wS/kks – Kinderklinik Siegen – 08.02.2013 – Chefarzt der Abt. Pädiatrie, Neonatologie und Päd. Intensivmedizin, Professor Dr. Rainer Burghard erläutert kurz und knapp, wie Familien Erkältungsinfekten aus dem Weg gehen können – und räumt mit den geläufigsten Mythen rund um die Immunabwehr auf.
Herr Professor Dr. Burghard, kommen Kinder ohne grippalen Infekt durch den Winter?
Professor Dr. Rainer Burghard: Da muss ich ganz klar sagen: nein! Kinder bekommen etwa acht fieberhafte Infekte pro Jahr, da ist wohl kaum ausgerechnet in der kalten Jahreszeit Pause. Viele Eltern wissen das nicht und gehen besorgt zum Arzt, wenn ihre Kinder im Winter häufiger krank sind. Doch das ist völlig normal. Das Immunsystem muss eben erst lernen, mit den Erregern umzugehen, um später gegen Krankheiten gewappnet zu sein.
Mit welchen Erkrankungen sollten Eltern in der Winterzeit zusätzlich zum grippalen Infekt rechnen?
Eine banale Infektion der oberen Atemwege ist schon die am häufigsten auftretende Erkrankung. Typisch sind außerdem Windpocken und natürlich die echte Grippe, die Influenza.
Wie können Eltern eigentlich den Unterschied zwischen einem
grippalen Infekt und der Influenza erkennen?
Manchmal erkennen das Eltern auch gar nicht. Generell fühlen sich
Patienten mit Influenza kränker und schlapper. Der Arzt kann einen Test machen, jedoch ist das nur nötig bei Säuglingen oder chronisch kranken Kindern. Bei solchen Risikopatienten ist jedoch ohnehin eine Impfung gegen die Influenza ratsam.
Wie bringen Kinder im Winter ihre Immunabwehr auf Trab?
Mit den Klassikern: viel Bewegung an der frischen Luft, zweckmäßige Kleidung und eine vitaminreiche, ausgewogene Ernährung. Das gilt aber ohnehin für das ganze Jahr. Medizinische Immunpräparate aus der Apotheke braucht es in der Regel nicht, ihre Wirksamkeit ist nicht bewiesen. Das gilt auch für Nahrungsergänzungsdrinks und Ähnliches. Sie können die Abwehrkräfte nicht aktivieren, schaden aber auch nicht.
Dürfen Kinder denn beispielsweise auch in die Sauna?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder freiwillig da rein gehen. Für kleine Kinder ist ein Saunabesuch auch nicht ratsam. Denn sie haben einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf, da ist Schwitzen in der Sauna eher kontraproduktiv. Wenn die Kinder jedoch später mit zehn, zwölf Jahren ausdrücklich in die Sauna wollen, spricht nichts dagegen.
Welche Hygieneregeln sollten Familien unbedingt beachten, um Krankheitserreger fern zu halten?
Da steht natürlich das Händewaschen bzw. die richtige Händedesinfektion ganz oben auf der Liste der Empfehlungen. Das ist gerade in den infektreichen Monaten das A und O. Und große Menschenansammlungen meiden, etwa vollgepackte Busse mit hustenden Leuten. Sind die Eltern erkrankt, sollten sie sich nicht zu schade sein, einen Mundschutz zu tragen, um ihren Nachwuchs nicht anzustecken. Das rate ich schon bei normalen Infekten, bei der Influenza sowieso. Natürlich sollten Kranke niemanden abbusseln und eher auf Distanz zu ihren Mitmenschen
gehen. Beim Niesen sollte man nie in die Hand niesen, sondern wenn möglich in die Armbeuge.
Haben Sie einen Geheimtipp aus der Praxis, wie Familien gesund und fit durch den Winter kommen?
Einen ultimativen Wundertipp? Nein, den gibt es nicht. Gegen die Infekte im Winter hat man nur wenig in der Hand und eine Garantie fürs Gesundbleiben gibt es nicht. Beachten Sie einfach gemeinsam mit Ihren Kindern die Vorsichtsmaßnahmen.
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