wS/ots Siegen | – Ein unglaublich dreistes (weibliches)
Trickdieb-Pärchen erbeutete am 02.06.2014 in Siegen von einer
79-jährigen deutsch-russischen Seniorin Geld und Schmuck im
Gesamtwert von rund 15 000 Euro. Angeblich – so die Masche der
hinterhältigen Diebinnen – sei das ersparte Geld der Seniorin verhext
und habe sie krank gemacht. Das vermeintlich verwunschene Geld hielt
die beiden noch unbekannten Frauen natürlich nicht davon ab, das
sauer Ersparte der Seniorin anschließend in die eigene Tasche zu
stecken und damit unerkannt zu entkommen. Das für Betrugsdelikte
zuständige Siegener Kriminalkommissariat 2 ermittelt nun in der Sache
und warnt insbesondere ältere deutsch-russische Mitbürgerinnen und
Mitbürger vor dieser neuen Masche.
Die 79-Jährige hatte am Montagnachmittag in einem russischen
Geschäft in Siegen für ihren Sohn eingekauft. Nachdem sie den Laden
wieder verlassen hatte, wurde sie von einer etwa 50-jährigen Frau mit
stämmiger Figur angesprochen und vollkommen unvermittelt mit der
(„medizinischen“) „Diagnose“ konfrontiert, sie (= die 79-Jährige)
habe bestimmt hohen Zucker. Da dieser Umstand tatsächlich zutraf,
vernahm die Seniorin weiter gespannt zur Kenntnis, dass die
Unbekannte sich selbst als Heilkundige vorstellte, die ihr helfen
könne. Die weitere „medizinische Krankheitsbestimmung“ wurde dann
durch die Heilerin noch derart ergänzt, dass sie gegenüber der
79-Jährige erklärte, sie (=die Seniorin) sei mit Bestimmtheit von
irgendjemandem verhext worden sei, der ihr böse wolle. Im weiteren
Verlauf gesellte sich noch eine weitere, etwa 30-jährige unbekannte
Frau hinzu, gegenüber der die Heilerin zunächst abweisend erklärte,
sie sei doch erst später (offenbar mit der Behandlung) dran, jetzt
müsse sie sich zunächst einmal um die 79-Jährige kümmern. Da ein
guter „Heilkundiger“ natürlich nicht nur eine treffsichere Diagnose
zu stellen weiß, sondern auch gleich das entsprechende Therapiemittel
parat hat, fabulierte man der Seniorin etwas Wundersames von einem
Ei, einem Handtuch und einer Flasche Wasser vor. Und da sich diese
„Therapie“ natürlich nur erfolgreich in der Wohnung der 79-Jährigen
praktizieren lasse, wurde die ältere Dame – um den auf ihr lastenden
bösen Fluch endlich los zu werden – dazu gedrängt, zusammen mit den
beiden unbekannten Frauen nach Hause zu fahren. In der Wohnung der
Siegenerin angekommen, offenbarte die „Heilkundige“ der mittlerweile
wie hypnotisiert wirkenden 79-Jährigen, es sei ihr Geld, welches
sie verhext und krank gemacht mache habe. Die 79-Jährige holte dann
das gesamte Geld, das sie über lange Jahre – noch nicht einmal für
sich selbst, sondern für ihre allernächsten, liebsten Verwandten –
gespart hatte, aus seinen Verstecken in der Wohnung hervor. Zusammen
mit ihrem sämtlichen Schmuck breitete sie die Sachen auf ihrem
Küchentisch den beiden unbekannten Damen zur Anschauung aus. Die
Stämmige wickelte das Geld und die sonstigen Kostbarkeiten – darunter
mehrere Goldringe mit Rubinen, Brillianten und einem Smaragd besetzt
– zusammen in ein Handtuch und verschnürte dieses fest mit einem
Faden. Da ein wirklich böser Fluch natürlich nicht so schnell und
schon gar nicht ohne eine Art Weihwasser aus der Welt zu schaffen
ist, wurde die 79-Jährige nun auch noch aufgefordert, eine Flasche
mit mehreren Esslöffeln Wasser zu füllen. Die 30-Jährige schwärmte
der Siegenerin zwischenzeitlich immer wieder vor, wie gut doch die
Therapie bei ihr wirke. Und zum deutlichen Beweis der
Therapiewirksamkeit zog sie aus ihrem Dekollete ein vergleichbares
Bündel mit einer augenscheinlich großen Summe Bargeld hervor. Die
heuchlerische Stämmige fragte dann nach dem Badezimmer der älteren
Dame, um dort (angeblich) in Ruhe beten zu können. Im Nachhinein – so
vermutet die betrogene 79-Jährige – war dies nur ein Vorwand, dass
die „Heilerin“ dort ungestört ein zweites Päckchen schnüren konnte,
um dieses später in einem günstigen Augenblick unbemerkt gegen das
der Seniorin austauschen zu können. Denn als die „Betende“ nun zurück
kam, so drehten sie und ihre verlogene Kumpanin mehrfach Kreise um
ihr Opfer herum, berührten dieses auch mehrfach – und tauschten dabei
wohl geschickt die geschnürten Pakete gegeneinander aus. Alsdann trug
man der Siegenerin auf, ihr Päckchen für zwei Wochen ungeöffnet unter
ihr Kopfkissen zu legen – sodann sei sie geheilt und der Fluch
gebannt. Die 79-Jährige tat wie ihr befohlen – und die beiden
Unbekannten verabschiedeten sich. Als die Siegenerin etwas später
doch irgendwie Verdacht schöpfte und vorsichtshalber nachsah, was
denn in dem Päckchen tatsächlich drin war, so entdeckte sie darin nur
zusammengefaltete Lotterielose.
Das Kriminalkommissariat fahndet jetzt nach den hinterhältigen
Frauen, die wie folgt beschrieben werden:
Die stämmige „Heilkundlerin“: 1.60-1.65 Meter groß, ca. 50 Jahre,
stämmige Statur mit deutlichem Bauchansatz, weiße Hose, T-Shirt mit
glänzendem Aufdruck, weißes Stoffjäckchen / dünner Blazer,
dunkelblondes Haar, sprach bei Tatausführung russisch. Ihre
Mittäterin: etwa 30 Jahre, normale Statur, helle / beige Kleidung,
blondes Haar, hinten zusammengesteckt, sprach ebenfalls russisch.
Die Haupttäterin, sprich die angebliche Heilerin, fuhr zusammen
mit der 79-Jährigen um 16.17 Uhr mit einem Bus der Linie 100 von der
Haltestelle Siegen P+R Siegerlandhalle zu der Wohnung der
79-Jährigen. An der Haltestelle Siegen Siegboot stiegen die beiden
Frauen dann wieder zusammen aus dem Bus aus. Die Mittäterin fuhr
indessen vermutlich mit einem noch unbekannten PKW zu der Wohnung der
79-Jährigen. Beide Umstände sind für das Siegener
Kriminalkommissariat jedoch von besonderer Bedeutung, da aufmerksame
Zeugen die beiden Diebinnen hierbei beobachtet haben könnten.
Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizei unter 0271-7099-0 entgegen.
Außerdem warnt die Polizei vor der geschilderten Masche und rät
insbesondere älteren deutsch-russischen Mitbürgern zu entsprechender
Vorsicht.