Forschungsgruppe „IT für die alternde Gesellschaft“ arbeitet in mehreren Projekten an neuen Systemen zur Unterstützung von Senioren.
(wS/uni) Siegen – Deutschland altert, die Bevölkerung schrumpft. Das Statistische Bundesamts hat berechnet, dass die Einwohnerzahl im Jahr 2060 je nach Stärke der Zuwanderung zwischen 67,6 und 73,1 Millionen betragen wird. Heute ist jeder Fünfte 65 Jahre oder älter. 2060 wird es jeder Dritte sein. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie wird deshalb immer bedeutender, um Senioren im täglichen Leben zu unterstützen, dass sie länger unabhängig zu Hause leben können. An der Universität Siegen arbeitet die Forschungsgruppe „IT für die alternde Gesellschaft“ (Junior-Prof. Dr. Claudia Müller) am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Prof. Dr. Volker Wulf) in mehreren Projekten an diesen Herausforderungen der Zukunft.
Auf dem Deutschen Seniorentag in Frankfurt am Main stellte die Forschungsgruppe Anfang Juli mit Vorträgen und einem Messestand zusammen mit dem Partner BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) neue, laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte für die alternde Gesellschaft vor. Die bisherigen Projekte im Überblick:
iStoppFalls: Informations- und Kommunikationstechnologien zur Prävention und Vorhersage von Stürzen
Das internationale Forschungsprojekt startete im Oktober 2011 und soll ältere Menschen dabei unterstützen, sich durch eigenverantwortliche Prävention vor den Gefahren von Stürzen im Alltag zu schützen. Entwickelt wurde ein interaktives Sturzpräventionsprogramm, das Senioren zu Hause selbstständig nutzen können. Hierbei hilft die im Projekt entwickelte Technik: Eine kameragesteuerte Spielkonsole im Wohnzimmer und ein Bewegungsmessgerät für den Außenbereich, das alle körperlichen Aktivitäten aufzeichnet und an die Benutzer zurückspiegelt. 15 Senioren aus Siegen und Umgebung haben dieses Programm mitentwickelt und in ihrem täglichen Leben getestet, um ständig die Alltagstauglichkeit zu verbessern. Die Grundlage des Programms sind Bewegung und regelmäßige Trainings-Einheiten. Die neuartige Technologie unterstützt und motiviert, Spiele werden also mit aktiver Bewegung kombiniert.
Sehr Mobil: Entwicklung einer Plattform zur Erhaltung und Förderung der Mobilität im Alter
In der Modellregion Siegen-Wittgenstein wird eine altersgerechte und generationsübergreifende Mobilitätsplattform entwickelt. Über Computer, Fernseher und Smartphones sollen Nutzer aller Altersgruppen mit Hilfe einer App sowie einer Webseite möglichst viele verschiedene Empfehlungen aufgezeigt bekommen, um von A nach B zu kommen. Ziel ist es, mit privaten Mitfahrgelegenheiten, Bus- und Bahnlinien und anderen Transportdienstleistern ein breites Netzwerk aufzubauen, um damit die Mobilität und die Lebensqualität der Bürger, insbesondere von älteren Menschen in Siegen-Wittgenstein, langfristig zu sichern. Eine integrierte Fußgängernavigation und Unterstützung während der Busfahrt sollen die Wege durch die Stadt und zu Haltestellen zudem vereinfachen.
Quartier: Erforschung IT-gestützter Systeme zur Verbesserung der Selbstständigkeit und der sozialen Teilhabe der älteren Bewohner in Wohnquartieren.
Gemeinsam mit den Mieterinnen und Mietern eines Wohn-Quartiers in Dortmund werden neue IT-gestützte Möglichkeiten erforscht und gestaltet, die soziale Teilhabe, Selbstbestimmtheit und Selbständigkeit für ältere Mieter, aber auch gemeinschaftsstärkende Aspekte für alle Quartiers-Bewohner zum Ziel haben. Vor allem, aber nicht nur für ältere Menschen sollen Möglichkeiten geschaffen werden, mehr über die Angebote ihres Wohnviertels zu erfahren, ihre Freund- und Nachbarschaften zu pflegen und den Austausch innerhalb Ihrer Umgebung zu fördern. Besonderen Fokus erhält dabei die Erforschung von Unterstützungsmöglichkeiten für informelle nachbarschaftliche Hilfsnetzwerke.
TOPIC: Informations- und Kommunikations-Systeme zur Unterstützung pflegender Angehöriger
Wer Familienangehörige zu Hause pflegt, leistet enorm viel. „Topic“ steht für „The Online Platform for Informal Caregivers“, übersetzt: „Online-Plattform für informell Pflegende“. Auf der Plattform werden Informationen gebündelt, Anleitungen und Pflege-Hinweise für den Umgang mit Krankheiten wie Demenz oder Parkinson bereitgestellt und Angebote veröffentlicht. Die Inhalte sind ausgewählt, sodass diejenigen, die andere Menschen pflegen, hier schnell und unkompliziert Hilfe erhalten. Der Zugang ist mit Smartphones und Tablets, aber auch via Internet-Browser möglich. Die Plattform macht als Netzwerk den Austausch von Informationen oder Kontakten mit anderen Pflegerinnen und Pflegern möglich.
Ami: Entwicklung eines GPS-basierten Ortungssystems für Alzheimer Patienten
Betreuende Pflegekräfte oder Familienangehörige stellt die Pflege von Demenzkranken mitunter vor besondere Herausforderungen, etwa wenn mit den sinkenden geistigen Fähigkeiten auch der Orientierungssinn verloren geht und ein Demenz-Kranker sich verirrt. In dieser Situation soll das im Projekt entwickelte Ortungssystem Unterstützung bieten. Patienten mit Alzheimer-Krankheit tragen dazu ein GPS-fähiges Endgerät bei sich, das entweder ad hoc auf Anforderung oder kontinuierlich die Position des Patienten übermittelt. Die Information, wo sich ein vermisster Demenzkranker aufhält mit allen erforderlichen Kontextinformationen wird an ein mobiles Endgerät, z. B. an ein Smartphone, übertragen. Dies ist ein wesentlicher Nutzungsaspekt, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein vermisster Demenzkranker stationär an einem Ort verweilt, sondern sich weiter fortbewegt. So können z. B. Personen, die den Vermissten suchen und ihm nachfolgen, permanent über die aktuelle Route des Alzheimer-Kranken informiert werden.
FoSIBLE: Neue Medien zur Unterstützung älterer Menschen für mehr soziale Teilhabe an der Gesellschaft
Das Projekt FoSIBLE (Fostering Social Interaction for the Well-Being of the Elderly) erforscht und entwickelt neue Medien, die älteren Menschen einen besseren Zugang zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Das Projektziel richtet sich auf die Förderung sozialer Interaktionen von älteren Menschen mittels neuer Informations- und Kommunikationstechnologien.
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