Achterbahn im Abstiegskampf: TuS Ferndorf verspielt Traumlauf in Essen

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(wS/Red) Kreuztal (Essen), 27.12.2025 | Acht Tore Hoffnung, acht Minuten Ernüchterung

TUSEM Essen gegen TuS Ferndorf 34:32 (15:15)

Abstiegskampf auf Messers Schneide, der TuS Ferndorf musste in Essen liefern.

Nun ja, das haben sie dann ja, wovon sich jeder der 2388 Zuschauer, darunter gut 100 TuS-Fans, überzeugen konnte, nicht geschafft.

Es war für Essen der 1. Sieg unter ihrem neuen Trainer und der 3. Sieg überhaupt in dieser Saison.  Der TuS Ferndorf schafft es nicht, die Mannschaft, die die zweitschlechteste Abwehr der Liga hat, zu besiegen, denn Ferndorf verfügt über die viertbeste Abwehr der Liga. Wenn, ja wenn da nicht die teils unterirdischen Offensivleistungen präsentiert würden.

Wie gut hat Ferndorf vor Wochen gegen Bundesligaabsteiger VfL Potsdam gespielt, sie haben sie aus der Stählerwiese gefegt, doch danach lief nichts mehr zusammen. Ferndorf hat in seinen letzten 8 Spielen keinen Sieg mehr eingefahren, Potsdam hingegen hat in seinen letzten 8 Spielen nicht mehr verloren, was ist da los, das alles kann man doch nicht mehr logisch erklären. Ja, der TuS laboriert immer noch mit seinem Lazarett herum und in den letzten Spielen fehlten auch noch Hampus Dahlgren und Julius Meyer-Siebert, gestern hatte Ceven nur 11 Feldspieler zur Verfügung, aber das erklärt diese Leistungsschwäche doch nicht wirklich.

Essen kam gestern ganz gut ins Spiel, 1:0, 2:1, 3:2, es begann eigentlich wie erwartet, doch der TuS hielt mit, denn dazwischen lag auch das 2:2 oder auch das 3:3. Damit nicht genug, Ferndorf wollte alles klar machen, wollte die Vergangenheit wegwischen und machte das richtig gut. 3:5, 6:7. Doch dann war erstmal wieder Schluss, man verrannte sich wieder in unkonzentrierte Aktionen, die zu Fehlwürfen führten und dem Gastgeber wieder in die Karten spielten. Das Resultat daraus war das 8:7, 10:7, 12:9, 14:11 und auch das 15:12, TUSEM hatte mal soeben aus einem 5:7 ein 13:10 gemacht, das kann nicht unser Anspruch sein. Ferndorf spielte Achterbahn-Handball, denn nach dem 15:12 der Gastgeber erwachten Cevens Jungs aus einer Lethargie, das Spiel nahm richtig Fahrt auf und was dann folgte, ließ die TUSEM-Fans nahezu verstummen, ich schreibe es mal halbzeitübergreifend nieder: 15:13, 15:14, 15:15 (Halbzeit), 15:16, 15:17, 15:18, 15:19, 15:20. Der Ferndorfer Gästeblock, angeführt von den Ferndorfer Füchsen geriet ins Beben und es kam so etwas wie Heimspielatmosphäre auf und Essen verstand die Welt nicht mehr. Die Füchse trommelten ohne Unterlass und man genoss das Bad, im Glauben, dass man jetzt auf dem richtigen Weg sei, hatte man doch soeben einen 8:0-Tore-Lauf hingelegt. War man sich, es war die 35. Minute, schon sicher, dass man sich den Gegner schon zurechtgelegt hatte und alles nur noch über die Zeit gebracht werden müsse? Wir wissen es nicht, Kritiker sahen den weiteren Verlauf wohl schon voraus, doch alle anderen hofften jetzt auf die große Wende. Doch die kam nicht, denn nach Team Time Out von Essen verfiel man wieder in den alten Trott und verspielte diesen kampfstarken Auftritt der letzten 8 Minuten, Essen NULL, Ferndorf ACHT Tore. Nicht sofort, aber man merkte von Minute zu Minute, dass wieder etwas unrund lief. Essen machte aus dem 15:20 ein 17:20, aus einem 18:21 ein 21:22 und danach das 23:23. Alles futsch, alles weg, der große Vorsprung weggeschmolzen und dafür hat Essen grad mal 9 Minuten gebraucht. Wir schrieben die 44. Minute, Essen 2, TuS 0 Tore, Ferndorf konnte aber noch antworten, das zwischenzeitliche 23:24 und 25:26 (48. Min.) belegten dies.

Und dazwischen immer wieder Lattenkracher oder danebengeworfene Bälle, diese Leistungsschwankung war nicht zu übersehen. In der 50. Minute dann die erste Führung der Gastgeber in der 2. HZ zum 27:26 und Ceven Klatt hatte sicherlich ein Déjà-vu, das kannte er aus der Vergangenheit, wollte es aber am letzten Hinspieltag nicht schon wieder erleben. Doch Essen war nun heiß, witterte seine Chance und man erzielte das 28:26 und 29:26. Wir befanden uns nun in der 53. Minute und zum Schluss hin fischte Can Adanir den Essenern noch 2 Dinger weg und hielt Ferndorf dadurch in Schlagdistanz. 29:27, 31:29 und auch das 32:31. Es sollte einfach nicht reichen und als Essen das 34:32 erzielt hatte, wurde die Halle zum kreischenden Hallo. Ferndorf verstand die Welt nicht mehr, wie konnte man eine solche Dominanz über die Halbzeit hinweg wieder herschenken. Wenn man sich Cevens Jungs anschaute, oder auch Ceven selbst, sah man das Entsetzen, die Ratlosigkeit und vor allem die Enttäuschung in ihren Gesichtern. Wenn man dann auf Fehlersuche geht, wird man schnell fündig, aber zum warum und wieso hat man keine Erklärung. Gut, dass jetzt erstmal Handballpause ist, jetzt müssen alle mal abschalten, die Hinrunde komplett abhaken oder für sich selber einfach aufarbeiten und dazu drücken wir ihnen die Daumen. Am 13. Januar steigt Ceven wieder ins Training ein und dann erwarten alle eine Leistungssteigerung und mit alle meine ich Trainer, Mannschaft, Fans, Sponsoren und Vereinsführung.

So, hiermit wünscht die wirSiegen-Redaktion allen einen guten Rutsch in ein hoffentlich erfolgreiches 2026 und viel Erfolg im neuen Jahr. Hoffen wir, dass das Team wieder ein Team wird und das im Lazarett das Spinngewebe Einzug hält.

Fazit: Ferndorf verliert auch dieses Spiel, wie schon so viele davor. Die Gründe dafür sind nicht vielfältig, sie offenbaren sich ganz schlicht und einfach in der Offensivleistung, die einer Achterbahn gleicht. Ferndorf hatte wieder 21 Fehlwürfe und 9 technische Fehler. Hideg und Jansen kamen als beste Torschützen auf je 8 Treffer, hatten zusammen allerdings auch 11 Fehlwürfe, das ist ganz einfach zu viel.

32 Auswärtstore sind grundsätzlich ordentlich, aber 34 Gegentore sind es nicht. Da gibt es einige Stellschrauben, an denen Ceven noch drehen muss. Geben wir ihm die Zeit dazu, alles andere wäre kontraproduktiv. Der TuS hat jetzt nur noch 3 Punkte Abstand auf den ersten Abstiegsplatz und hat in der Rückrunde „alle Zeit der Welt“ dies zu korrigieren.

Tor: Can Adanir 12 Paraden, Filip Baranasic

Torschützen: Tom Jansen und Daniel Hideg je 8, Gabriel Viana 4, Julius Fanger 3, Josip Eres 2/2, Marvin Mundus, Mattis Michel und Nico Schnabl je 2, Valentino Duvancic 1

Bericht: Peter Trojak

Grafik: KI

TOM JANSEN auf DYN: Wir spielen in der 1. HZ eigentlich einen guten Ball, setzen uns ein bisschen ab, doch dann kommt Essen wieder zurück und sie gehen in Führung. Dann schaffen wir es vor der Halbzeit nochmal auszugleichen auf 15:15, obwohl Essen, ich glaube mit 4 Toren schon vorne ist. Dann kommen wir super in die 2. HZ, wir führen mit 4 Toren, aber genauso schnell schafft es Essen wieder ranzukommen. Das läuft jetzt leider schon die ganze Saison so, dass wir uns einen Vorsprung erarbeiten und dann doch nach vier, fünf Minuten auf Remis stehen und das tut natürlich weh. Es ist jetzt sehr, sehr wichtig, die Zeit im Januar zu nutzen, nichtdestotrotz haben wir einen guten Kader und hätten das Spiel heute gewinnen müssen.

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