Auf dem Smart Home-Fachtag an der Universität Siegen haben Experten und Testpersonen das intelligente Wohnen vorgestellt.
(wS/red) Siegen 03.11.2016 | Wenn Oma vergisst, ihre Tabletten zu nehmen, wird der Enkel informiert. Wenn Fußball im Fernsehen läuft, wird das Licht grün gedimmt. Und wenn ich die Wohnung verlasse ohne den Herd abzustellen, werde ich sofort gewarnt. Das Haus der Zukunft ist intelligent, soll Komfort und Sicherheit garantieren und Energie sparen – das alles möglichst diskret im Hintergrund. Wie es sich in einem Smart Home wohnt, konnten Interessierte auf dem Fachtag „Get smart – Die Zukunft im Smart Home Markt“ an der Uni Siegen erleben.
Martin Heuckmann ist einer, der weiß, wie es ist, wenn das eigene Haus intelligent ist. Er gehört zu einem von insgesamt 14 Testhaushalten im Kreis Siegen, in denen die Uni das Smart Home erprobt. Die Testpersonen sind bunt gemischt: Jung und alt, mit und ohne Kinder, Eigenheim oder zur Miete, technikaffine Personen und Technikmuffel.
Um das Smart Home zu testen, stellte die Uni das Zubehör für die Testhaushalte, interviewte die Bewohner und beobachtet ihren Umgang mit der Technik bereits seit eineinhalb Jahren. Martin Heuckmann bekam das Paket mit dem kompletten Zubehör an die Haustür geliefert und wurde dann dabei gefilmt, wie er die Hardware anbringt und die Software konfiguriert. Dazu gehört zum Beispiel, Sensoren an den Fenstern anzubringen und einzustellen, wann welches Licht in welchem Raum angehen soll. Heuckmann ist selbst IT-Experte, trotzdem stand er das ein oder andere Mal vor Herausforderungen. „Ich habe vor einer Kamera noch nie so geflucht wie bei der Installation“, erzählt er.
Genau daraus wollen die Forscher lernen. Sie wollen die Produkte so gestalten, dass die Kunden sie aus der Packung nehmen und sofort intuitiv benutzen können. Und zwar jeder Kunde, egal ob technikaffin oder nicht. Dazu gehört zum Beispiel eine einfache und einheitliche Nutzeroberfläche. Außerdem soll die Software schon bei der Lieferung wissen, welche Zustände im Haus gefährlich sind und was bei Gefahren passieren soll. Wenn niemand im Haus ist, und dann das Fenster geöffnet wird, weiß das Haus automatisch, dass es sich wahrscheinlich um einen Einbrecher handelt. Die Alarmanlage geht an, die Lampen im Haus leuchten rot und der Bewohner erhält per Push-Nachricht eine Mail. So kann er im Notfall zum Beispiel Nachbarn oder direkt die Polizei informieren. Dieses Szenario soll der Endnutzer nicht erst kompliziert definieren müssen. Das Produkt wird so geliefert, dass alles bereits individuell eingerichtet ist. So wird es Technikmuffeln einfacher gemacht, den ersten Schritt in Richtung Smart Home zu gehen.
Auch wenn der Anfang etwas holprig war, hat sich Martin Heuckmann nach kurzer Zeit sehr an sein neues, schlaues Zuhause gewöhnt: „Am Anfang habe ich jeden Tag alle Werte kontrolliert, aber mittlerweile habe ich so viel Vertrauen in die Technik, dass ich sie einfach laufen lasse. Viele der Annehmlichkeiten will ich jetzt nicht mehr missen.“
In einem Showroom der Uni testen die Wissenschaftler weitere Anwendungen: Eine Medikamentenbox ist mit einem Magnetsensor versehen. Wenn eine ältere Person zwischen 12 Uhr und 12.30 Uhr ihre Tabletten einnehmen muss, und das nicht geschieht, warnt das System und informiert gegebenenfalls den Pflegedienst oder die Angehörigen. „Das Smart Home soll autonomes Leben auch im Alter unterstützen“, erklärt Corinna Ogonowski, Projektkoordinatorin des SmartLive-Forschungsprojekts. „Die älteren Menschen werden diskret bei kritischen Situationen überwacht, ohne sich dabei kontrolliert zu fühlen. Die Technik steht immer unauffällig im Hintergrund.“
Im Moment ist es noch Zukunftsmusik, aber durchaus vorstellbar: Eine Kamera erkennt das Gesicht des Bewohners, wenn er das Haus betritt. Eine Software erkennt die Stimmung und stellt entsprechend Licht, Heizung und Musik ein. Der Showroom an der Uni ist dabei kein verschlossenes Kämmerlein, sondern soll auch eine erste Anlaufstelle für Unternehmen sein, um sich zum Thema Smart Home zu informieren, Produkte auszuprobieren und zu erleben, was es heißt sein Zuhause smart zu machen. Hierfür wurde aus dem Projekt das habitat Netzwerk für Smart Home Services gegründet.
Das SmartLive-Forschungsprojekt läuft seit 2014 für drei Jahre. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und hat ein Gesamtbudget von 1,2 Millionen Euro.
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