.
Despotisch, linientreu, unerschütterlich in seinen moralischen Ansichten: Ein brillanter und in der Rolle des Droschkenkutschers Gustav Hackendahl überragender und überzeugender Walter Plathe bot am Freitagabend in der Regie von Martin Woelffer, eine hin- und mitreißende Vorstellung im Apollo-Theater, mit einer ebenso überzeugenden Dagmar Biener als seine Ehefrau Elsbeth an seiner Seite. Überhaupt bot das Ensemble der „Komödie und Theater am Kurfürstendamm“ mit Björn Harras als jüngster Sohn Heinz, Magdalena Steinlein als Tochter Eva, Felix Maximilian als zweitgeborener Sohn Erich und Anja Pahl in einer Doppelrolle als Trudi Gudde und Tinette eine begeisternede Gesamtleistung, das Publikum mit anhaltendem Applaus honoriert wurde
Am Ende resigniert der „eiserne Gustav“ und gibt kleinbei. Fotos/Bericht: Rita Lehmann
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