(wS/dia) Siegen 11.12.2023 | Ob eine chronische Krankheit, ein Schicksalsschlag oder Süchte – in zahlreichen Selbsthilfegruppen treffen sich Menschen, die Verständnis füreinander haben, sich austauschen und gegenseitig Mut machen. Seit 25 Jahren bringt die Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen Menschen in Selbsthilfegruppen zusammen. Die Selbsthilfe ist ein wichtiger Pfeiler im Gesundheitssystem. Im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein betreut die Selbsthilfekontaktstelle über 130 Gruppen zu ganz unterschiedlichen Themen. Die Nachfrage nimmt stetig zu. Manche Gruppen treffen sich bereits seit mehr als zwanzig Jahren.
Rückblick: Bereits im Sommer 1995 begann die Diakonie mit ersten Planungen, einen Anlaufpunkt für Selbsthilfe-Suchende zu gründen. Ein Jahr später, am 2. Januar 1996, ging dann an der Virchowstraße 13 in Siegen die „Koordinationsstelle für Selbsthilfegruppen am Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus“ an den Start. Gabriele Hermann war Koordinatorin der ersten Stunde und blieb der Selbsthilfekontaktstelle 25 Jahre treu, bevor sie sich 2021 in den
Ruhestand verabschiedete. Zunächst an das Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus angegliedert, legte die Kontaktstelle ihren Schwerpunkt auf körperliche Erkrankungen und versuchte Patienten und klinischem Personal durch gezielte Aufklärungsarbeit Selbsthilfe zugänglich zu machen.
Gemeinsam mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Ev. Kirchenkreises Siegen, die Gesprächsgruppen im psychosozialen Bereich organsierte, bündelte die Diakonie ihre Kompetenzen und Angebote im Bereich der Selbsthilfe und schloss sich ab 1998 der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. an. Organisiert über den Fachverband auf Landesebene betreute die Selbsthilfekontaktstelle fortan für den gesamten Kreis Siegen Wittgenstein Gruppen zu körperlichen, psychischen und sozialen Problematiken. Seit 2015 befindet sich die Selbsthilfekontaktstelle mit Sitz im Sieghütter
Hauptweg 3 in Siegen in Trägerschaft der Diakonie in Südwestfalen.
Silke Sartor und Silke Goldbach helfen als Koordinatorinnen der Selbsthilfekontaktstelle Menschen dabei, eine passende Selbsthilfegruppe zu finden oder unterstützen bei der Gründung neuer Gesprächsgruppen. Komplettiert wird das Team von Verwaltungsfachkraft Christine Kottolinsky. Die Mitarbeiterinnen der Selbsthilfekontaktstelle organisieren überdies regelmäßig Gesamttreffen für Selbsthilfegruppen der Region und sind in Schulen, auf Stadtfesten und Messen unterwegs, um den Selbsthilfe-Gedanken näher zu bringen.
Auch die Vortragsreihe „Siegener Forum Gesundheit“ wird von der Selbsthilfekontaktstelle organisiert. Hier referieren Ärzte regelmäßig zu medizinischen Themen für Patienten und Interessierte im Diakonie Klinikum Jung-Stilling.
In der gemeinschaftlichen Selbsthilfe schließen sich Menschen mit demselben Problem, mit einem gemeinsamen Anliegen oder in einer gleichen Lebenssituation zusammen. Die
Selbsthilfe-Engagierten sind entweder selbst oder mittelbar, beispielsweise als Angehörige, betroffen. Viele nutzen das gemeinsame Erfahrungswissen und holen sich Rat zum Umgang und zur Bewältigung bei Krankheit, Behinderung oder anderen Problemen. Silke Sartor bringt als Sozialarbeiterin viel Einfühlungsvermögen für die Hilfesuchenden mit und ist seit 2016 bei der Selbsthilfekontaktstelle tätig. „Wir beraten die Leute und schätzen ein, ob eine Gesprächsgruppe für die Person geeignet ist. Danach unterstützen wir bei der Neugründung
oder suchen die passende Gruppe aus den über 130 bestehenden Gesprächskreisen aus.“
Der Betroffene ist immer der Experte seines Problems. Silke Sartor und ihre Kolleginnen vermitteln nur zu Gleichgesinnten. „Bei den ersten Treffen sind wir dabei, danach organisieren sich die Gruppen ganz selbstständig“, erklärt Silke Sartor.
Einige Gruppen treffen sich bereits seit vielen Jahren. So zum Beispiel die Selbsthilfegruppe Tinnitus, die sich vor 23 Jahren gegründet hat oder die MS-Selbsthilfegruppe, die es bereits seit 43 Jahren gibt. „Es ist schön zu sehen, wenn sich Betroffene zu solch einer starken Gemeinschaft zusammenschließen“, so Silke Sartor. Die Gruppenthemen sind sehr vielfältig: Adipositas, Alkoholsucht, Angst, ADHS und viele mehr sind in den vergangenen Jahren
entstanden. „Die Selbsthilfe ist ein wichtiger Sockel im Gesundheitssystem und die Nachfrage ist groß“, sagt Silke Goldbach. Sie ist Sozialpädagogin, hat als Sozialberaterin schon zahlreiche Menschen mit körperlichen und psychischen Problematiken betreut und ist seit 2022 Teil des Teams. Chronische Krankheiten sind das zentrale Thema in der Kontaktstelle, aber inzwischen seien auch andere Probleme hinzugekommen, die die Menschen beschäftigen wie zum Beispiel Depression, Burn-out und soziale Ängste. „Die Betroffenen sind oft sehr verzweifelt. Der Gruppenaustausch hilft ihnen, die eigene Krankheit in die Hand zu nehmen und kann beim Gesundungsprozess helfen“, so Silke Goldbach. Die Teilnehmer fühlen sich mit ihren Problemen weniger alleine und sind erleichtert, mit Menschen zu sprechen, die „Experten“ für ihr Leiden sind. Wichtig zu verstehen sei aber, dass die Gruppen kein Ersatz für eine ärztliche oder therapeutische Behandlung sind, sondern nur eine begleitende Hilfe. Auch bei einer Neugründung ist einiges zu beachten: Es müssen ein geeigneter und möglichst günstiger Raum gefunden,
organisatorische Aufgaben aufgeteilt und das neue Angebot beworben werden. Auch während dieser Startphase stehen Silke Sartor, Silke Goldbach und Christine Kottolinsky den Gruppen zur Seite.
Weitere Informationen über die Arbeit der Selbsthilfekontaktstelle unter 0271 5003-131 oder per Mail an selbsthilfe@diakonie-sw.de.
Seit 25 Jahren bringt die Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen
Menschen in Gesprächsgruppen zusammen. (Von links): Silke Goldbach, Christine Kottolinsky
und Silke Sartor koordinieren im Kreis Siegen-Wittgenstein mehr als 130 Selbsthilfe-
Gruppen.
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