Verrücktes 4:4 – bunt wie der Kölner Karneval

SFSviktoria01

(wS/jk) Köln/Siegen – Acht Tore und ein verrücktes Fußballspiel bekamen die 1.080 Zuschauer im Kölner Sportpark Höhenberg zu sehen. Mit einem 4:4 (0:2)-Unentschieden, das vor allem in der letzten Viertelstunde ein „heißer Tanz“ war, trennten sich die beiden Regionalligisten Viktoria Köln und die Sportfreunde Siegen. Ob man sich über das Ergebnis letzlich nun freuen oder ärgern soll, darüber rätselten beide Trainer nach dem Schlusspfiff.

Denn die Siegener verspielten eine Drei-Tore-Führung und wären beinahe noch als Verlierer vom Platz gegangen. Das Kölner Team von der „Schäl Sick“ hatte Moral bewiesen, den Rückstand binnen nur zehn Minuten egalisiert und war schließlich sogar noch auf die Siegerstraße eingebogen. Doch die Sportfreunde-Elf hatte zwar den Vorsprung, nicht aber ihr Selbstvertrauen verloren – und so war die Freude der „Viktorianer“ über den vermeintlichen Siegtreffer nur von kurzer Dauer.

Torschütze Patrick Koronkiewicz (li.) im Duell mit Viktorias Gaetano Manno. Fotos: Jürgen Kirsch

Torschütze Patrick Koronkiewicz (li.) im Duell mit Viktorias Gaetano Manno. Fotos: Jürgen Kirsch

Auf dem Rasen des Sportparks in Höhenberg ging vor allem in der zweiten Halbzeit so bunt zu, wie bald im Kölner Karneval. „Eine spektakuläre Partie“, befand auch Siegens Matthias Hagner, dessen Nervenkostüm erstmals in seiner noch kurzen Zeit als Cheftrainer auf die Probe gestellt wurde. „Das war schon anstrengend. Als Trainer fiebert und leidet man mit“, beschrieb der Ex-Profi das Auf und Ab der Gefühle.

Ein solches Spiel hätte mehr Zuschauer verdient gehabt, so Hagner. „Wir wollen heute den Sieg“, skandierten die rund 500 Anhänger, die mit mehreren Bussen nach Köln gereist waren. Ihr Wunsch schien in Erfüllung zu gehen. Denn wie schon in der Vergangenheit, als Siegen bei der Viktoria vor knapp zwei Jahren den Aufstieg in die Regionalliga perfekt machte und in der vergangenen Spielzeit an dieser Stätte einen 5:2-Triumph feiern konnte, zeichnete sich ein Auswärtssieg der Sportfreunde-Truppe im Rheinland ab.

Auf und Ab der Gefühle

Nach 28 Minuten hatte Patrick Koronkiewicz den Siegener Anhang zum ersten Mal jubeln lassen. Nach einem feinen Zuspiel von Alexander Hettich, der mit dem „Zuckerpass“ die Viktoria-Abwehr eiskalt erwischte, konnte der Rechtsverteidiger aus kurzer Distanz das 1:0 markieren. Doch die Kicker von der rechtrheinischen Seite von Köln steckten nicht auf. Sascha Eichmeier, der eine Vergangenheit bei der Viktoria hat, musste nach einem Eckball auf der Linie klären (40.).

Die Mannschaften betreten den Rasen. Im Sportpark Höhenberg sorgten sie für eine verrückte Partie.

Die Mannschaften betreten den Rasen. Im Sportpark Höhenberg sorgten sie für eine verrückte Partie.

Per Fernschuss aus gut 30 Metern erhöhte Kapitän Mark Zeh, der ebenfalls schon einmal das Dress der Kölner getragen hat, zum moralisch güngstigen Zeitpunkt unmittelbar vor dem Pausenpfiff den Spielstand. Wieder waren die Siegener effektiv und führten verdient. Vor den Augen von Ex-Trainer Michael Boris schien für die Krönchenstädter alles nach Plan zu laufen.

Es kam sogar noch besser: Per Foulelfmeter ließ Hettich nach dem Seitenwechsel den dritten Treffer folgen (50.). Markus Brzenska hatte Torschütze Koronkiewicz gelegt. „Dann hatten wir hinter das Spiel schon einen Haken gemacht“, analysierte Matthias Hagner. Zu früh. Denn Viktoria Köln blieb trotz des nun klaren Rückstands stets auf Augenhöhe.

Siegen verspielt klare Führung

Niemals aufgeben, so dürfte das Motto der Elf von Claus-Dieter „Pele“ Wollitz in dieser Phase gelautet haben. „Den Ausgleich haben wir dann erzwungen“, meinte der Viktoria-Coach. Es ging plötzlich Schlag auf Schlag: Nach einer Ecke von Mike Wunderlich köpft Silvio Pagano ein (67.), dann spielt Wunderlich den Ball quer in den Strafraum und am langen Pfosten steht Fatih Candan bereit.

Der Kölner Stürmer hat keine Mühe den Anschlusstreffer zu erzielen (70.) und die Hausherren sind zurück im Spiel. Siegen geriet unter Druck. Bei dem folgenden Schlagabtausch läuft die Hagner-Elf zunehmend Gefahr, die Heimreise mit leeren Händen antreten zu müssen. In der 77. Minute schießt Lukas Nottbeck den 3:3-Ausgleich und Köln-Höhenberg steht auf dem Kopf. Wieder ging ein Eckball voraus. „Wir haben zu viele Standards zugelassen“, so Hagner. Momentan sind die Siegener gerade bei ruhenden Bällen anfällig.

Konstantin Möllering auf dem Weg in Richtung Kölner Tor. Insgesamt bekamen die Zuschauer acht Treffer zu sehen.

Konstantin Möllering auf dem Weg in Richtung Kölner Tor.

Es folgte der nächste Tiefschlag für die Gäste aus dem Siegerland. Schiedsrichter Sören Storks gab Elfmeter für die Gastgeber. Zouhair Bouadoud soll einen Wunderlich-Schuss regelwidrig mit der Hand abgewehrt haben. Der Viktoria-Kapitän trat selbst an und versenkte die Kugel (81.) im Netz.

Während sich die Kölner aber noch über ihren „vierten Streich“ freuten, gab Bouadoud auf der Gegenseite die passende Antwort. Postwendend erzielte er das 4:4 (82.). Alles wieder offen. Mit dem Remis gab sich keine der beiden Mannschaften zufrieden. Somit waren in den letzten Zügen der Partie noch einige Torchancen hüben wie drüben zu verzeichnen.

Emotionen kochten hoch

Der eingewechselte Mirco Born zielte nur knapp an dem Siegener Kasten vorbei und sein Teamkollege Sebastian Spinrath scheiterte per Freistoß kurz vor dem Sechzehner an dem gut parierenden Sportfreunde-Keeper Kevin Rauhut. Sein Pendant auf der Kölner Seite, Michael Vogel, kratzte noch einen Zeh-Kopfball von der Linie.

Damit blieb es bei der Punkteteilung. Doch die Emotionen kochten weiter hoch. Bei der Pressekonferenz echauffierte sich „Pele“ Wollitz über die Art des Jubels der Siegener Spieler nach dem Treffer zum 3:0 und sprach von einer „Respektlosigkeit gegenüber einem Gegner, der schon am Boden liegt.“ Der Viktoria-Coach weiter: „Ich finde das abartig.“ Doch Matthias Hagner nahm seine Jungs prompt in Schutz: „Die Mannschaft ist charakterlich einwandfrei. Auf sie lasse ich nichts kommen“, sagte er.

Viktoria Köln – Sportfreunde Siegen 4:4 (0:2).

Siegen: Rauhut – Koronkiewicz, Weber, Tipuric, Eichmeier – Zeh, Grebe – Glowacz (65., Bouadoud), Möllering, Dej (46., Maouel) – Hettich. – Tore: 0:1 Koronkiewicz (28.), 0:2 Zeh (45.), 0:3 Hettich (50., Foulelfmeter), 1:3 Pagano (67.), 2:3 Candan (70.), 3:3 Nottbeck (77.), 4:3 Wunderlich (81., Handelfmeter), 4:4 Bouadoud (82.). – Schiedsrichter: Sören Storks (Velen). – Zuschauer: 1080.

Bericht: Jürgen Kirsch

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