"Schulen sollen nicht zu Lernfabriken werden"

(wS/ne)  Neunkirchen  – Der Versuch, in Neunkirchen eine Sekundarschule zu errichten wird kontrovers diskutiert. Dabei wird von den Eltern der betroffenen Kinder nicht weniger verlangt, als eine richtungsweisende Entscheidung zu treffen. Die Eltern der künftigen Fünftklässler entscheiden alleine über das schulische Schicksal aller nachfolgenden Generationen. Denn die Einführung der Sekundarschule ist eine Entscheidung ohne Wiederkehr. „Was weg ist, ist weg!“ so Björn Landsberger, der sich mit einigen anderen Eltern und dem Fördervereinen der Realschule Herdorf für den Erhalt der bisherigen Schullandschaft hüben wie drüben einsetzt.

„Kinder  zu eigenständigen jungen Menschen erziehen“

„Wir wollen nicht, dass die Schulen zu Lernfabriken werden. Unsere Kinder sollen auch in der Schule zu eigenständigen, gebildeten und kritischen jungen Menschen erzogen werden! Die Pisa-Studie ist ein Konstrukt der OECD. Und diese ist, wie es der Name schon sagt, eine Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit!“ so Tobias Weller von der Elterninitiative weiter. Neben der Kommerzialisierung ihrer Kinder befürchten die Eltern der Initiative, dass die allgemeine Bildung, die nicht ausschließlich den Interessen der Wirtschaft dient, unter den Tisch fällt. Dabei formiert sich genau aus diesen Gründen schon seit längerer Zeit Widerstand von fachkompetenter Seite. Die Elterninitiative verweist hierbei z.B. auf die „Initiative für pädagogische Verantwortung und Freiheit“ von „LehrerNRW – dem Verband für den Sekundarbereich“.

Widerstand des Elternvereins NRW macht sich stark

Auch von der Seite des Elternvereins NRW macht sich Widerstand stark. Die Schüler der Sekundarschulen liegen nach dessen Aussage etwa 2 Jahre hinter dem Wissenstand der „alten“ Realschule. „Das wollen wir so nicht hinnehmen!“, so Sandra Diehl.
Die Entscheidung, ob es in Neunkirchen eine Sekundarschule geben wird, ist noch lange nicht getroffen. Erst, wenn tatsächlich 75 verbindliche Anmeldungen vorliegen, kann die Schule starten. Dann ist aber auch klar, dass es künftig keine Real- oder Hauptschule in Neunkirchen mehr geben wird. Dabei sieht das Schulgesetz NRW die Weiterführung einer Hauptschule (mit z.B. nur einer Klasse) innerhalb einer anderen Schule und ggf. mit zusätzlichen Lehrern vor. Der Schulträger, also die Gemeinde müsste dies aber wollen. Auch in Neunkirchen wurde für diesen Fall bereits ein pädagogisches Konzept entwickelt. Man fragt sich, warum man nun noch eine zusätzliche Schule einführen möchte, wenn es doch einfachere Lösungen gibt. Ein vergleichbares Modell wird z.B. in Hilchenbach angeboten.

Verpflichtender Ganztagsunterricht stört

Björn Landsberger stört insbesondere, dass die Sekundarschule den verpflichtenden Ganztagsunterreicht vorsieht. „Wir möchten unsere Kinder mittags gerne zu Hause haben und uns selbst um die Erziehung kümmern. Ein Ganztagsangebot auf freiwilliger Basis wäre sinnvoller gewesen.“ „Die Sekundarschüler werden eindeutig um Ihre Kindheit betrogen. Freizeit, Spaß und Spiel mit Freunden wird es nicht mehr geben, wenn die Kinder erst spät am Nachmittag nach Hause kommen. Hierunter werden auch die Vereine massiv leiden.“ ergänzt Tobias Weller.
Sollte die Sekundarschule tatsächlich errichtet werden, dürfen wir auch das Schicksal der heutigen Realschulkinder nicht aus den Augen verlieren. Diese werden aller Wahrscheinlichkeit nach in etwa 3 Jahren ganz oder teilweise im Gebäude der heutigen Hauptschule unterrichtet werden müssen, so Tanja von der Heiden-Zöllner. Das wird nach Auffassung der Elterninitiative „Pro-Realschule“ zu Qualitätsverlusten, mindestens im infra-strukturellen Bereich führen.

Initiative bemängelt Informationspolitik

Patric Arns, Vorsitzender des Schulelternbeirats der Realschule Plus in Herdorf stellt in diesem Zusammenhang noch einmal klar, dass die Realschule Plus weiterhin aufnahmebereit ist. Wer dort eingeschult wird, kann seine gesamte Schullaufbahn in Herdorf zur Schule gehen. Hierfür garantiert die zuständige Schulaufsicht ADD in Koblenz. Eine Infoveranstaltung dazu fand ebenfalls im November in Herdorf statt. Außerdem ist die Schulträgerschaft sowieso schon nach Daaden übergegangen.

Die Eltern der Initiative bemängeln die Informationspolitik der Gemeinde Neunkirchen sowie der Stadt Herdorf. „Die Gemeinde Neunkirchen hat zwar ihre Informationspflicht erfüllt, mehr aber auch nicht. Nach meinem Eindruck waren die offiziellen Informationen vielen Eltern zu einseitig.“ so Tobias Weller. „Uns ist es nun wichtig, allen Eltern auch Informationen zugänglich zu machen, die die Sekundarschule in einem anderen Licht beleuchten – und das von Experten, die sich nicht nur Begriffen wie „Demographie“ oder „Haushaltslage“ verpflichtet fühlen.“ so Weller weiter.
Aus diesem Grunde findet am 30. Januar, ab 19.30 Uhr im Haus Toni Weber in Altenseelbach ein Infoabend für alle Interessierten zum Thema Sekundarschule statt. Als Referentin konnte die Elterninitiative Frau Schwarzhoff vom Elternverein NRW gewinnen.

Alle Interessierten sind zu diesem sicherlich interessanten Infoabend herzlich eingeladen.

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