(wS/si) Siegen 01.11.2025 | Mit einer feierlichen Gedenkstunde erinnerte die Stadt Siegen jetzt (30. Oktober 2025) an den 150. Todestag des Sozialreformers und Menschenfreundes Leonhard Gläser: „Leonhard Gläser setzte sich mit dem Vermächtnis, der Stadt Siegen vor über 150 Jahren das Eintracht-Gelände zu überlassen, schon zu Lebzeiten ein Denkmal“, eröffnete Bürgermeister Mues die Gedenkstunde. Diese fand passenderweise in der Siegerlandhalle statt, die ab 1959 auf dem ehemaligen Eintracht-Gelände errichtet worden ist und deren zweitgrößter Saal auch heute noch den Namen „Leonhard-Gläser-Saal“ trägt.
Den anschließenden Festvortrag „Moralische Instanz und mutiger Sozialreformer: Leben und
Werk des Leonhard Gläser (1797 bis 1875)“ hielt mit Christian Brachthäuser ein Mitarbeiter
des Stadtarchivs, der sich auch als engagierter Regionalhistoriker einen Namen gemacht hat.
Als Gründer des Vereins „Eintracht“ und Mitbegründer der Sparkasse Siegen gehörte Gläser
zu den bedeutendsten und sozialwohltätigsten Persönlichkeiten der Stadt Siegen des 19.
Jahrhunderts. „Im Zeichen der fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung Siegens
hatte Gläser versucht, soziale Barrieren abzubauen und ein verbindendes Element aller
Menschen – das Streben nach Frieden, Anerkennung, Wohlstand, Gesundheit und
Gerechtigkeit – zu fördern“, sagte Brachthäuser.
Der Experte schlug in seinem Vortrag auch den Bogen zur aktuellen Zeit. Gläser sei als
Vorbild zu betrachten, er habe in jedem Menschen das Gute gesehen und sich trotz
körperlicher Einschränkungen (Gehbehinderung, Schwerhörigkeit, Stottern) immer dafür
eingesetzt, die Gemeinschaft zu stärken, um der gesellschaftlichen Spaltung
entgegenzuwirken. So erwarb der wohlhabende, als „spleenig“ bezeichnete Idealist
beispielsweise eigens ein Grundstück (dort, wo sich heute der Parkplatz der Siegerlandhalle
befindet), um dort ein Fest für alle Siegener Bürgerinnen und Bürger zu veranstalten – der
Stadtmagistrat hatte seinen Plänen skeptisch, ja sogar ablehnend, gegenübergestanden.
„Unter dem allgegenwärtigen Eindruck von Kriegen, Krisen und Konflikten sollten wir uns immer wieder aufs Neue ins Bewusstsein rufen, wie fragil, aber auch wie kostbar das
Erbe ist, das uns zumindest hier in Siegen jener vor 150 Jahren verstorbene ‚achtbare Herr‘ hinterlassen hat“, appellierte Christian Brachthäuser am Ende seines Vortrags.
Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von Alexander Yin und Mikhail Golod, beide
Schüler der Fritz-Busch-Musikschule der Stadt Siegen, die für ihre Darbietungen am Klavier
viel Applaus erhielten. Zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls, ganz im Sinne Gläsers, waren die Gäste im Anschluss zum Verweilen und zum regen Austausch eingeladen, Erfrischungen zu sich zu nehmen und (dabei) eine eigens für den Anlass konzipierte kleine Ausstellung zu besuchen.

Bürgermeister Mues eröffnet die Feierstunde zum 150. Todestag von Leonhard Gläser.
Foto: Stadt Siegen










