Kreis startet Projekt „MuT“

wS/ksw  –  Kreis Siegen-Wittgenstein  –  18.01.2013  —  Vorbildfrauen geben Schülerinnen Einblicke in naturwissenschaftlich-technische Berufe  —  Eigentlich wollte Alexandra Lang nach dem Realschulabschluss Arzthelferin oder Verkäuferin werden. Doch dann hat ihr ein Bekannter erzählt, dass die Firma Funk Ochs einen Ausbildungsplatz als Informationselektroniker anbietet: Sie hat sich beworben, den Zuschlag bekommen und 2002 die 3 ½ jährige Ausbildung begonnen. In der Berufsschule war sie die einzige Frau in der Klasse. Das hat ihr aber überhaupt nichts ausgemacht – zumal sie dort ihren heutigen Mann kennengelernt hat.

Alexandra Lang – eine Frau in einem typischen Männerberuf. Und weil sie auch anderen junge Frauen und Mädchen für naturwissenschaftlich-technische Berufe begeistern möchte, ist sie jetzt als „Vorbildfrau“ beim Projekt „Mädchen und Technik (MuT) – Vorbildfrauen geben Einblicke in Zukunftsberufe“dabei.

Angestoßen hat das Projekt Martina Böttcher, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Siegen-Wittgenstein. Das Konzept hat auch die Landesregierung überzeugt und so hat sie Fördermittel im Rahmen der Fachkräfteinitiative des Landes bewilligt. Es ist damit das erste Projekt aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein, das im Rahmen dieser Initiative gefördert wird. Vorgestellt wurde es jetzt in den Räumen der Firma Funk Ochs in Kreutzal.

„Das Projekt ‚Vorbildfrauen geben Einblicke in Zukunftsberufe‘ verbindet zwei strategische Ansätze des Kreises in hervorragender Weise“, erläutert Landrat Paul Breuer. Zum einen begegnen wir damit dem drohenden Fachkräftemangel in der Region. Da wir immer weniger werden, müssen wir alle Potenziale aktivieren, die wir hier vor Ort haben. Dazu gehört es auch, Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu begeistern, die sie bisher nicht so im Blick haben“, unterstreicht der Landrat.

Zum anderen verweist Breuer darauf, dass der Kreis Siegen-Wittgenstein Modellregion des Landes beim Übergang von der Schule in den Beruf ist. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hatte sich erst kürzlich bei einem Besuch in Siegen über die Aktivitäten in der Region informiert. „Kernpunkt dieses neuen Übergangsmodells ist es, Schüler schon früher – und zwar ab Klasse 8 – mit der Berufswelt vertraut zu machen. Auch hier setzt ‚MuT‘ an. Denn es richtet sich an Schülerinnen von achten Jahrgangsstufen“, so der Landrat.

Das Projekt besteht aus einem Praxis- und einem Theorieteil. „Im Rahmen von Praktika schauen die Schülerinnen ihren Vorbildfrauen vor Ort im Betrieb im wahrsten Sinne des Wortes über die Schulter“, erläutert Martina Böttcher. Dabei lernen sie nicht nur den Beruf der Vorbildfrauen kennen, sondern erhalten auch einen Einblick in das Unternehmen. Auch ein Besuch im Berufskolleg Technik gehört zum Praxisteil dazu.

„Im Theorieteil geht es um allgemeine Fragen, z. B. zur Berufs- und Lebensplanung von Mädchen und Jungen, zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Berufswahl, um auch längerfristige Auswirkungen der Berufswahl, um Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten in den verschiedenen Berufssparten“, so Böttcher. Lehrer des Berufskollegs Technik werden die technischen Bildungsgänge des Berufskollegs in den Schul-Arbeitsgruppen vorstellen.

Als Kooperationspartner hat Martina Böttcher den Verband der Siegerländer Metallindustriellen, die Gewerkschaften IG Metall und ver.di, die Sparkassen im Kreis Siegen-Wittgenstein, die Stadt Siegen und das Berufskolleg Technik gewonnen. Auch Unternehmen aus dem ganzen Kreisgebiet haben ihre Unterstützung zugesagt. Über den Projektzeitraum von zwei Jahren können insgesamt 20 Schulen der verschiedensten Schulformen am Projekt teilnehmen, pro Schule mit bis zu 15 Schülerinnen. „Obwohl wir für die erste Durchführungsphase, die mit dem Schulhalbjahr im Februar 2013 beginnt, schon einige interessierte Schulen gefunden haben, die das Projektangebot gerne wahrnehmen und über 40 Vorbildfrauen aus den unterschiedlichsten Branchen und Unternehmen schon zugesagt haben, das Projekt aktiv zu unterstützen, sind uns weitere Interessierte herzlich willkommen. Insbesondere bei der Suche nach Vorbildfrauen müssen wir einige Überzeugungsarbeit leisten,“ erläutert Martina Böttcher, die gerne für Auskünfte zu Verfügung steht (0271 333-2212). „Dabei sind uns die Werkzeugmechanikerin oder Elektronikerin genauso willkommen wie die Maschinenbauingenieurin oder Informatikerin“.

Alexandra Lang ist eine der Vorbildfrauen, die den Schülerinnen einen Einblick in ihren Beruf geben wird. Für sie ist es längst selbstverständlich, sich in einer Männerdomäne zu behaupten – und Karriere zu machen. Jetzt steht sie kurz vor Abschluss des nächsten Schritts: in wenigen Wochen wird sie die Meisterschule beenden.

Vorbildfrau Alexandra Jung (vorne) wird Schülerinnen Einblick in den Beruf der Informationselektronikerin geben. Landrat Paul Breuer (l.) und Martina Böttcher, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, stellten das Projekt „MuT“ – Mädchen und Technik – jetzt vor. Mit dabei Alexandra Jungs Chef Michael Ochs, Inhaber von Funk Ochs in Kreuztal.

Informationselektroniker Alexandra Jung gibt als Vorbildfrau Schülerinnen Einblick in ihren Beruf.

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