Wie nutzen geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene die Offene Jugendarbeit in NRW und Rheinland-Pfalz? Das hat eine Pilotstudie der Uni Siegen untersucht.
(wS/red) Siegen 07.03.2018 | Jugendliche und junge Erwachsene, die aus Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet sind, wollen in Jugendzentren und anderen Angeboten der Jugendarbeit nicht als „Opfer“ in die Kategorie Flucht eingeordnet werden. Sport machen, Freunde finden und einfach nur Spaß haben – das erhoffen sich die jungen Geflüchteten von Jugendtreffs. Eine Pilotstudie der Uni Siegen unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Coelen hat das herausgefunden. Das Forscherteam interviewte 16- bis 22-jährige Geflüchtete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die Studie ist auf zwei Jahre bis Ende 2018 angelegt und hat zum Ziel, die Lebenswelt der Jugendlichen in ihrer neuen Heimat zu beleuchten. Die Stiftung Ravensburger Verlag fördert die Siegener ErziehungswissenschaftlerInnen im Fachgebiet Jugendbildung, Sozialisations- und Lebenslaufforschung bei ihrer Arbeit.
Wie nutzen Minderjährige und junge Erwachsene mit einer Fluchtgeschichte die Angebote der Offenen Jugendarbeit? Wie nehmen sie diese wahr? Welche Sicht haben (sozial-)pädagogische Fachkräfte auf die Situation der Geflüchteten? Die Forscher versuchen diese zentralen Fragen der Jugendarbeit zu beantworten. Bei der Pilotstudie steht aber nicht die Forschung im Mittelpunkt, sondern die praktische Anwendung der Ergebnisse in der Jugendarbeit.
Die befragten Jugendlichen gaben an, dass eine wichtige Motivation der Kontakt zu Gleichaltrigen ist. Sie möchten Freunde finden, spielen Fußball, Basketball oder Billard, und erhoffen sich Ausflüge und ähnliche Aktivitäten. Viele möchten der Langeweile entkommen, vor allem in ländlichen Wohnorten. Die jungen Menschen helfen sich aber auch gegenseitig beim Lernen. Sie möchten ihre Deutschkenntnisse verbessern und die neue Sprache aktiv nutzen und nicht nur mit Büchern lernen. Diejenigen, die schon ein bisschen besser Deutsch können, helfen dabei den Anderen und übersetzen, wenn es nötig ist. Diese Hilfe wünschen sich viele Jugendliche auch von den BetreuerInnen, wenn es um Behördengänge geht. Schon allein das Angebot dafür sei beruhigend und vorteilhaft.
Die bislang interviewten Jugendlichen wurden teils mehrfach interviewt (qualitative Erhebung), ebenso Fachkräfte der Jugendarbeit (repräsentative Erhebung). Die nächste Phase der Studie befasst sich mit den jungen Geflüchteten, die eine negative Einstellung zu Jugendtreffs haben und die Angebote der Jugendarbeit nicht annehmen. Die Gesamtergebnisse werden Ende des Jahres in einer wissenschaftlichen Abschlusstagung in Frankfurt vorgestellt.
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