Elbflorenz im TuS-Ferndorf-Fieber: Punkt geklaut, Stolz gewonnen!

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(wS/Red) Kreuztal 09.11.2025 | Ceven-Klatt-Masterclass: Ein Punkt, der wie ein Sieg schmeckt

HC Elbflorenz gegen TuS Ferndorf: 33:33 (14:15)

Auszug aus unserem Vorbericht vom Donnerstag:
„Die Offensive ist unser Knackpunkt. Mag sein, aber was bleibt, ist unsere Abwehr und die ist ein Bollwerk, das selbst bei der Spitze der Liga Erstaunen auslöst.“

Das müssen wir jetzt nach dem Spiel korrigieren, denn die Offensivleistung sollte an diesem Tag eine bessere sein. Nach einem Remis schon im letzten Jahr kann man resümieren, dass die Elbestädter ein gutes Pflaster für die Ferndorfer sind. Die Abwehrleistungen des HC sind aber auch nicht gerade die besten. Bis auf das Spiel zu Saisonbeginn schenkten all ihre Gegner ihnen, ob auswärts oder zu Hause, mehr als 30 Tore ein. Da knüpfte der TuS mit seinen 33 dann ja nahtlos an.

Kuriosum an dieser Stelle, oder nennen wir es ruhig Déjà-vu: Beim Spielstand von 33:33 hatte der TuS in der 60. Minute noch die Chance zum Sieg, doch Julius Meyer-Siebert hatte Pech mit seinem Wurf, denn Mallwitz konnte den Ball abwehren. Und was war bei dem Remis in der letzten Saison in Dresden? Da hatte Janko Kevic mit einem Siebenmeter noch die Siegchance, doch er verwarf, und es blieb auch beim Remis.

TuS Ferndorf wie Phönix aus der Asche!

Nach zuletzt sieben Siegen in Folge mussten die Elbeschiffer aus Dresden Federn lassen, denn der TuS Ferndorf klaute ihnen einen nie für möglich gehaltenen Punkt. Der HC-Elbflorenz wird am heutigen Tag noch grübeln, wie ihnen dieses sicher geglaubte Ding noch entgleiten konnte. Wir schrieben auch im Vorbericht vom „Trockenlegen der Elbe“, das ist zwar nicht passiert, aber der Pegelstand ist bedrohlich gesunken. Eine starke Mannschaft wie der HC-Elbflorenz, zudem Tabellenvierter der Liga, lässt sich von den Ferndorfern ein ums andere Mal in die Enge treiben, und das vorwiegend in der zweiten Halbzeit.

Der HC begann mit einem Fehlwurf, erzielte aber dann das 1:0. Ferndorf zog auch mit einem Fehlwurf und zwei technischen Fehlern nach, und es stand 2:0. Man konnte aber schon früh erkennen, dass sich hier zwei gute Abwehrreihen gegenüberstanden. Trotzdem bekamen die Gastgeber schon jetzt die aggressive TuS-Abwehr zu spüren, und so verwundert es auch nicht, dass es in der 11. Minute durch einen heute sehr stark spielenden Valentino Duvancic 2:5 hieß. In der 14. Minute holte sich Ferndorf eine Zeitstrafe ab, aber es sollte die einzige für den TuS im ganzen Spiel sein.

Sebastian Greß, der Kapitän der Elbflorenzer, war nach dem Spiel bei DYN stocksauer. Musste er doch mit ansehen, wie sein Schiff fast unterging. Doch unbeteiligt daran war er nicht. Er kam zwar auf gute sieben Treffer gegen Ferndorf, dazu gesellten sich aber auch fünf Fehlwürfe. Es war ein kampfbetontes und sehr emotional geführtes Spiel, das von zwei guten Schiedsrichtern geleitet wurde. Sie pfiffen das Spiel nicht kaputt, blieben weitgehend im Hintergrund. So erklärt es sich auch, dass jedes Team gerade mal je 1 Zeitstrafe erhielt.

Es blieb in dieser ersten Halbzeit bei einem Schlagabtausch. Wir sahen eine starke Abwehr des TuS, allen voran auch den wieder stark zurückgekommenen Can Adanir im Kasten. Er belohnte sich selbst mit tollen zehn Paraden, das war für 30 Minuten eine Quote von sagenhaften 42 Prozent. Chapeau!

Diese Jungs haben’s einfach drauf! Punktgewinn mit Statement-Charakter!

Valentino Duvancic spielte heute ganz stark in der Abwehr, es machte den Jungs sichtlich Spaß, die Gastgeber ein wenig zu ärgern. Nach der 21. Minute, beim Stand von 11:10, es war die erste Dresden-Führung der letzten 16 Minuten, nahm Dresden den Torwart raus und stand mit sieben Spielern auf dem Feld. Ceven Klatt buzzerte umgehend, weil er mit seinen Jungs die geänderte Situation besprechen wollte. Unter anderem verlangte er mehr Tempo im Spiel. Es wirkte nicht sofort, doch nach einem technischen Fehler traf Can Adanir in den leeren Elbe-Kasten. Ceven bekam das Spiel langsam wieder in den Griff, und nach Cans Tor gab es einen Dreierpack vom ebenfalls starken Tom Jansen. In der 26. Minute stand es 12:14, alles im grünen Bereich. Team-Time-out bei Dresden, man behielt das Sieben gegen Sechs bei. Can produzierte einen technischen Fehler, der TuS nun mit sieben Feldspielern, und man trennte sich mit einem 14:15. Tom Jansen hatte noch die Chance auf ein 14:16, doch der Ball befand sich noch in der Luft, als die Sirene zum Pausentee ertönte. Trotz einiger Fehler schaffte es der TuS, die Tormaschinerie von Dresden einzubremsen.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Fehlwurf von Tom Jansen, doch Daniel Hideg schaffte es trotzdem, das 14:16 zu erzielen. Es dauerte nur wenige Minuten, und es stand 18:17. Der TuS geriet aus der Spur, Fehler durch unkonzentrierte Aktionen, und in der 38. Minute hieß es 20:18. Doch bevor alles aus dem Ruder lief, buzzerte Ceven Klatt zur Auszeit (37:55 Min.). Nun standen Julius Meyer-Siebert, Tom Jansen und Julius Fanger im Rückraum. Ein weiterer technischer Fehler bescherte den Gastgebern das 21:18, doch es sollte noch schlimmer kommen. Julius Fanger verkürzte auf 21:19, und auf einmal waren keine Pfeile mehr im TuS-Köcher. Jetzt kam die Zeit der Fehlwürfe: 22:19, 23:19, 24:19, 25:19 und 26:19, Dresden mit sieben Toren in Front. Wir schrieben schon die 45. Minute, na das kann ja was werden.

Dachten alle, aber garantiert ALLE. Niemand hätte gedacht, dass Ferndorf das Blatt noch wenden könnte, Ceven sicher auch nicht. Doch was machte der schlaue Fuchs? Er ersetzte Can Adanir, der in der zweiten Halbzeit bis dahin nur drei Paraden hatte, durch Neuzugang Filip Baranasic. Und wie der drauf ist, haben wir ja schon erleben dürfen. Über 2000 Ferndorfer und Dresdner Fans waren überrascht, wie Ceven die Mannschaft auf links drehte und Filip im TuS-Kasten zur Höchstform auflief. Mensch, war der Junge gut! Er wehrte auch direkt den ersten Wurf ab, oder um es vorwegzunehmen: Von 14 Wurfversuchen bis zur Schlusssirene wehrte er sieben ab, das sind rekordverdächtige 50 Prozent, die Freude darüber war ihm ins Gesicht gemeißelt.

Von der Elbe in Ekstase, Ferndorf feiert magische Schlussminuten!

Was nun folgte, war eine kleine Machtdemonstration der Siegerländer, die die mitgereisten TuS-Fans von den Sitzen riss. Das war nun eine eingeschworene Gemeinschaft, die Handball vom Feinsten ablieferte. Vergessen waren die fehlerhaften 15 Minuten der zweiten Halbzeit. Jetzt hagelte es Ferndorf-Power im Mehrfachpack.

Aus dem 26:19 zauberten Cevens Jungs das 26:21, aus dem 29:22 das 29:24, gefolgt vom 30:24 zum 30:27. Die Luft für Dresden wurde immer dünner, und die Spieler des HCE immer nervöser. Vielleicht kam es jetzt darauf an, wer die besseren Kräfte hatte. Dresden hatte im Pokalspiel Kräfte gelassen, die ihnen jetzt vielleicht fehlten. Ganz sicher war es so, denn die Tormaschine aus dem Dorf Ferndorf kannte keine Gnade. Zum Entsetzen der Elbe-Fans und unter Jubelrufen der TuS-Fans schaffte man es noch, innerhalb von drei Minuten aus einem 33:31 ein 33:33 zu machen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Aus einem 26:19 in der 45. Minute und einem 29:22 in der 49. Minute machte Ferndorf ein unfassbares 33:33. Also Dresden von der 49. bis 60. Minute vier Tore, Ferndorf sensationelle elf Tore. Punkt, Schluss, Aus. Ferndorf klaut den Elbflorenzern einen Punkt und hatte ja, wie oben schon geschrieben, noch das Siegtor in greifbarer Nähe.

Ferndorf mit Herz, Leidenschaft und 11 Toren in 11 Minuten!

Ob es jetzt verdient gewesen wäre oder nicht, Ferndorf ist auf dem Vormarsch. Und wenn sich das Lazarett mal lichtet (Stock und Schnabl saßen ja schon auf der Bank), dann kann Ceven mal vernünftig planen. Wir drücken ihnen die Daumen und freuen uns aufs nächste Heimspiel. Das findet am Freitag, den 14.11., um 19:00 Uhr statt. Gegner ist dann der VfL Lübeck-Schwartau.

Fazit:
Die Meyers, Jansens, Hidegs, Adanirs, Baranasics, Dahlgrens und Co. raubten dem Gastgeber den letzten Nerv und holten ein verdientes Remis. Damit befindet sich Ferndorf nun auf Tabellenplatz 11. Zum ersten Abstiegsplatz sind es nun vier Punkte, und wir glauben nicht, dass Ferndorf in diesen Bereich kommen wird. Wir denken da eher an einen einstelligen Tabellenplatz zum Saisonende.


Tor: Can Adanir 13 Paraden, Filip Baranasic 7 Paraden

Torschützen:

Marvin Mundus 7/2

Tom Jansen 5

Julius Meyer-Siebert, Hampus Dahlgren und Daniel Hideg je 4

Valentino Duvancic 3

Julius Fanger und Mattis Michel je 2

Can Adanir und Josip Eres je 1

Sonstige Zahlen:

Fehlwürfe:

TuS Ferndorf 18

HC-Elbflorenz 25

Technische Fehler:

Ferndorf 10

HC-Elbflorenz 7

Bericht: Peter Trojak

Fotos/Collage: Andreas Domian

CEVEN KLATT: Ich finde, wir kommen wirklich gut ins Spiel, haben mehr von der ersten Halbzeit und haben die lange Busfahrt gut aus den Beinen bekommen. Wir gehen 5:2 in Führung, kommen oft über das Tempo zu einfachen Toren, so wie wir es uns vorgenommen hatten.

Wir verteidigen auch im gebundenen Spiel gut und gehen auch verdient und in Führung liegend in die Halbzeit.

Nach der Halbzeit machen wir dann ohne großen Druck einfache Fehler, Elbflorenz gewinnt Bälle, geben sie aber auch leichtfertig wieder her. Da haben wir wieder ein bisschen Zeit gebraucht, um wieder den richtigen Zugriff zu finden, sowohl hinten als auch vorne. Da hilft uns dann auch die 2. Auszeit, wo wir dann ins sieben gegen sechs gehen.

Da stehen wir dann wieder sehr effektiv und gehen mit sieben Feldspielern in die Schlussphase. Da sind wir immer wieder in guten Positionen zu klaren Abschlüssen gekommen.

Auch der Wechsel auf der Torhüterposition hat sich ausgezahlt, deshalb bin ich mit der Leistung des Gespanns insgesamt sehr zufrieden.

Klar, machen wir den ein oder anderen Fehler zu viel, dann wären vielleicht auch beide Punkte drin gewesen.

Aber ich bin stolz auf die Jungs. 28:21, sie glauben weiter an sich, geben bis zum Ende alles, so dass wir am Ende etwas Zählbares mit nach Hause nehmen. Wenn uns das vorher jemand so vorausgesagt hätte, hätten wir das unterschrieben.

Niemand hätte uns das zugetraut, ich glaube, wenn man sich den Spieltag insgesamt anschaut, war das ein ganz wichtiger Punkt, und man sieht, dass sich die Mannschaft deutlich weiterentwickelt hat.

TOM JANSEN (bei Dyn): Ich glaube, wir hatten ziemliche Schwierigkeiten am Anfang der zweiten Halbzeit mit dem sieben gegen sechs, eigentlich schon gegen Ende der ersten Halbzeit. Das hat Dresden ganz gut gemacht, da hatten wir nicht wirklich eine Lösung parat.

Dann haben wir vorne ein paar Bälle weggeschmissen und auch nicht die Paraden gehabt, die uns in dieser Phase gefehlt haben. Zum Ende hin kamen die Paraden dann wieder. Dann kamen auch ein paar Fehler von Dresden, wir kommen wieder ran, und wir wussten, dass Dresden diese Woche schon gespielt hatte. Müde Beine waren die Folge, und das haben wir so gut es ging ausgenutzt.

Dass wir gegen Dresden immer ganz gut aussehen, liegt ein bisschen an unserer Abwehr. Die ist ja sehr offensiv geprägt. Wenn man sich den Rückraum von Dresden anschaut, dann sind das sehr wuchtige und wurfstarke Spieler. Die versuchen wir natürlich schon außerhalb der neun Meter anzunehmen, damit sie gar nicht erst in ihre bevorzugten Wurfpositionen kommen. Das hat in der ersten Halbzeit auch ganz gut geklappt.

Dann haben sie auf sieben gegen sechs umgestellt, und damit hatten wir unsere Schwierigkeiten.

Wir hatten heute die nötige Kampfbereitschaft, einfach nicht aufzugeben. Das wollen wir zu Hause jedes Mal zeigen, aber genauso auch auswärts.

Die mitgereisten Fans wollen wir natürlich belohnen, und das heißt für uns, auf der Platte alles zu geben. Ich glaube, das sind wir ihnen auch schuldig. Deshalb geben wir immer alles, bis die Beine nicht mehr können, und das hat heute gut funktioniert.

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