Siegen-Wittgenstein: Niedrigstes Armutsrisiko in NRW – Kinderarmut bleibt Herausforderung

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(wS/si) Siegen 20.08.2025 | Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen ist das Risiko, in Armut abzugleiten, so niedrig wie in Siegen-Wittgenstein. Das hat das Statistische Landesamt jetzt mitgeteilt. Landesweit liegt die so genannte „Armutsgefährdungsquote“ bei 17,8 Prozent, in der Region Siegen – zu der auch der Kreis Olpe gehört – nur bei 12,9 Prozent. Damit liegt Siegen-Wittgenstein auf dem Niveau von Bayern – dem Bundesland, das deutschlandweit mit 12,8 Prozent die niedrigste Armutsgefährdungsquote aufweist. Für Landrat Andreas Müller ist das ein weiterer Beleg für die Wirtschaftsstärke unserer Region und die hohe Lebensqualität, die Siegen-Wittgenstein ausmacht. Zugleich sieht er aber auch keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen – insbesondere mit Blick auf Kinderarmut.

Als armutsgefährdet gelten Menschen, die weniger als 60 % des mittleren bedarfsgewichteten Haushaltseinkommens zur Verfügung haben. Im Jahr 2024 galt somit ein Einpersonenhaushalt in Nordrhein-Westfalen mit weniger als 1.290 Euro netto pro Monat als von Armut bedroht.

Insgesamt waren im vergangenen Jahr rund 3,2 Millionen Personen in Nordrhein-Westfalen von relativer Einkommensarmut betroffen. Die höchste Quote wurde mit 22,1 % für Bottrop, Gelsenkirchen und den Kreis Recklinghausen berechnet.

Seniorin sammelt Pfandflaschen – Foto: wirSiegen.de

Von relativer Einkommensarmut sind vor allem Erwerbslose betroffen (48,9 Prozent). Bei Erwerbstätigen ist die Quote mit 8,7 Prozent deutlich geringer.

Aus Sicht des Landrates gibt es viele Gründe, warum das Armutsrisiko in Siegen-Wittgenstein so vergleichsweise niedrig ist: „Mit dem Kreisjugendamt können wir z.B. allen Eltern, die es wünschen, einen Betreuungsplatz für ihre Kinder anbieten – was längst nicht überall der Fall ist. Aber gerade das macht es für viele überhaupt erst möglich, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen“, so Müller: „Auch die Tatsache, dass es bei uns als Teil der Industrieregion Nr.1 in NRW viele Unternehmen aus der Metall- und Elektrobranche gibt, die überdurchschnittlich gut zahlen, spielt sicher eine Rolle“, so der Landrat.

„Die Analyse von IT.NRW macht aber erneut auch etwas sehr deutlich, was mir seit Beginn meiner ersten Amtszeit am Herzen liegt: nämlich wie entscheidend Bildung für die Vermeidung von Armutsrisiken ist“, betont Andreas Müller: Hat die Person mit dem höchsten Einkommen im Haushalt maximal einen Haupt- oder Realschulabschluss, so lag das Armutsrisiko in NRW bei 39,4 %, gegenüber 7,8 % bei einem hohen Bildungsabschluss (z. B. Studium). „Unsere Anstrengungen alle Kinder frühzeitig zu fördern und ihnen von der Kita bis zur Uni ausgezeichnete Lernangebote zu machen, ist also genau der richtige Ansatz, um Armutsrisiken zu vermeiden.“

Allerdings sieht sich der Landrat durch die Zahlen von IT.NRW auch in einer weiteren bedenklichen Erkenntnis bestätigt: Sowohl Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren als auch junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren waren 2024 zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil von relativer Einkommensarmut betroffen. So lebte in Nordrhein-Westfalen knapp jeder vierte Minderjährige in einem einkommensarmen Haushalt (23,3 %). Bei den jungen Erwachsenen traf dies auf 25,1 % zu. Menschen im Alter von 50 bis 64 Jahren waren dagegen mit 13,3 % am seltensten von relativer Einkommensarmut betroffen.

„Wir müssen verhindern, dass Kinder, die in armutsgefährdeten Familien aufwachsen, von vornherein schlechtere Chancen für ihr Leben haben, als Kinder aus finanziell stärkeren Familien“, so Müller: „Deshalb habe ich z.B. zuletzt die Zuständigkeit für Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket vom Kreishaus ins Jobcenter verlagert. Damit können sie jetzt vor Ort in den Niederlassungen in den Städten und Gemeinden beantragt werden. Davon erhoffe ich mir, dass noch mehr berechtigte Eltern, für ihre Kinder Zuschüsse für Schulausflüge, mehrtägige Fahrten, Lernförderung, gemeinschaftliche Mittagsverpflegung oder z.B. Vereinsbeiträge oder die Kosten für Musikkurse beantragen.“

Fazit des Landrates: „Es ist eine wirklich gute Nachricht, dass das Armutsrisiko in Siegen-Wittgenstein so niedrig ist, wie sonst nirgends in NRW. Unabhängig davon bleibt es für mich eine zentrale Aufgabe, möglichst allen Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Und hier müssen wir vor allem Kinder und Jugendliche im Blick haben.“

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